Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 7./8.1925/26
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0498
DOI issue:
1/2.Juliheft
DOI article:Pazaurek, Gustav Edmund: Deutsche Fayencekultur: Bemerkungen zu dem neuen Werk von Ed. Fuchs und P. Heiland
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0498
bis 10. Jahrhunderts, dann über chinesische Dachreiter
und ähnliches des 15.—18. Jahrhunierts. Jetzt ist er in
der natiirlichen Weiterentwicklung bei der europäischen
oder näher gesagt bei der deutschen Fayence angelangt,
die ja auch zunächst orientalisch beginnt.
Das Buch besteht aus zwei Teilen, nämlich den
ersten 60 Seiten, 'die Fuclis selber geschrieben hat, und
den folgenden 100 Seiten, die von Dr. Paul Heiland,
einem bekannten Fayencesammler in Potsdam, her-
rühren. Wenn wir die Arbeit würdigen wollen, müssen
wir die beiden auch innerlich ungleichen Teile gesondert
besprechen.
Material verarbeitet, also wenigstens dem Volkswirt-
schaftler zu Gute kommen könnte. Die Verarbeitung der
bisherigen Literatur öffnet uns auch unter den ,,neuen
Gesichtspunkten“, von denen der Verfasser viel Auf-
hebens macht, keine wesentlichen Perspektiven, wenn
wir nicht die „Errungenschaft der Revolution“ als eine
solche gelten lassen wollen, die sich darin äußert, daß
die deutschen Fürsten, die doch ihre unleugbaren wenn
auch nicht ganz selbstlosen Verdienste um die deutsche
Fayenceerzeugung haben, immer schlecht wegkommen,
selbst ein Friedrich von Preußen, der mit der Fayence
nicht viel zu tun hatte. Neue Namen und Daten, auf die
Fuchs-Heiland, Tafel 39a: Rokokoschiissel Hubertusburg. Verlag Albert Langen, München
Nach dem Programm sollte nicht nur der für unsere
Zeit bezeichnende „unersättliche Bilderhunger“ gestillt
werden, zu welchem Zwecke 8 gute Farbentafeln und
96 große schwarze Netzätzungen dienen, sondern es
sollte auch ein „brauchbares Handbuch für den Spezial-
sammler“ werden. Nun haben wir gerade in Deutsch-
land zwei trotz verschiedener Fehler im allgemeinen
nicht übel gelungene Fayence-Handbücher, nämlich von
Stoehr und Riesebieter, denen zahllose Sonderunter-
suchungen vorausgegangen sind, die auch inzwischen
keineswegs nachgelassen haben. Aber was uns dagegen
der erste Teil des Buches von Fuchs bringt, wird den
Spezialsammler wenig fördern. Das politisch-ökono-
mische Problem interessiert die meisten verdammt we-
nig, namentlich werin es —- etwa zum Unterschiede von
den Stieda-Arbeiten — keineswegs neues archivalisches
sich gerade der Sammler zunächst stürzt, kommen nicht
vor. Die populären Erörterungen stehen etwa auf der
Stufe eines Demmin und Jaennicke. Wenn der Sammler
wirklich wichtige Belehrungen über Fälschungen zu be-
kommen hoffte, wird er nicht ganz auf die Rechnung
kommen. Aber auch der Aesthetiker wird der einsei-
tigen Ueberschätzung der künstlerischen Bedeutung der
Fayence etwas kritisch gegenüberstehen. —
Ganz anders ist der zweite Teil zu werten, für den
Heiland verantwortlich zeichnet, der aus seiner gegen
5000 Nummern umfassenden großen Spezialsammlung
nur etwa 150 der besten Stücke auswählte, sie in erfreu-
lich großem Maßstabe veröffentlichte und mit einer Aus-
führlichkeit beschreibt und würdigt, die den echten
Sammler verrät. Daß auch hier die Erzeugnisse der eiu-
zeluen Fabriken nichi zusammengeschlossen sind und
448
und ähnliches des 15.—18. Jahrhunierts. Jetzt ist er in
der natiirlichen Weiterentwicklung bei der europäischen
oder näher gesagt bei der deutschen Fayence angelangt,
die ja auch zunächst orientalisch beginnt.
Das Buch besteht aus zwei Teilen, nämlich den
ersten 60 Seiten, 'die Fuclis selber geschrieben hat, und
den folgenden 100 Seiten, die von Dr. Paul Heiland,
einem bekannten Fayencesammler in Potsdam, her-
rühren. Wenn wir die Arbeit würdigen wollen, müssen
wir die beiden auch innerlich ungleichen Teile gesondert
besprechen.
Material verarbeitet, also wenigstens dem Volkswirt-
schaftler zu Gute kommen könnte. Die Verarbeitung der
bisherigen Literatur öffnet uns auch unter den ,,neuen
Gesichtspunkten“, von denen der Verfasser viel Auf-
hebens macht, keine wesentlichen Perspektiven, wenn
wir nicht die „Errungenschaft der Revolution“ als eine
solche gelten lassen wollen, die sich darin äußert, daß
die deutschen Fürsten, die doch ihre unleugbaren wenn
auch nicht ganz selbstlosen Verdienste um die deutsche
Fayenceerzeugung haben, immer schlecht wegkommen,
selbst ein Friedrich von Preußen, der mit der Fayence
nicht viel zu tun hatte. Neue Namen und Daten, auf die
Fuchs-Heiland, Tafel 39a: Rokokoschiissel Hubertusburg. Verlag Albert Langen, München
Nach dem Programm sollte nicht nur der für unsere
Zeit bezeichnende „unersättliche Bilderhunger“ gestillt
werden, zu welchem Zwecke 8 gute Farbentafeln und
96 große schwarze Netzätzungen dienen, sondern es
sollte auch ein „brauchbares Handbuch für den Spezial-
sammler“ werden. Nun haben wir gerade in Deutsch-
land zwei trotz verschiedener Fehler im allgemeinen
nicht übel gelungene Fayence-Handbücher, nämlich von
Stoehr und Riesebieter, denen zahllose Sonderunter-
suchungen vorausgegangen sind, die auch inzwischen
keineswegs nachgelassen haben. Aber was uns dagegen
der erste Teil des Buches von Fuchs bringt, wird den
Spezialsammler wenig fördern. Das politisch-ökono-
mische Problem interessiert die meisten verdammt we-
nig, namentlich werin es —- etwa zum Unterschiede von
den Stieda-Arbeiten — keineswegs neues archivalisches
sich gerade der Sammler zunächst stürzt, kommen nicht
vor. Die populären Erörterungen stehen etwa auf der
Stufe eines Demmin und Jaennicke. Wenn der Sammler
wirklich wichtige Belehrungen über Fälschungen zu be-
kommen hoffte, wird er nicht ganz auf die Rechnung
kommen. Aber auch der Aesthetiker wird der einsei-
tigen Ueberschätzung der künstlerischen Bedeutung der
Fayence etwas kritisch gegenüberstehen. —
Ganz anders ist der zweite Teil zu werten, für den
Heiland verantwortlich zeichnet, der aus seiner gegen
5000 Nummern umfassenden großen Spezialsammlung
nur etwa 150 der besten Stücke auswählte, sie in erfreu-
lich großem Maßstabe veröffentlichte und mit einer Aus-
führlichkeit beschreibt und würdigt, die den echten
Sammler verrät. Daß auch hier die Erzeugnisse der eiu-
zeluen Fabriken nichi zusammengeschlossen sind und
448