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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Dezemberheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Die Entwicklung der Museumsbauten in Deutschland / Ein Beitrag zur gotischen Teppichwirkerei / Die Malerei des Barock in Rom / Aus der Kunstwelt / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0185

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Kunff au kito nen.

BecUn.

Der Katalog XVI des Kunst-Auktions-Hauses Jac. Hecht
zur bevorstehenden Versteigerung vom 12. und 14. Dezember 1925
umfaßt wiederum eine Rcihe interessanter Sammel-Gebiete. So
ist neben hochwertigen G e m ä 1 d e n a 11 e r u n d n e u e r e r
M e i s t e r eine Reihe ostasiatischer Kunstgegen-
s t ä n d e zu erwähnen, die in ihrer Mannigfaltigkeit selten zu fin-
den sein werden. Es händelt sich hauptsächlich um sehr ge-
schmackvolle Zierstiicke aus Jade und Bergkristall, Arbeiten in
verschiedenen Lacktechniken, Farbenholzschnitte, Porzellane,
Fayenzen etc. Das antike und moderne Stil-Mobiliar ist wiederum
sehr reich vertreten. Auch Perser-Teppiche in den verschiedcn-
sten Größen werden zum Ausgebot gelangen. Das Gebiet der
Kleinkunst umfaßt schöne geschmachvolle Silbergeräte, Porzellane,
eine Sammlung von Tassen, Miniaturen, Dosen und eine Anzahl
von anderen antiken Kunstgegenständen.

*

Das Buch- und Kunstantiquariat Paul Graupe versendet
soeben den Katalog seiner Verstcigcrung 57 vom 14. Dezember,
der Manuskripte, Inkunabeln, Holzschnittbücher des 16. Jahrh.,
Aldinen und bibliographische Werke cnthält. Diese Versteigerung
wird die bedeutendste Bücherversteigerung werden, die in
Deutschland seit Jahrzehnten stattgefunden hat, denn der mit
großer wissenschaftlicher Sorgfalt bearbeitete Katalog ent'nält
außer einigen sehr kostbaren Handschriften mit Miniaturen übcr
150 Drucke des 15. Jahrhunderts. Unter diesen Inkunabeln ist
fast jedes Stüek in irgend einer Weise bemerkenswert. Der un-
genannte Sammler, dem diese Bibliothek gehört, hat fast nur In-
kunabeln mit Holzschnittschmuck gesammelt und so enthält seine
Bibliothek denn auch die berühmten Stücke der Holzschnittkunst
des 15. Jahrh., z. B. Schedels Chronik, den Poliphil, die neunte
deutsche Bibel, Breydenbachs ,.Reise in das heilige Land“, Brants
„Narrenschiff“, den Schatzbehalter, den venezianischen Dante von
1491 und zahlreiche Ausgaben des Heiligenlebens. Das kostbarste
Hauptstück ist wohl ein Blockbuch von 30 Folio-Blatt, eine nie-
derländische Bibla Pauperum von 1460. Der Katalog enthält fer-
ncr noch eine Sammlung von Proben der frühesten Druckerzeug-
nisse Gutenbergs und Schöffers, ganz seltene und nur in wenigen
Exemplaren erhaltene Holzschnittbücher, wie den Ulmer Aesop
von 1476, Barlaam und Josaphat, Augsburg 1475, den in Sara-
gossa 1494 gedruckten spanischen Boccaccio und das berühmte
von Nitzschewitz herausgegebene Psalterium von 1497, den im
Kloster Zinna gcdruckten friihesten Druck der Mark Brandenburg.
Livres d’Heures des 15. Jahrhunderts mit reichem Miniaturschmuck
in kostbaren Einbänden. Unter den Holzschnittbiichern des 16.
Jahrhunderts der Theuerdank, Weißkunig, Riixners Turnierbuch,
Modellbücher, eine Anzahl anatomischer Abbildungswerke und
eine sehr umfangreiche Serie von Diirers Holzsclmitt, und Kupfer-
stichfolgen. Eine der größten Kostbarkeiten ist ferner einc Bibel
von 1542 mit Holzschnitten von Springinklee und Schön, auf deren
Vorsatz sich eine prachtvolle eigenhändige Eintragung Martin
Luthers befindet. Eine besonderc Abteilung des Kataloges bilden
die Aldinen, die bis in das 15. Jahrhundert zurückreichenden frühe-
sten Drucke des Venezianers Aldus Manutius, dic wegen ihrer
Schönheit berühmt und seit Jahrhunderten gesanimelt sind. Eine
sehr reichhaltige Abteilung Bibliographie beschließt den Kataiog.
Sie enthält wichtige Nachschlagwerke über die alten Drucke.

Am 15. Dezember versteigert Paul G r a u p e eine Samm-
lung französischer illustrierter Bücher des 18. und 19. Jahrhun-
derts, in der die Werke der beriihmten Stecher enthalten sind,
wie Eisen, Morreau, Marillier, Cochin, Gravelot u. a. Die Biblio-
thek ist bcsonders reizvoll durch die vortreffliche Erhaltung der
Exemplare und durch die fast durchweg zeitgenössischen Einbände
von den berühmtesten Buchbindern der Zeit um 1800.

Kölru

Eine Sammlung japanischer Kleinkunst des 19. Jahr-
hunderts von edelster Qualität bringt das Kunstauktionshaus Math.

