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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Dezemberheft
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Wilhelm von Bode: zu seinem 80. Geburtstag am 10. Dezember 1925
DOI Artikel:
Posse, Hans: Bode und die kunstwissenschaftliche Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0162

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stung. Stillschweigend annehmend, laut ablehnend, be-
dient sich die akademische Gelehrsamkeit der sammeln-
den und ordnenden Vorarbeit.

Schließlich ist die Spaltung in zwei Lager von Uebel.
Jeder Kunstgelehrte sollte an der kennerischen Arbeit
teilnehmen, schon deshalb, weil Schlußfolgerungen aus
eigenen Beobachtungen ersprießlicher sind als solche aus
fremden. Alle glücklichen und fruchtbaren Leistungen,
mögen sie aus diesem oder jenem Lager stammen, offen-

baren, scharf analysiert, das Beieinander von Beobach-
tungen und gedanklicher Gruppierung der Beobachtun-
gen. Das mit Kunstliebe gepaarte Wahrheitsstreben
führt von selbst zur Kennerschaft, und ohne Liebe zum
eiuzelnen Kunstwerk bleibt jede gelehrte Beschäftigung
mit der Kunst steril und nutzlos.

Dem Meister, der die Ehre unseres Berufes erhöht
hat, bringe ich im Namen dankbarer Schüler meine
Glückwünsche dar.

Giotto, Tod Mariae. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museumsvereins.

Bode und die k.unümt{Tenfct)aftlicbe porfcbung

oon

fians Poffe

| as „Verzeichnis der Schriften von Wilhelm von
Bode“, das 1915 als Festgabe zu seinem 70. Ge-
burtstag erschien, führt die erstaunliche Zalil von über
500 größeren und kleineren Veröffentlichungen und
Monumentalpublikationen auf. Diese Ziffer schließt nicht
die zahllosen Fälle ein, in denen dieses leidenschaftlich
für alle Kunstdinge interessierte Temperament von jeher
in Tageszeitungen und Zeitschriften seine Stimme zu
öffentlicher Belehrung in allgemeinen Kunstfragen, zur
Popularisierung der von ihm verwalteten und erworbe-
nenen Kunstschätze erhoben hat. Die Erträgnisse eines
weiteren Jahrzehnts ungebrochener Schaffenskraft sind
unterdes hinzugekommen. Das Ganze bietet ein über-
wältigendes Forscher- und Gelehrtenwerk von imposan-
ter Größe und Bedeutung, so reich, daß es im Einzelnen
oft unübersichtlich und verwirrend wirkt in der Fiille

seiner Früchte aus den verschiedensten Gebieten, in sei-
nem immer weiter greifenden, zur Universalität neigen-
den Ausdehnungsdrang. Aber doch ist es ein Werk von
tiefer persönlicher Folgerichtigkeit. Denn diese wissen-
schaftliche Betätigung von einer höchsten Energie ist
die unzertrennbare Gefährtin jener Muesums- und Orga-
nisationstätigkeit Wilhelm v. Bodes, sie erläutert und
ergänzt, sie vollendet sie. Und wenn die wissenschaft-
liche Forschung stete Anregung und Belebung durch die
Tätigkeit des Sarnmlers empfangen hat, so hat jene der
Praxis wieder die Wege bereiten helfen.

Wilhelm v. Bodes kunstschriftstellerische Tätigkeit
nennt das kluge Vorwort zu der genannten Veröffent-
lichung ,,einTagebuch, das Journal eines tätigen Lebens“.
Ihre Anfänge, die erste Beschäftigung des Braunschwei-
ger Juristen mit Kunstdingen, reichen iiber ein halbes

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