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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Oktoberheft
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Riedrich, Otto: Neue Märkische Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0070

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ler kommt vom Weimarer Bauhaus. Dort hat er wun-
dervolle Geschirre geschaffen, die in seiner Arbeit in
Velten immer nachklingen. Es ist dabei bedeutsam zu
beobachten, wie die Kiinstler der Veltener Fabrik Dr.
Harkorts sich gegenseitig auf das Wohltätigste beein-
flußt haben. Insbesondere haben die Formen Martin
Hahms bedeutend gewonnen, während Bogler auch
wieder etwas bewegter und vor allem farbiger wurde.
Möclite er nur seine straffe Zügelung behalten und den
Weg weiter gehen, den er im Bauhause gliicklich be-
gonnen hat. Unter den verschiedenen Stücken, die er in
verhältnismäßig kurzer Zeit in Velten geschaffen hat,
sind viele gelungene Formen.

Allgemeine Gebrauchskeramiken sind bei Schade
nicht zu finden. Er ist Bildhauer und sucht den Raum
künstlerisch zu durchdringen. Jedes einzelne Stück ist
schön und wächst erfreuend empor. Ein stolzes Sich-
nach-aufwärts-Fntwickeln ist bemerkbar, das man an
jeder Form immer wieder gerne nachfühlt. Eine schöne
Zierde ist der kleine Springbrunnen, ganz besonders aber
ist das Wesen dieses Künstlers aus der Terrakotta-
plastik zu erkennen, die auf dem Postament steht. Die-
sem Bildhauer wäre einmal eine baukeramische Auf-
gabe großen Stils zu wünschen, an der er sein Können zu
entfalten vermöchte. Der Bildhauer Z. R. Henning wäre
auch noch in dieser Reihe zu nennen, er ist aber leider
mit seiner neuesten Arbeit nicht so vertreten, wie es
wünschenswert wäre. Die Kunsttöpferei 0. Titels, Fiir-
stenwalde, hat ein paar Stücke des großen Frieses aus-
stellt, den Henning für eine Villa ausgeführt hat. Er ist
weiß glasiert und befindet sich über einem hohen Tra-
vertinsockel in einer ovalen Treppenhalle. Die Fänge
beträgt 12 m, die Höhe 1,35 m. Der Fries behandelt das
trunkene Fied aus dem Zarathustra Nietzsches und dem
Künstler ist es gelungen, die Schönheit dieser Verse ein-
dringlich zu gestalten. Schön ist es aber auch, daß es
Bauherren gibt, die so etwas ermöglichen. Im Saale für
Fiteratur sind einige Photographien dieser Halle ausge-
stellt, die etwas genaueren Finblick in die Anlage ge-
währen. Auch der Bildhauer Sutkowski ist leider nicht
so vertreten, wie es seiner Art entspräche. Er hat nur
einige kleine Stücke in einer Vitrine der Steingutfrabri-
ken Velten-Vordamm ausgestellt. Die anderen Künstler
dieser Fabrik wirken ebenfalls mit, das Bild als schön zu
empfinden. Else Dörr, Frau Harkort, Antonie Mutter,
Martin Hahm, sind bereits so bekannt, daß sie keiner be-
sonderen Frwähnung bedürfen. Vou deu Künstlern der
Firnra Blumenfeld ist noch Schnitzer zu nennen, der
einige ganz interessante Keramiken ausgestellt hat, ein
paar davon wirken nur zu metallisch. Gut in der Form
wirkt der Ofen Professor Vierthalers, glasurtechnisch
ist es leider nicht gelungen. Der Kamin des Bildhauer
Fesser wirkt im Aufbau etwas zu unruhig. Im übrigen
ist das Bild der Abteilung Blumenfeld etwas bunt, es
drärigen sich zu verschiedenartige, ungleichwertige Per-
sönlichkeiten zusammen.

