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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Augustheft
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Müller, Walter: Aus der Dresdner Skulpturensammlung: Giovanni Battista Buonomia
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0547

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Aus dev üvesdnec Skutptucensammtung

GUovcLnni Battifla Buonomia
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| as Eindringen der Renaissance in Dresden im 16.

^ Jahrh. gehört zu den interessanten, aber auch
komplizierten Epochen der sächsischen Künstlerge-
schichte. In der Residenzstadt setzte damals ein be-
wegtes Leben ein. Was die Bau- und Schmucklust der
sächsischen Herzöge ersann, und was der auf den Berg-
bau beruhende Wohlstand des Landes ihnen erlaubte,
konnte mit einheimischen Kräften allein nicht bewältigt
werden. So sehen wir auf der einen Seite die deut-
schen, sächsischen und außersächsischen, Künstler ent-
weder nach Dresden berufen oder von Dresden aus be-
schäftigt, auf der anderen ein Kommen und Gehen von
Italienern, Niederländern und anderen Fremden. Die
,,Welschen“ waren unter ihnen am stärksten begehrt —
kein Wunder, denn sie besaßen ja das Geheimnis der
neuen Kunst. Es waren Oberitaliener; aus Brescia,
Lugano, Padua etc. stammten sie, den Randgebieten der
Alpen, die die nächste Verbindung nach Deutschland
hatten. Von denen, die bis Dresden kamen, ist wohl
selten einer für immer dort geblieben wie der Luganese
Nosseni, der eine Deutsche heiratete und wohlhabend
und hochbetagt in der Residenzstadt starb. Andere, wie
sein Mitarbeiter Carlo de Cesare, vollendeten das Werk,
zu dem sie berufen waren, und kehrten sofort wieder in
ihre Heimat zurück; wieder Andere tauchen für ein paar
Jahre urkundlich auf und verschwinden, anscheinend
ohne eine Spur zu hinterlassen. Wenn es gelingt, einen
von diesen letzteren, der bisher ein bloßer Name war,
durch Verbindung mit erhaltenen Werken greifbarer zu
rnachen, so ist ein neuer Baustein zur Dresdener Renais-
sance gewonnen.

Als Nosseni, der Erbauer der Freiberger Fürsten-
gruft, 1620 starb, hinterließ er in den Räumen seines
Hauses nahe dem Elbtor eine ansehnliche Privatsamm-
lung, die er kurz vor seinem Tode noch dem Kurfürsten
zum Kauf angeboten hatte. Dieser ließ sie von 4 er-
fahrenen Kennern abschätzen, erwarb sie 1622 von Nos-
senis Witwe und überwies die wertvolleren Stücke der
Kunstkammer. Das sorgfältige Verzeichnis, das diese
4 Beauftragten von der ganzen Hinterlassenschaft anf-
gestellt haben, ist erhalten ]) und zeigt, daß ihr Wert
nicht übermäßig groß war und daß der Italiener mehr
auf Kuriositäten gesehen hat, als auf wirkliche Kunst-
werke. Immerhin waren auch Bronzen und Bozzetti
von Giovanni Bologna, Adrian de Vries und Carlo de
Cesare unter den Werken der Plastik. Gegen Schluß
dieser Aufzählung wird noch ein Stück genannt (a. a. 0.
S. 165) „Ein Brustbild Churfürst Augusti flach in einem
Comportament, von weißen Marmor, Fecit Johann Bap-
tista, 50 I h.“ Wer die im 16. Jahrh. in Dresden be-

*) Hantzsch, Dresd. Qesch. Bl. 1903 S. 157 ff.

schäftigten welschen Künstler überblickt, wird
Hantzsch unbedingt zustimmen, wenn er diesen Johann
Baptista mit Giovanni Battista Buonomia identifiziert,
und ein weiterer Ueberblick über die nicht eben zahl-
reich erhaltenen Denkmäler der Renaissance-Plastik in
Dresden führt unabweislich dazu, das Stück in dem in
der Skulpturensammlung befindlichen Marmorrelief wie-
derzuerkennen, das hier zum ersten Mal abgebildet
wird (H. 0,92 m). 2) Es trägt keine Signatur irgend
welcher Art; es ist 1879 aus dem Historischen Museum
der Skulpturensammlung überwiesen und läßt sich in
den Inventaren bis 1640 zurückverfolgen, und zwar
stets mit dem besonders dazu gesetzten Künstlernamen
des Johann Baptista — also eine gute, nur später abge-
rissene Ueberlieferung.

Unser Wissen von Buonomia ist gering, schon aus
dem Crunde, weil er es nur 5 Jahre in Dresden ausge-
halten hat und dann wieder nach Westen davon ge-
zogen ist. :!) Zwei Brüder de Thola aus Brescia, die
1548 an den Dresdener Hof kamen, scheinen den Lands-
mann später nach sich gezogen zu haben. Jedenfalls
wurde der „welsche Werkmeister und Maler Johann
Baptista Buonhomius Italus Brixiensis“ (aus Brescia) im
Juni 1566 feierlich als „wesentlicher Hofdiener und Hof-
m.eister“ bestallt. Im selben Jahr arbeitet er unter Paul
Buchner an der Erweiterung des Wilsdruffer Thors,
1567 beteiligt er sich in Gotha an der Zerstörung der
Feste Grimmenstein und 1568 wirkt er ebenfalls mit
Buchner an dem Bau der Lazarethkirche, Im gleichen
Jahr erhält er Urlaub zu einer Reise in Privatangelegen-
heiten in seine Heimat und 1571 wird er an den Hof des
Pfalzgrafen Casimir entlassen. Von seinen künstle-
rischen Leistungen häben wir bisher keine Vorstellung.
Auf der einen Seite scheint er, nach seinem Bewer-
bungsschreiben an den Kurfürsten zu urteilen, Vorgän-
ger von Nosseni gewesen zu sein als Meister von
„Triumphen und allerlei Ritterspielen und Mummereien“,
auf der anderen wird er architectus und sculptor ge-
nannt. Auf die Bildhauerei scheint er selber Wert ge-
legt zu haben, denn dem Kurfürsten gegenüber erbietet
er sich „Bildwerk zu hauen von Marmor, von Stucko
oder Erden, und von Messing, als Statuen, Historien,
contrafacturen, Medalien uüd Sepulturen, samt allen an-
deren zugehörigen Dingen der Scolptura.“ Um so wert-
voller, daß wir ilm wenigstens von dieser Seite, als Bild-

L’) Kurz erwähnt Sponsel, Fürstenbildnisse S. 39, zu Nr. /9
v. Seidlitz, Kunst in Dresden I. 196.

3) Steche, Hans v. Dehn, S. 47. Derselbe, Neues Arcliiv f.
Sächs. Gesch. 4, 1883. S. 119. Schmidt, Archiv f. Sächs. Qesch.
11, 1873 S. 83 u. 167. üurlitt, Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens
XXVIII, S. 194; 327. Sponsel, der Zwinger S. 13. Hauptstaats-
archiv, Archiv-Verzeichnis XVI, 13 S. 75.

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