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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Juniheft
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Bombe, Walter: Die Dauerbauten der Gesolei
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0451

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ueuen Kunstpalast entlangläuft und in einem
großen Ehrenhofe endigt, der von drei Seiten umschlos-
sen ist und sich mit dem Blick auf das Planetarium öffnet.
Nach dem Hofgarten hin ist wiederum die Aussicht frei-
gelassen, um die Schönheit dieser Naturanlagen in die
Gesamterscheinung der neuen Bauwerke einzubeziehen.
Die eine Seite des Ehrenhofes nahm der a 11 e K u n s t -
palast mit seiner aus der Zeit um die Jahrhundert-
wende stammenden prunkhaft leeren Fassade ein, die
hier wie ein Fremdkörper wirkte und deshalb unbedingt
durch eine neue Front ersetzt werden mußte. Nach

schenringes aufsetzt. Die Innenkuppel ist zum Heben
eiugerichtet, damit der Raum nicht nur für sternkund-
liche Vorfiihrungen, sondern auch für Konzerte und Vor-
träge benutzt werden kann. Wie ein Wunder wirkt es,
wenn sich auf ein Klingelzeichen die große Kuppel auf-
wärts bewegt, um 3,60 Meter höher in eine neue Ruhe-
lage zu kommen und eine Galerie mit 800 Sitzplätzen
freizugeben. Voll schwerer, ernster Würde ist dieser
Kuppelraum, um den sich ein Umgang erstreckt, dessen
Helldunkel einen fesselnden Reiz ausiibt. Fine an-
schließende große Halle mit weit gespannten Bögeu aus

Wilhelm Kreis, Wandelhalle am Planetarium in Düsseldorf

langwierigen Verhandlungen mit den zuständigen Stellen,
und nicht ohne einen Protest des Urhebers der alten
Anlage hat Professor K r e i s , der Schöpfer der sämt-
lichen Dauerbauten, diese notwendige Umwandlung
durchgesetzt. Nun erst war es möglich, den einheitlich
geschlossenen Eindruck des durch schöne Gliederung
hervorragenden Ehrenhofes zu erreichen. Auf einem
schrägen, hohen Sockel aus rheinischem Muschelkalk ist
der Ehrenhof in Klinkerbau weitergeführt. Diese Klin-
kern stammen aus Bockhorn in Oldenburg, und ihre
eigenartige, kraftvolle Wirkung ist dadurch mitbedingt,
daß zwischen die einzelnen Formlinge grober Kies ge-
streut wird, der das Zusammenbacken im Ofen verhin-
dert und gleichzeitig Narbungen von großem Reiz hcr-
vorbringt.

Mit denselben Klinkern ist aucli das Planeta-
rium errichtet worden. Im Aeußeren wie im Inneren
hat hier der Baukünstler den glciclien Wolillaut der
Linienführung erreicht. Auf sechzehn schweren, eigen-
artig durchgebildeten Pfeilern ruht eine breite Brüstung,
auf die sich die weiße Innenkuppel mittels cincs Zwi-

grünen Klinkern gemahnt an die Sala dei Notari im
Stadthause zu Perugia.

Den Abschluß der Dauerbauten bildet das gleich-
falls von Kreis geschaffene Rheinterrassen-
Restaurant mit seinem eigenartigen Festsaal uud
der runden, gegen den Rhein vorstoßenden Terrasse.
Hier wirkt sich eine festlich und heiter gestimmte Phan-
tasie in herzerwärmenden Zusammenklängen aus. Der
große runde Saal hat auch für Tanifeste zu dienen.
Deshalb war Kreis darauf bedacht, Gegensätze auszu-
spielen, die eine Steigerung hervorrufen. Die dunkle
Verkleidung der Wände und das tiefe Braun der Türen
haben eine gewollte Erdenschwere, die das fast über-
reiche Gold der Deckenschalen und die märchenhafte,
fast spielerische Beleuchtung wieder aufheben. Durcli
diesen Bau ist ein lang gehegter Wunsch der Düssel-
dorfer erfüllt worden, eine schöne Erholungsstätte am
Rhein zu besitzen. In erstaunlich kurzer Zcit, in weniger
als achtzehn Monaten, ist liier von der ersten Planung bis
zum letzten Baustein ein Werk entstanden, das auch
künftige Geschlechter gelten lasseu werden.

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