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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Oktoberheft
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Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt / Georg Schweinfurth und die Kunst / Ais der Künstlerwelt / Die bildende Kunst im Theater / Die Sammlung Lord Leverhulm / Die Sammlung Dr. Max Strauß / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0088

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mehrere Liebermanns, darunter ein prachtvolles frühes Stück von
1877 und einen Reiter am Meer von ca. 1906. Wei-ter sind zu er-
wähnen ein prächtiger Entwurf Hans von Marees, eine herrliche
große Fjordlandschaft von Munch, das Hauptstück der Ausstellung
Cassirer 1921, außerdem aus den 90er Jahren eine Darstellung von
Ibsens Gespenstern, ferner ein besonders schöner Kopf von Picasso,
eine farbig außergewöhnlich reizvolle Landschaft von Renoir, einige
feine Stücke von Skarbina, mehrere Gemälde von Slevogt, darunter
zwei große eindrucksvolle Landschaften, wei Oelbilder von Trüb-
ner, ein Oelstiick „Dame im Cafe“ von Ury und eines der kost-
baren Pastelle des Meisters, ferner ausgesuchte Stiicke der viel-
begehrten Pariser Utrillo, Henri Rousseau und einige Vlammincks.
Hervorzuheben sind ferner die Bronzen von Gaul und Tuaillon.
Vom ersteren z. B. der lebensgröße junge Bär, Widder und Schaf.
der Hamster u. a.; von Tuaillon neben vielem Anderem der kleine
erste Entwurf zur Amazone ifn Tiergarten, die Sandalenbinderin.
die Athene, das Pferd zu dem Reisterstandbild an der neuen Rhein-
brücke in Köln.

*

Max P e r 1 versteigert am 27. und 28. Oktober 1925 eine um-
fangreiche Sammlung m o d e r n e r G r a p h i k aus dem Nachlasse
eines bekannten Hamburger Kunstfreundes. Die Sammlung ist sehr-
vielseitig und enthält unter anderem Originalarbeiten von Barlach,
Corinth, Sepp Frank, Gaul, Geiger, Halm, Kaickreüth, Klinger,
Kokoschka, Kollwitz, Legrand, Legros, Liebermann, Meid, Nolde,
Oppler, Orlik, Slevogt, Stauffer Bern, Thoma, Ury, teilweise in
Probe- und Zustandsdrucken. Daneben sind noch einige bekannte
Hamburger Künstier mit interessanten graphischen Arbeiten ver-
treten. Der Katalog über die Sammlung ist soeben erschienen.

*

Am 29. Oktober versteigerten A m s 1 e r &Ruthardt die
H a n d z e i c h n u n g s - S a m m 1 u n g (D . . . L . . .) , die uns be-
sonders interessiert, weil seit der Versteigerung der Sammlung
Engelbrecht, die gerade vor einem Jahre an der gleichen Stelle
versteigert wurde, keine Sammlung ähnlicher Qualitäten wie die
des D. L. auf den Markt gekommen ist. Die Sammlung L., aus der

Gerard Terborg, Bildnis seiner Mutter
Sammlung Wesendonck. Auktion bei Rud. Lepke, Berlin

seinerzeit schon Cassirer Hunderte von Liebermann-Blättern ver-
kauft hat, g'liedert sich in mehrere Teile. Zunächst sehen wir die
deutschen Künstler des 19. Jahrhunderts: an Blechen, Caspar David
Friedrich, Hosemann schließen sich Overbeck, Preller, J. W. Schir-
mer, Franz Krüger und Spitzweg. Und da taucht auch der Wiener
Kriehuber mit einem entzückenden Aquarell von 1855 auf, deni Bild-
nis der Gräfin Waldstaedten und mit einem Brustbild Franz Liszts.
Dann folgt eine Serie deutscher Künstier vom Ende des 19. und
Anfang des 20. Jahrhunderts mit Feuerbach an der Spitze, und zwar
mit einer italienischen Gebirgslandschaft, die um 1855 entstand, als
er mit Scheffel durch Italien wanderte. Ein Hauptstück der Reihe ist
auch eine Federzeichnung Leibls von 1866, offenbar in Köln ent-
standen und einen seiner Freunde mit Brille, Schlapphut und Ton-
pfeife darstellend. Neben Wilhelm v. Kaulbach, Leopold v. Kalck-
reuth, Gebhardt, Corinth (Totenmaske Karl Liebknechts mit dem
handschriftlichen Vermerk des Meisters „Karl Liebknecht nacli
einem Abguß“), nebe nzwei Kreide-Stücken der Käthe Kollwitz
und einer „jungen Dame“ von Kokoschka steht eine hervorragende
Reihe von Liebermann-Zeichnungen, die aber nicht in der erwähn-
ten Sammlung bei Cassirer gewesen sind. Die Reihe geht von 1876
bis zu den Selbstbildnissen Liebermanns aus den Jahren 1921-23; das
des 74jährigen Meisters mit Sportmiitze und vor einer Staffelei
malend fesselt besonders. Und ein Kunstwerk für sich ist noch die
Bildniszeichnung „Conrad Fiedler“ (1878) von Hans v. Marees, und
hart umkämpft werden die sieben Menzel sein, unter ihnen der
„Pferde-Maulkorb, Verzinntes Eisen“ von 1866, ein aquarelliertes
Studienblatt mit drei Bleistiftskizzen desselben Maulkorbes von
verschiedenen Seiten gesehen. (Taxe: 7000 Mark.) Aus dem Jahre
1866 stammt auch eine Federzeichnung von Hans Thoma „Fünf Kin-
der unter schattigen Buchen auf einer Anhöhe.“ Und neben Thoma
seien noch Slevogts aquarelliertes Selbstbildnis inr Alter von 26 Jah-
ren und ein Selbstbildnis Fritz v. Uhdes hervorgehoben. Auch zwei
Blätter von Heinrich Zille stehen in dieser schönen Reihe rnoderner
deutscher Künstler.

Die dritte Abteilung der Handzeiclinungssammlung L. bei Ams-
ler u. Ruthardt ist den ausländischen Kiinstlern der
zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gewidmet.
Die französischen Meister sind liier in überwiegender Zahl. Ein

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