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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1./2. Septemberheft
DOI Artikel:
Die Welt der Kunstsammler: das Wirken Eduard Arnholds
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0039

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Niederbayrisch um 1520.
Auktion bei Hugo Helbing in München

ihm, und wenn ihn einer von den Meistern besuchte, war es für
den Sammler ein Festtag . . .

Arnhold, der Techniker des Sarnmelns, hat um manchen seiner
Lieblinge kämpfen müssen- Er mußte sich Böcklin erstreiten, der
bei ihm in Hauptwerken aus allen seinen Schaffensperioden ver-
treten ist, von dem Porträt seiner Frau an, das er während des
ersten Aufenthalts in Rom gemalt, bis zur „Venus Anadyomene“
von 1872, vom Prometheus 1882 bis zu „Nessus und Deianira“ von
1898 und zu dem Triptychon von 1899 mit dem Motto aus Schillers
„Jüngling am Bac'he“ - • . Und Arnhoid kämpfte um Liebermann,
von dem er einst als erstes Sttick das Aquarell „Die Bleiche“ von
1877 für ganze 400 Mark erwarb, und als er Uhdes „Abendmahl“ sein
eigen nannte, bat ihn Hugo v. Tschudi, so sagte mir einmal der Ge-
heimrat bei meinen Besuchen in seiner Galerie, daß er diesen
Uhde für die Nationalgalerie haben miißte. Arnhold aber gab ihn
nicht her. Denn Lichtwark in Hamburg hatte schon früher, als
er von den Ankaufsverhandlungen hörte, die gleiche Bitte. Als
iedoch das Bild endlich bei Arnhold hing, schrieb ihm Lichtwark:
zuerst habe er kein Geld gehabt und „nicht die Genehmigung“ zum
Ankauf, dann habe er nicht die Genehmigung gehabt, aber das
Geld, zuletzt hatte er das Geld. und die Genehmigung und „nun
haben Sie es mir weggeschnappt.“

Daß die Vorliebe Geheimrat Arnhoids für die französische
Kunst „nicht nur einer Sammlerlaune entsprang, sondern auf dem
sicheren Gefühl ftir die lebendigen Kräfte einer Entwicklung be-
ruht, die im französischen Impressionismus ihren höchsten Aus-
druck erreicht, wird“, wie Tschudi ausführt, „dadurch bewiesen,
daß auch dessen nähere und fernere Vorläufer hier ihre Vertretung
gefunden haben.“

Geheimrat Eugen Gutmann ist im Alter von 86 Jahren
gestorben. Er besaß in Berlin eine der berühmtesten Sammlung
von Bijoux der italienischen Renaissance, die zuin Teil in den Be-
sitz Pierpont M o r g a n s kamen. Unter seinen kostbarsten Stücken
befand siclr eine Cellini (drei Männerfigürchen), ferner eine Serie
von Werken der Goldschmiedekunst, darunter der berühmte „Gol-
dene Ochse“, um den zwei Jnnungen sich befehdet hatten, und der
Jamnitzer-Pokal, der vor zwanzig Jahren die von Bode angeregte
Ausstellung des Kaiser Friedrich-Museumsvereins im Palais Redern
schmückte. Gutmann sammelte auch Majoliken und Bronzen.

*

Am 19. August beging Victor Hahn seinen 60. Geburts-
tag. Er zählt auch zu den hervorragendsten Kunstsammlern Ber-
iins, ist einer von jenen Kunstfreunden, die der Qualität der Kunst-
dinge nachgehen und deren Provenienz. Seine Vorliebe gehört den
altdeutschen Skulpturen und den Bronzen der italienischen Renais-
sance. Namen wie Riemenschneider und Hans Leimberger sind in
seiner kostbaren Sammlung ebenso glänzend vertreten wie die
Ghiberti, Riccio, Giovanni da Bologna, Alessandro Vittoria. Und
unter den Gemälden der Sammlung Victor Hahn sieht man neben
dem Rembrandt, (Kopf eines Greises), der eins der Hauptstiicke der
jüngsten Ausstellung der Berliner Akademie gewesen ist, (abge-
bildet im „Kunstwanderer“, August-Doppelheft 1925), Werke von
Ghirlandajo, Hans v. Kulmbach, Spinello Aretino u. a. Aus der
Reihe der kunstgewerblichen Schätze der Sammlung Hahn ragt die
von Marc Rosenberg gewürdigte Toilette des Elias Adam besonders

Chiemgau um 1420/30.

Auktion bei Hugo Helbing in München

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