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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Dezemberheft
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Die Kunstforscher des Auslandes über Bode: [Beiträge aus Dänemark, England, Frankreich, Holland, Oesterreich, Rußland, Schweiz und Tschechoslowakische Republik]
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0175

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Dte Kun{ffoefcf)ec des Auslandes übec Bode.

„Der Kunstwanderer“ veröffentlicht im folgenden die ilirn auf seine Bitte zugekommenen Aeußerungen
der hervorragendsten Kunstforscher und Museumsdirektoren des Auslandes über das Lebenswerk Wilhelm
von Bodes, Wir bringen die einzelnen Ausführungen, wie schon erwähnt, in der alphabetischen Reihenfolge
der Länder, aus denen sie bei uns eingetroffen sind: Dänemark, England, Frankreich, Holland, Oesterreich,

Rußland, Schweiz, Tschechoslowakische Republik.

Professor Karl Madsen

der langjährige Direktor des K u n s t m u s e u m s

in K o p e n h a g e n :

Unter allen Museumsleitern ist Wilhelm von Bode
der, welcher hier in Dänemark am besten bekannt
und am höchsten geschätzt ist. Und dieses mit vollem
Recht. Die ältesten von uns haben seit den 70er Jahren
des letzten Jahrhunderts seine glänzenden Erwerbungen
für die Berliner Sammlungen miterleben können. Jahr
für Jahr sahen wir mit Staunen, wie er diese Sammlun-
gen mit dem einen herrlichen Kunstwerk nach dem
andern bereicherte, und die mächtige Werterhöhung, die
sie durch seine kluge und überlegene Leitung gewannen,
ist auch den dänischen Kunstfreunden zu Nutz und From-
men geworden. Für diese bietet jetzt das so nahelie-
gende Berlin die beste Gelegenheit, die große Kunst der
Vergangenheit in allen ihren Erscheinungen kennen zu
lernen.

Wollten wir diese Kunst ernsthaft studieren, dann
hatten wir in Bode den ausgezeichneten Führer. Als
eine Begebenheit haben wir es gefühlt, da seine Studien
zur Geschichte der holländischen Malerei im Januar 1883
erschienen. Ebenso und nicht anaers sollte man die hol-
ländische Malerei studieren, mit dieser tiefgehenden
Gründlichkeit, mit dieser umfassenden Kenntnis aller
Kunstsammlungen Europas bis in das Kleinste. Aber
denen, die mit dem Buch von Bode in die Welt hinaus-
gingen, um nach bestem Vermögen seinen Spuren zu
folgen, begegneten viele Schwierigkeiten. Die Museums-
direktionen waren nicht überall so gut orientiert wie
Bode. Im Louvre war es nicht möglich, das Gemälde,
das Bode für die früheste Arbei't von Dirk Hals genannt
liatte, zu finden, und die Direktion hatte meiner Anfrage
nach mit Bestimmtheit behauptet, daß das Louvre nie
im Besitze eines solchen Bildes gewesen wäre. Da
ich mich erinnerte, daß es nach den Angaben Bodes mit
der Sammlung Wieson 1881 ins Louvre gekommen war,
wurden einige große Protokolle hervorgeholt; natürlich
hat es sich gezeigt, daß Bode Recht hatte. Das Bild
war im Louvre; es war aber in einem Magazin einge-
schlossen, wo man unmöglich hereinkommen konnte.

In demselben Jahre waren die drei Gemälde von
Rembrandt: Susanna, Daniel und die Erau Potifars zum
ersten Mal im Berliner Museum ausgestcllt. Die Er-
werbungen von italienischer Malerei und Plastik, von
altniederländischer und altdeutscher Kunst waren nicht
weniger bedeutungsvoll, und alle die Gebiete, von wel-
chen hervorragende Meisterwerke nach Berlin gekom-
men sind, hat Bode in Studien behandelt, die nicht allein
gründlich, sondern auch grundlegend waren. Er ge-

hört zu den Wenigen, deren Interesse und Wissen sich
niclit auf ein Spezialgebiet des umfaßenden Reiches der
Kunst beschränken, er hat es verstanden, ausgezeich-
nete Kunstwerke aus allen Zeiten und allen Ländern
nerbeizuschaffen. Er war nicht Schuld daran, daß „Der
Thronsessel der Aphrodite“ nicht in Berlin seinen Platz
gefunden hat. Er versteht das Werk ostasiatischer
Kunst, er ist der erste Museumsbeamte, dessen Augen
für die Schönheit der alten westasiatischen Teppiche
offen waren. Eine herrliche Sammlung von diesen
Teppichen hat er seinem Museum geschenkt.

Bode hat als Pionier eine Bedeutung, die man
weit über die Grenzen von Berlin und Deutschland ver-
folgen kann. Seine sorgsame Ordnung des Museums,
wo selbst Kleinigkeiten, wie z. B. passende Rahmen für
die Gemälde, in Betracht genommen sind, hat vielen
Orten als Muster gedient. Auch hier in Kopenhagen
haben wir es in den letzten Jahren versucht, unser klei-
nes Kunstmuseum rationell umzuordnen. Bode kennt
es nicht, wie es jetzt aussieht, in früheren Jahren aber
haben wir mehrmals die Freude seines Besuches gehabt,
und wir haben auch dabei seine Kennerschaft in An-
spruch nehmen können. Bode war es, der eine schöne
kleine Bronzefigur in unserem Museum als eine Arbeit
von Peter Vischer d. J. bezeichnete.

In vielen Beziehungen sind die dänischen Museums-
beamten und Kunstfreunde Wilhelm von Bode tiefen
Dank schuldig, und mit den Gefühlen ehrerbletiger und
aufrichtiger Bewunderung bringen wir ihm die herzlich-
sten Glückwünsche zu seinem 80. Geburtstage.

K a r 1 M a d s e n.

*

Sir Charles J. tiolmes

der Direktor der N a t i o n a 1 - G a 11 e r y in

L o n d o n.

In common, I think, witli all serious students of the
Arts and of Museum work in this country, 1 have the
highcst admiration for the enterprise, wide scholarship
and powers of organization which Dr. Wilhelm von Bode
has displayed in raising the Kaiser Friedrich-Museum
to the great position which it now occupies. And I have
a particular reason for joining in the congratulations to
him in connexion with his eightieth birthday, since I
liave not forgotten thc generous help which he gave me
when thc Burlington Magazine was founded in this
country more than twenty years ago. Such an act of
disinterested scholarship deserves to be remembcred.

C. J. Ef o 1 m e s.

In Uebereinstimmung mit allen ernsthaften Kunst-
kennern und Museumsfachmännern hierzulande darf

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