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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Oktoberheft
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Darmstaedter, Ludwig: Josiah Wegwood: der Töpfer der Töpfer
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0068

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sten wurde sie in blauen Tönen, in seegriin und in violett
geliefert. Auf den farbigen Grund wurden teils mit
Gipsformen, teils mit der Hand hergestellte Reliefs auf-
gelegt und aufgebrannt, die mit ihrer rein weißen Farbe
einen glänzenden Effekt ergaben. Viele dieser Reliefs
waren von John Flaxman, einem der besten Bildhauer
der Periode, ausgefiihrt worden, der wie kein zweiter
sich in den Geist der antiken Kunst eingearbeitet hatte
und damit nicht wenig zu Wedgwood’s Erfolgen beitrug.
Die Reliefs wurden sorgfältig poliert und unterschnitten
und kamen dadnrch zur vollsten Geltung. Jedes Stück
wurde individuell behandelt und dadurch eine Wirkung
erzielt, wie sie in der Töpferei bisher unbekannt war. Im

Die Portlandvase. Schloßmuseum Berlin

Allgemeinen sind die Produkte der Wedgwood- und
Bentley-Periode die vorzüglicheren; der Grund ist, daß
im Jahre 1780 das Geheimnis der Jaspis-Ware verbreitet
wurde und viele Nachahmungen auf den Markt kamen,
die die Preise auch der Wedgwood-Erzeugnisse driick-
ten, so daß an der Arbeit gespart werden mußte. —■

Bentley starb am 26. November 1780 im Alter von
49 Jahren. Außer Flaxman wurden für die Herstellung
der Modelle auch jiingere englische und selbst auslän-
dische Künstler herangezogen, auch der berühmte eng-
lische Bildhauer Westmacott verschmähte es nicht, Mo-
delle zu liefern, und einige vornehme Damen, wie z. B.
Lady Templeton, lieferten Entwürfe. Zu den besten

Erzeugnissen der späteren Zeit gehören die Kopien der
berühmten Portland-Vase, die aus dem Besitz von Lord
William Hamilton in den des Herzogs von Portland über-
gegangen war und von diesem Wedgwood behufs Kopie
geliehen wurde. Nach vielen vergeblichen Versuchen
kam Wedgwood im Jahre 1790 zum Ziel. Es war unge-
mein schwierig, diese Vase, die aus einem transparenten,
fast schwarzen, im durchscheinendem Licht aber blauen
Glase mit volleudeten geschnittenen Reliefs ein altgrie-
chisches Kunstwerk ersten Ranges darstellt und die in
einem in der Nähe von Frascati befindlichen Grab-
monument um 1770 gefunden worden war, zu kopieren.
Die Jaspismasse wurde zu diesem Behufe tief blau-
schwarz gefärbt. Wedgwood, der diese Arbeit als sein
Meisterwerk bezeichnete, fertigte davon 50 Kopien, vou
denen nach Miß Meteyards Angaben im März 1875
20 Stück in bekannten Händen waren.

Wedgwood hat sich mit Erfolg bemüht, die inneren
Verhältnisse von Staffordshire zu verbessern und es
trotz der großen Opposition der Einwohner von New-
castle fertig gebracht, die Straßen in besseren Stand zu
setzen. Seit 1765 bemühte er sich im Verein mit dem be-
kannten Ingenieur Brindley im Staffordshire-Bezirk im
Anschluß an den Grand-Truuc-Kanal andere Kanäle zu
erbauen und so den Verkehr zu beleben, was im Jahre
1777 erreicht wurde. Der Bezirk hob sich dadurch sehr,
wozu auch die 1785 auf Wedgwoods Betreiben einge-
richtete Handelskammer viel beitrug.

Im Jahre 1782 erfand Wedgwood für die Tem-
peraturmessung in seinen Oefen ein Pyrometer, das auf
dem Schwinden von Tonkörpern durch die Wärme be-
ruht und das allgemeine Anerkennung fand und seine
Aufnahme in die Royal Society veranlaßte.

Josiah Wedgwood starb am 3. Januar 1795, 65 Jahre
alt. Er hatte in dem letzten Jahrzehnt seines Lebens
viele Unbequemlichkeiten durch sein Holzbein zu erdul-
den und war selbst oft verhindert zu gehen. Dies war
der Grund, weshalb er seinen Wohnsitz in dem Bezirk
Deibehielt und trotz aller Versuche ihn dorthin zu brin-
gen, den Aufenthalt in London ablehnte.

Wie sehr seine linitiative dem Staffordshire-Bezirk
genutzt hatte, geht daraus hervor, daß gegenüber den
7000 Einwohnern des Bezirks von 1760 im Jahre 1785
die Arbeiterzahl des Bezirks allein die Zahl von 20 000
erreichte. Bei einem Besuch in Etruria im Jahre 1781
sagte John Wesley, der 1760 die Gegend besucht hatte,
,,Wedgwoods Werk in Etruria hat die Moral und den
Intellekt der Bevölkerung wundervoll gehoben. Wie
sehr hat sich das Aussehen der Gegend in den letzten
20 Jahren verändert. Aus der Wildnis ist ein frucht-
bares Feld geworden, Häuser, Dörfer, Städte sind ent-
standen und das Land ist noch mehr verbessert als die
Bewohner.“

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