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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Weinitz, Franz: Der Merkur im Schlosse zu Homburg v. d. H.
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0024

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Det? Meekut? ün Scbtoffe zu Jiombut’g u. d. Ji-

oon

fvanz lüctnttb

A ls ich im Jahre 1913 mich mit den Vorarbeiten zu
** meiner Schrift j ohann j a c o b i, der Gießer
des Reiterdenkmals des Großen Kurfürsten in Berlin,
beschäftigte, entging es mir nicht, daß in Füßlis Allge-
meinem Künstlerlexikon Ii (Zürich 1808) S. 586 folgen-
des zu lesen ist: Von ihm [joharm Jacobi, 1661—1726]
sieht man in den fürstlichen Zimmern des Schlosses
I Sessen-1 lomburg einige sehr schöne Modelle, von wcl-
clien besonders ein stehender Merkur vorzüglich ge-
rühmt wird.

Ueber diese besonders gerühmte Arbeit Jacobis
genaueres zu erfahren, wandte ich mich nacli Homburg,
erhielt aber von der Stelle, die es meiner Ansicht nach
wissen mußte, die Antwort, von einer soichen Figur
sei dort nichts bekannt. Aus Darmstadt, wohin ja mög-
licherweise der Merkur geraten sein konnte, kam eine
gleiche, verneinende Antwort. Damit ruhte die Sache,
und bei der Aufzählung der Jacobischen Arbeiten in
meiner Schrift, setzte ich vorsichtigerweise hinter den
Homburger Merkur ein Fragezeichen.

Im November 1922, neun Jahre nach jener ersten
Anfrage, kam nun aber aus Homburg vom Baurat Hein-
rich Jacobi an mich die Mitteilung, der gesuchte Merkur
befinde sich doch im Schlosse int sogenannten Adjutan-
tenzimmer. Dies war für mich eine sehr erfreuliche
Nachricht und zweimal, zuletzt irn Frühjahr dieses Jah-
res (1925), gestattete mir ein Besuch der schönen
Bäderstadt, den Merkur eingehend zu besichtigen, aucli
eine photographische Aufnahme zu veranlassen.

Auf den ersten Blick möchte man wohl in diesem
Götterboten eine verkleinerte Nachbildung des bekann-
ten Merkur des Jean Bologne (Giovanni Bologna) in
Florenz erkennen. Diese Annahme aber ist irrig und
eine Vergleichung unserer Abbildung mit der großen
und genauen in des Abel Desjardins Werke: La vie et
l’euvre de Jean Bologne (Paris 1883) zeigt deutlich die
Unterschiede. Gewiß, beiae Male ist der Götterbote
im Auffliegen begriffen. Aber steil und straff strebt der
Homburger Merkur in die Höhe, die Arme und Beine
zeigen anders gezogene Umrißlinien. Hier hat der Hut
des Merkur vorne einen Schlitz und was dergleichen
Abweichungen mehr sind. Auch der Kopf des Vv'ind-
gottes mit dem Windstoß fehlt, ein Mangel, dem in-
dessen keine besondere Bedeutung beigemessen zu wer-
den braucht. Die Hauptsache ist und bleibt die Gesamt-
haltung des Körpers, bei beiden nicht unwesentlich ver-
schieden.

Von Johann Jacobi, einem geborenen Homburger,
wissen wir, daß er seit 1697 in Berlin als Hof- und
Artilleriegießer tätig war. Wir wissen weiter, daß er
mit A n d r e a s S c h 1 ü t e r eng verbunden war durch
Freundschaft und häufiges Zusammenarbeiten: Entwurf
und Guß des Denkmals des Großen Kurfürsten und
mancher anderen Werke verteilt sich anf Beide. Liegt

es da so fern, wenn wir als den Gießer des Merkur Joh.
Jacobi genannt finden, in dem Bildner des kühn auf-
steigenden Merkur, zu dem, was unbestritten sei, die
Florentiner Figur gewiß Anregung und Muster gab, und
der doch wohl für den Landgrafen Friedrich II. (t 1708),

Kleists Prinz von Homburg, bestimmt war, Andreas
Schlüter zu erkennen.

Der Merkur im Schlosse zu Homburg v. d. H. ist
aus Bronze verfertigt, die einen dunkelfarbigen Ueber-
zug erfahren hat. Die Höhe der Figur beträgt rund
60 cm, die Kugel etwa 10 cm, der dunkle Marmorsockel
19V2 cm. Die Kugel, die Leiste unten um den Sockel und
der Heroldstab, wie er jetzt sicli darstellt, alle drei vei-
goldet, müssen wohl einer späteren Zeit [um 1800] zuge-
schrieben werden. Vom Sockel selbst mag dasselbe
gelten.

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