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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Maiheft
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Donath, Adolph: Bode und "Das Berliner Museumschaos"
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0395

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Bode und „Das Bedtnec Jvtufeumscbaos”

uon

Adotpb Donatb

jie Worte vom „Berliner Museumschaos“ hat Karl

S c h e f f 1 e r geprägt. Zum Schluße eines Arti-
kels, den er in „Kunst und Künstler“ veröffentlicht,
meint er, das Berliner Museumschaos werde „allmählich
unerträglich; es droht alle daran Beteiligten um so mehr
zu demoralisieren, je länger es dauert“. Ich aber —
Verzeihung! —- glaube: mit dem Demoralisieren ist das
so eine Sache. Bode ist ebensowenig demoralisiert als
Wiegand, und was die Hindernisse' anlangt, die man
jetzt Wiegand in den Weg legt, hierüber sprechen sich,
im Anschluß an meine Ausführungen, die Archäologen
aus. Aber Bode? Der „Kunstwanderer“ hat stets die
Ueberzeugung verfochten, daß Bode im Recht war und
ist. Und Scheffler, der ja — es scheint gar nicht so
lange her zu sein — gleichfalls für ihn eintrat, ginge, so
sagt er wenigstens, „am liebsten“ mit ihm, weil er „der
begabteste Mann“ von allen sei, „trotz seiner Fehler eine
Klasse für sich“. Schön. Doch „es ist“, meint Scheff-
ler, „unmöglich“. „Es bleibt“, dekretiert er, „n u r das
M i n i s t e r i u m als 1 e t z t e H o f f n u n g übrig“. —
Um nun zu diesem letzten Entschluß zu kommen, also
bis zum Ministerium, legt er den weiten Weg bis zu den
ersten Anfängen der Schaffung der Berliner Museen
zurück. Aber was er hierüber erzählt, ist weder richtig
noch stichhaltig.

„Die Verwirrung begann schon“, so schreibt er,
„als auf Beitreiben Bodes das Kaiser-Friedrich-Museum
gebaut wurde, als die allzu hitzig getriebene Vergröße-
rung aller Sammlungen es nötig machte, die Kunstwerke
der Zeiten und Uänder zu trennen und Neubauten zu er-
richten.“ Und er erklärt, daß in Bode auch der „Wille

zur quantitativen Uebertreibuhg“ ist, und daß er neben
den Meisterwerken, welche „immer und überall selten“
seien, auch „eine Unmenge von Schulwerken“ heran-
geholt hat, die mehr zum historischen als zum künstle-
rischen Interesse sprechen . . .“ Von der Oberflächlich-
keit dieser Behauptung kann sich jeder Mensch über-
zeugen, der im Kaiser-Friedrich-Museum nur einiger-
maßen Bescheid weiß. Und daß Bode „am T a g e der
Eröffnung“ des Kaiser-Friedrich-Museums „schon wie-
der von einem Neubau sprach“, widerspricht ebenfalls
den Tatsachen. Da ich mir ’zu bemerken gestatte, daß
ich mich mit Bode und seiner Wirksamkeit vielleicht
mindestens so lange beschäftige wie Scheffler, möchte
ich — Bode verzeihe mir diese „Indiskretion“ — auf
etliche T a t s a c. h e n hinweisen.

Schon Ende der achtziger Jahre war eine
Denkschrift ausgearbeitet worden, in der erstens
die sachgemäße Aufstellung der pergamenischen
und übrigen antiken Skulpturen „als dringendstes Be-
dürfnis“ bezeichnet wurde, zweitens die Errichtung eines
Renaissance-Museums, worin in geeigneten
Fällen Gemälde mit Skulpturen und kunstgewerblichen
Dingen vereinigt werden sollten — und diese Forderung
ging schon auf B o d e s P 1 a n zurück, der anläßlich
seiner ersten Ausstellung aus Berliner Privatbesitz
anno 1883 schriftlich niedergelegt worden ist — und
drittens wurde in der erwähnten Denkschrift von der
Gipssammlung mitgeteilt, daß sie „ganz unzulänglich“
sei. Aber diese Forderungen der Denkschrift brauchten
Jahre, um zu reifen, denn erst im März 1896 fand
unter Vorsitz Wilhelms II. und in Gegenwart der

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