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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Juniheft
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Schmidt, Robert: Hanauer Fayencen: zu den Neuerwerbungen des Hanauer Museums
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Bombe, Walter: Die Dauerbauten der Gesolei
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0450

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Massenherstellung Vereinfachungen; die Motive werden
konventionell, werden flüchtiger, endlich versteht man
den Sinn der Urbilder überhaupt nicht mehr und verball-
hornt die Zeichnung ganz und gar.

Es ist hier jedoch nicht der Ort, allen sich kreuzen-
den Gängen der figürlichen und ornamentalen Stilistik
nachzuspüren. — dazu greife man zu dem immer noch
maßgebenden Buch von Ernst Zeh; die diesem Aufsatz
beigegebenen Abbildungen geben eine kleine Anzahl aus
dem prächtigen Bestand, den Hanau jetzt besitzt. Die
künstlerische Höchstleistung der Fabrik lag jedenfalls
in den ersten 50 Jahren ihrer Tätigkeit, in denen die
Manufaktur sowohl die unerreicht schönen Formen
ihrer Krüge und Schüsseln schuf als auch in einfarbig
blauer und in mehrfarbiger Scharffeuermalerei deko-
rative Werke von höchster Vollendung hervorbrachte.
Daß wahrscheinlich in der Fabrik selbst schon zeitig ein
wirkungsvoller Ueberdekor mit Muffelfarben in der Art
der „Hausmaler“ geschaffen wurde, daß das weiße Ha-
nauer Gut von den Hausmalern vielfach zu ihren farben-
prächtigen Werken herangezogen wurde, sei hier nur
nebenbei bemerkt.

Im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts ging die
Fabrik dann unter dem Zwang der gewaltigen kerami-
schen Konkurrenz der vielen jetzt entstehenden Fa-
3'ence- und Porzellanmanufakturen zur Herstellung der
buntfarbigen Muffelmalerei über und war dann nicht
mehr imstande, eine besondere künstlerische Eigenart
zu pflegen. In der letzten Zeit hat sie hauptsächlich für
einen breiteren, kleinstädtischen und bäuerlichen Ab-
nehmerkreis gearbeitet und ist dann schließlich, wie fast
alle deutschen Fayencefabriken, an der Uebermacht des
billigen englischen Steinguts zugrunde gegangen. Im-
merhin hat Hanau den doppelten Ruhm, die erste deut-
sche Fayencefabrik zu sein und in fast 150jährigem Be-
stand fast alle anderen Konkurrenzgründungen in zäher
Ausdauer überfliigelt zu haben.

Alle Entwicklungsphasen dieser langen Tätigkeit,
vor allem aber die künstlerische Blüte der Frühzeit,
kommen in der von Hanau jetzt erworbenen Sammlung
zu denkbar bester Anschauung. Es wäre sehr zu wün-
schen, daß dies von der Stadt Hanau gegebene Beispiel
verantwortungsbewußter Kulturpolitik auch anderorts
zur Nacheiferung anregte.

Georges Dumesnil
de La Tour
17. Jahrh.

Anbetung des Kindes

Aus der Galerie
Fritz Rothmann
in Berlin

vom Louvre in Paris
erworben

Dlc Daucttbautcn dev Qcfotci

üon

UDaltev ßombe

\J\ it einer Großzügigkeit, die hohes Lob verdient, hat
die Stadt Düsseldorf in Zeiten schwerster wirt-
schaftlicher Not voll frischem Wagemute ein Werk er-
stehen lassen, das nicht nur dem Dienst an der Wieder-
gesundung des deutschen Volkes gewidmet ist, sondern
auch kommenden Geschlechtern durch eine Reihe künst-
lerisch bedeutsamer Dauerarbeiten ein kraftvolles Sym-
bol seelischer Erhebung vor Augen stellt.

Durch alle Bauten der Ausstellung geht ein gemein-
samer Grundzug, und das Vorbild für die provisorischen

Bauwerke war der Charakter der wuchtig und monu-
mental gestalteten Dauerbauten. Das ungeheure, fast
drei Kilometer lange Gelände von etwa 400 000 Quadrat-
meter Bodenfläche erstreckt sich unmittelbar am Rhein,
und dicht an der kürzlich genial verbreiterten Eisen-
konstruktion der Rheinbrücke erhebt sich der gewaltige
Rundbau des Planetariums von 50 Metern Durchmesser,
auf einem quadratischen Sockel von 10 Metern Höhe.
Dieses Planetarium, auch Rheinhalle genannt, ist der
monumentale Mittelpunkt der Hauptachse, die an dem

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