L e m p e r t z am 8. bis 10. Dezember zur Versteigerung. Die von
einem rheinischen Liebhaber in mehrcren Jahrzehnten autgebaute
Sammlung umfaßt wohl alle Sparten des japanischen kunstgevverb-
lichen Schaxfens itn 19. Jahrhundert sowie einc sehr große Zahl
bedeutendster Werke der Kleinplastik in Eifenbein und Holz, die
das japanische 19. Jahrhundert aus dem Fundus einer jahrtausend-
alten Kultur und Tradition hervorgebracht hat. Neben den impo-
santen großen Skuipturen in Elfenbein, die sowohl wegen der Aus-
nütung des kostbaren Materials als auch wegen der selbst die
geringsten Einzelheiten liebevoll durchiührenden Bildhauerkunst
auffallen, sind die überaus feineu und reichen Netsuke und Okimono
bemerkenswert, unter denen sic hnicht wenige Arbeiten bedeuten-
dcr Schnitzkiinstler des 18. Jahrhunderts befinden. Verbliiffend
sind die Leistungen japanischer Ziseleure, Tauschier- und Email-
künstler auf einer großen Reilie von Vasen, Schalen, Kästchen
etc. aus verschiedenen Metallen, dic ausnehmend feinen Lack-
arbeiten, die ihren alten Vorbildern würdig nacheifern, endlich
die ausgesucht feinen Malereien auf keramischen Gefäßen der
Manufakturen von Satsuma und Kinkozan. Eine besondere Note
bekommt diese Kostbarkeiten-Sammlung durch die geschliffenen
Schalen und Vasen aus Halbedelsteinen wie Achat, Nephrit, Berg-
kristall, Lapis lazuli, Rosenquarz, Jade etc., die allerdings nur zu
kleinem Teile aus dem Osteu stammen und meist europäischer
Provenienz sind. Ausgesucht edles Steinmaterial wetteifert hier
mit schöner Formgestaltung. Im zweiten Teil des Katalogs finden
sich eine große Anzahl chinesischer Teller und Schüsseln des
18. Jahrhunderts, meist mit der eBmalung der Rosa-Familie sowie
kunstgewerbliche Arbeiten aus China, Japan und Indien.

Bei der Versteigerung von Gemälden neuzeitlicher
M e i s t e r bei Math. L e m p e r t z wurden bei sehr zahlreicher
Beteiligung Preise erzielt, die bekunden, daß der Kunstmarkt sich
von der Depression der vergangenen Monate schon gut zu erhoien
beginnt. Wir nennen im folgenden einige Hauptpreise: A. Achen-
bach, Heimkehr des Lootsenbootes 3000 Mk.; Douzette, Dorfstraße
im Schnee 1000 Mk.; F. A. von Kaulbach, Damenbildnis, 825 Mk.;

F. E. Meyerheim, Ländliches Famllien-Idyll, 1900 Mk.; O. Retnel,
Muttergliick, 1400 Mk.; H. Salentin, Kinder in der Kiichc, 630 Mk.;
W. Schreuer, Ballgesellschaft, 1800 Mk.; H. Seeger, Christus bei
Maria und Martha 1200 Mk.; F. v. Stuck, Damenbildnis, 900 Mk.;

F. Voltz, Kuhherde, 1950 Mk.; H. v. Zügel, Drei Kiihe, 3200 Mk.

jviüncben.

Am 15. und 16. Dezember findet bei Hugo Helbing eine
Auktion modcrner Gemälde, Aquarclle, Handzeichnungen und
Graphik statt. Der erste Teil des Katalogcs umfaßt die Bestände
der Galerie Baum, München; der zweite Teil Beiträge eines
mitteldeutschen Museums und aus anderem Besitz. Der Bestand
der Galerie Baum umfaßt Werke der älteren Schule wie G. Cour-
bet, W. v. Diez, K. Haider, L. Hartmann, Jak. Hoff, Ch. Hoquet,
Ch. Jaque, Hugo Kauffmann, F. A. v. Kaulbach, A. v. Keller,

G. Kühl, H. v. Marees, G. v. Max, G. Schönlcber, A. Schreyer,

H. Thorna, Fr. Voltz und .1. Wenglein. Aus der Seccession und
der modernen Schule F Baer, B. Becker, A. Biiger, P. Bürck,
L. Grieb, H. v. Habermann, H. v. Hayeck, A. Jank, R. Nissel,
R. Petuel, L. Samberger, Ch. Schrader-Velgen, J. Seyler, F. v.
Stuck, V. Thomas, A. Weise, R. Winternitz, Otto Wirsching und
H. v. Zügel.

Aus mitteldeutschen Museen und anderem Besitz sind zu
erwähnen: A. Achenbach, G. Canton, G. Ciardi, F. v. Defregger,
F. Friedbichler, M. Gaisser, E. v. Gebhardt, O. Gebler, E. v. Grütz-
ner, K. Haider, C. Heffner, H. Kaulbach, L. Knaus, G. Kühl,
W. Löwith, .1. Mali, H. v. Marees, G. v. Max, A. Oberländer,
F. Roubeaud, E. Schleich d. Ä., R. Schleich, A. Seidel, C. Spitz-
weg, F. v. Stuck, W. Trübner, W. Velten, E. Verboeckhoven,
J Wenglein, J. Wopfner, M. Wunsch, Ernst Zimmermann und L. v.
Zumbusch.

Ein Ueberblick über beide 'Feile des Kataloges löst den Ein-
druck der Zusammengehörigkeit aus, besonders erfreulich ist, daß
auch die jüngere Generation zu Worte kommt.

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