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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
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Krüger, Hans Carl: Bode und der Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0172

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Bode und dee KunÜbandet

oon

fians Cat’t Ktiigev

S n keinem kaufmännischen Beruf ist das Vertrauen auf
1 die persönliche Zuverlässigkeit so Vorbedingung wie
beim Kunsthandel. In jedem Warengeschäft kann man

Böhmischer Meister um 1350.

Maria mit dem Kind und dem Stifter Erzbischof Ernst von Prag

Qualität und Preis leicht kontrollieren, beim Kauf von
Kunstvverken ist der Erwerber, wenn er nicht ausnahms-
weise selbst Kenner ist, von seinem Ratgeber abhän-
gig. Der Kunsthandel friiherer Jahre hat viel gesündigt.

Auch die ernsthaftesten seiner Vertreter hatten nur ein
überlegenes Lächeln dafür, wenn prominente Standes-
genossen mala fide Fälschungen in den Verkehr brach-
ten. Es hatte schon etwas anekdotisches, wenn bei ge-
wissen Größen etwa alle Viertfeljahre mindestens ein
romanisches Reliquiar, eine karolingische Elfenbeinplatte
oder eine gewiße Prunkrüstung —- ganz zu schweigen
vom Porzellan — auftauchte, das von irgend einem
Schloß im Monde stammen sollte. Wir sprechen darüber
heute wie über Vergangenes, zur Ehre des Kunsthandels
sei es gesagt. Es fehlte, und das war die Ursache,
wenn solche Fälschungen jahrelang kursierten, die
rechte Fühlung mit den maßgebenden Museumsstellen.
Zwischen Kunsthandel und den meisten Museumsleitern
bestand eine latente Animosität. Der letztere sprach
vom Kunsthandel in der Regel mit einem Augenzwin-
kern und dieser quittierte mit entsprechender Geste,
wenn einmal eine Fälschung im Museum gelandet war.
Unter den Folgen dieses nicht gerade angenehmen Ne-
beneinanderlebens, bei doch ähnlichen Interessen, litten
beide Teile.

Diese etwas lange Einleitung war notwendig, um
auf die Gegenwart zu kommen. Für die jüngere Gene-
ration ist das heutige Vertrauens-Verhältnis zwischen
Museen und Kunsthandel selbstverständlich. Daß es
so geworden ist, ist das Verdienst Bodes. Er hat der
theoretisch wissenschaftlichen Grundlage der jungfen
Kunsthistoriker hinzugefügt, daß Kennerschaft nicht nur
am Schreibtisch zu erlernen sei, daß immer nur Sehen
und wieder Sehen und kritisch Vergleichen die Sinne
schärft. Und hierzu bietet die fluktuierende Masse im
Kunsthandel das geeignete Material und die notwendige
Ergänzung. Wenn Bode weitschauend bereits vor Jahr-
zehnten der italienischen Kunst zu einer neuen Renais-
sance verhalf — als er Gemälde, Bronzen, MajoÜka,
Plastiken m Marmor und Stuck für seine Museen er-
warb, als Niemand sie beachtete, und damit ungeheure
Millionenwerte dem Staate zuführte —, so erzog er
gleichzeitig ein Gremium hochherziger Mäcene und
Sammler, die seinen Instruktionen folgten und er gab
damit dem Kunsthandel ein ungeheures Feld der Betäti-
gung, ihm neue Wege und Ziele weisend. Gleich frucht-
bar für den Kunsthandel war seine Initiative für die isla-
mische Kunst, die persischen Teppiche, für die ostasiati-
sche Kunst! Ohne sein Eintreten hätten wir nie Samm-
lergruppen für diese Kunstgattungen, und damit auch
keine Spezialhandlungen auf diesen Gebieten!

So kurz dieser Hinweis nur sein kann, er wäre nur
zur Hälfte gesagt, vergäße man neben der materiellen
die ebenso wichtige ideelle Seite. Zur Ehre des inter-
nationalen Kunsthandels sei es gesagt, daß er dankbar
den gegebenen Richtlinien gefolgt ist. Alle die Hun-
derte, die bei Bode Rat holten, werden nie unbereichert

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