Aus der Reihe der übrigen selbständig ausstellenden
Künstler sei hervorgehoben: Grete Murach mit einzel-

nen sehr guten farbig wirkenden Porzellanmalereien;
aie Handwerker- und Kunstgewerbeschule, Berlin, kün-
stelt zuviel. Gerade hier wäre Streben nach einfachen
klaren Forrnen wichtig. Der Ofen Malve Ungers ist
verfehlt. Douglas Hill fällt ganz besonders durch seine
wundervollen Glasuren auf, er hat sich auch an große
Plastiken und Kübel gewagt, die in der Form nicht be-
friedigen. Verschiedene kleine Stücke dagegen wirken
sehr erfreulich.

Unter den Kleinkeramiken Frau Koch-Beckers sind
ebenfalls einige ausgezeichnete Stücke zu finden, mit
dem Karnin und dem Ofen vermag ich mich nicht zu
befreunden; ersterer wirkt zu klein, der Ofen zu auf-
dringlich und schwer. Als erste Versuche haben die
Fayencen der Firrna Krause zu gelten, die Fachlehrer
Müller entworfen und bemalt hat. Es ist Veltener Mate-
rial, einige Stücke davon sind gelungen. Ein ausgezeich-
neter Keramiker ist Konrad Ehlers, der in durchbroche-
nen Einsätzen, Schalen und Dosen sehr Gutes zeigt.
Hier sei gleichzeitig der wundervolle dunkelglasierte
Ofen der Firma Karl Findner erwähnt, der mit zu den
besten der Ausstellung gehört. Der Keramiker Pottner
hat für seine Ausstellung einen sehr guten Platz, der
Kamin kommt gut zur Geltung. Seine Tiere sind in Tech-
nik und Ausdruck gleich schön, für uns sind jedoch seine
neuen Glasurversuche, die er in Anlehnung an ostasia-
tische Töpfereien hergestellt hat, wichtiger. Verschie-
dene dieser kleinen Stücke sind sehr erfreuend. Die
Krone ist glasurtechnisch gut, aber an sich ist der Ge-
danke doch unkeramisch, da eine Menge Behelfsmittel
notwendig sind, utn die vielen Stücke, aus denen sie zu-
sammengesetzt ist, zum Hängen zu bringen. Ton muß
von unten auf wachsen. Bemerkenswert sind die Ke-
ramiken, die Fehmann-Borges und Richard Mutz, Gil-
denhall, zeigen. Die des ersteren in plastischer, des
letzteren in glasurtechnischer Beziehung. Auch die
Mutzschen Oefen sind sehr gelungen. Was sonst, ins-
besondere an Oefen ausgestellt ist, bewegt sich auf der
Alltagslinie, es ist nicht so bedeutsam, daß an dieser
Stelle darüber gesprochen werden könnte. Hingewiesen
sei nur auf die 8 Oefen, die die Provinzialverbände Ber-
lin und Brandenburg des Verbandes der Arbeitgeber des
Töpfer- und Ofensetzgewerbes Deutschlands aufgestellt
haben. Was an Oefen für Siedlungszwecke bisher ge-
leistet wurde, ist so schlimm, daß diese Ausstellung, um
die Kantor Gericke besonders kämpfen mußte, sehr dan-
kenswert ist. Die Arbeitsgemeinschaft für Brennstoffer-
sparnis, Berlin, hat eine Mappe herausgegeben: Muster-
zeichnungen für Kachelöfen und Kachelherde, unter
besonderer Berücksichtigung der Mark Brandenburg
(Albert Füdtke Verlag, Berlin SW 61). Auf Grund dieser
Blätter, die rein technisch behandelt sind, wurden 8 Bei-
spiele für kleine und große Räume ausgewählt und ihrer
äußeren Form nach aus einfaclrem Material gesetzt. Sehr
gut gelungen sind die Beispiele 2, 4 und 7. Beispiel 8
ist in der Form gut, nur das Grün steht niclit sehr gut
zum Braun. Es sollen dies nur Beispiele, Amegungen
sein, was aus einfachem Material gemacht werden kann.

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