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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1./2. Dezemberheft
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Donath, Adolph: Bode und die Privatsammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0174

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den der Ausstellung von 1883, wurde am gleichen Tage
des Jahres 1918 für 310 000 Mark ausgeboten.

Bodes Bemerkung im Vorwort des Katalogs von
1883, daß für die Inszenierung der Ausstellung „das Prin-
zip maßgebend war, die Gemälde mit hervorragenden
Skulpturen und kunstgewerblichen Objekten so weit zu
mischen, als zu einer würdigen räumlichen Gesamt-
erscheinung notwendig war“, verrät schon seinen damals
gefaßten Plan für die Gründung des Kaiser-Friedrich-
Museums. Der Plan reifte rasch: 1897 begann man mit
dem Bau des Museums und am 18. Oktober 1904 wurde
es eröffnet. Als kurz darauf Bode zum Generaldirektor
der Berliner Museen ernannt wurde, veranlaßte er die
Gründung des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins, der
für die Entwicklung des Museums und die internationale
Organisation der Museen überhäupt von größter Bedeu-
tung geworden ist.

Von jenen Sammlern, die schon 1883 auf Anregung
Bodes ausgestellt haben, lebt heute nur ein einziger:
Dr. James Simon. Und James Simon ist das typische
Beispiel jener Kunstfreunde, deren Sammlungen durch
Bode gewachsen sind, und einer von jenen Sammlern,
die dem großen Kunstforscher und Museumsleiter auch
dankbar waren. 1904 erfolgte die erste Stiftung James
Simons für das Kaiser-Friedrich-Museum, die Abteilung
seiner italienischen Renaissance-Kunst, nach der Revo-
lution von 1918 die zweite Stiftung, in der sich übrigens
deutsche Bildwerke finden, die der Sammler, wie Bode
sich ausdrückt, „nach eigener Wahl“ erworben hatte.
Diese zweite Stiftung Simons soll ins Deutsche Museum
kommen, das ja aucli Bode die erste Anregung und
stärkste Förderung verdankt. Leider scheint dies der
Staat selbst nicht zu empfinden. Man nahm ihm den

Vorsitz in der Baukommission, nahm ihm jegliche Initia-
tive.. Es ist traurig, dies zum 80. Geburtstage Bodes
aussprechen zu mtissen, aber es ist die Wahrheit.

Bode ist es auch, der deu Ruhm der Sammler und
ihrer Kunstwerke gemehrt hat, indem er ihre Sammlun-
gen katalogisierte. Diese Kataloge sind vorbildlich für
alle Welt und Zeit. Und daß der Forscher für seine
Arbeit wiederholt Max J. Friedländer heranzog, gereicht
ihm zu hoher Ehre. Die Kataloge der Sammlungen
liainauer, Kappel, Karl von Hollitscher, Huldschinsky,
August de Ridder — wir nennen nur diese — sind Monu-
mente theoretischer und praktischer wissenschaftlicher
Arbeit, wie sie kaum jemals in einem akademischen Insti-
tut geleistet worden ist.

Die Ausstellungen aus Privatbesitz, mit denen Wil-
helm von Bode 1883 begonnen hatte, sind im Laufe der
Jahrzehnte glücklich fortgesetzt worden. Wir haben
ja erst im Juli/August dieses Jahres 1925 gesehen, wie
unvergleichlich rüstig der 80jährige Bode noch am
Werke war, um die neuen Sammler um sich zu sammeln
und daß er hierbei seine alte „egoistische“ Hoffnung
hegte, die Sammler für die Museen zu gewinnen. Nie-
mand bedauert natürlich die Verarmung der alten Samm-
ler mehr als Bode, niemand mehr die Abwanderung des
Kunstbesitzes, aber er ist offenherzig genug, es auszu-
sprechen, daß die Begeisterung Amerikas für die Kunst
ihn aufrichte, „denn die mit der gesamten Kultur immer
tiefer versinkende Kunst Europas scheint zu einem Auf-
stieg aus eigenen Kräften nicht mehr fähig zu sein, wäh-
rend drüben auf dieser neuen Kunstbegeisterung, aus
dem stark und frisch pulsierenden Leben eine eigene
Kunst sich hoffentlich entwickeln wird, die auch für
Europa später einmal eine Besserung bringen kann.“

Pieter de Hooch

Die Muttcr

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