ß(unst= und fflntiguitätenßandlung
fJl. cfafomon
(jegründet 1839
tInßaber: <Sugencfafomon
beeidigter Sachverständiger bei dem jtmtsgericht ])resden
part. und I. €tage ‘DresdeU, frügerstr. 36 Selephon: 14 222
iiber das brave dicke Oel niclit liinweg. Zwei Jahre lang hat er
seine Pause. Vielelicht machte er damals nur Studien für sicli, viel-
leicht behielt er sie wohlweislich in seinem Atelier. Und auch die
Jahre 1910 und 1911 scheinen etwas diirftig, bis die Jahre 1912
bis 1914 Erfüllung bringen. Im „Berg am Abend“ von 1913 erhebt
sich die Farbe zu poetischer Potenz. Ein Gewirr von Grün, Grau
und Blau wird hier zu einem reizvoll vibrierenden Farbenspiel, das
dann ein Jahr später in der Landschaft mit ruhender Frau — die
Frau ist hier nur ein Farbenfleck — zu abgeklärter Farbenmelodie
sicti steigert. Neben Röslers Bildern zeigt Hartberg nocli ein paar
feine Plastiken von Lewin-Funcke.
*
Ein Maler von anderer Art als Rüsler ist der Münchener Max
M a y r s h ö f e r. Er ist auch einer von denen, die den Kunsttrieb
mit auf die Welt gebracht haben. Wir sahen schon lange nichts
mehr von ihm. Nur ein einziges Oelstück, worin er sich technisch
wie Monticelli gebärdet, hing einmal in der Galerie Casper. Auch
in der jetzigen Kollektiv-Ausstellung in der Galerie Rudolf Wilt-
schek springt es uns in die Augen, und der knallrote Damen-
schirm, der uns schon damals auffiel — Damen und Herren begaffen
einen nackten Menschen — kehrt auch in den meisten seiner übrigen
Alfred Helberger, Der „Zuckerhut“ in Rio de Janeiro
Ausstellung im Kiinstlerhaus, Berlin
mit französischem Insprit und doch bajuvarisch-urwüchsig hinge-
worfenen Oelstücken (Oelmalerei auf Papier) imrner wieder. Alle
diese kleinformatigen Bilder ,,Im Freien“ wirken im ersten Moment
wie impressionistische jllustrationen. Dringt man aber tiefer in
die Art dieses Miinchner Eigenbrödlers ein, der vor einigen Monaten
50 Jahre alt wurde, dann merkt man schon, daß sich hier ein Maler
auslebt, dem die Durchdringung der Farbe oberstes Gesetz ist. Er
ma.lt jedoch nicht bloß die Gesellschaft auf ihren Spaziergängen oder
bei ihren Festen, sondern auch die Landschaft in Reinkultur. Ein
Aquädukt nrit den duftig schimmernden rötlichen Dächern der Häu-
ser im Hintergrund ist ungemein zart im Ton. Und unter den Aqua-
rellen Ma^ashofers bedeutet die leicht hingetuschte Dame (blaue
Konturen auf prallem Weiß) ein kleines Juwel temperamentvoller
Malkunst.
*
Im Kunstsalon Carl N i c o 1 a i sieht man neues von S c h u p p -
ner-Hamm. Dieser Künstler gibt sein Bestes im Aquareli. Das
Aquarell fließt ihm sozusagen aus der Hand. Ungezwungen schmiegt
sich in den Stilleben Blume an Blume und die Landschaft, ehrlich
gesehen, formt sich zu reiner Augenweide. Von den Oelstiicken
aber, die im allgemeinen zu viel Oel atmen, gefällt uns nur die kleinc
Wasserstimmung in grau und grün. Und was sonst bei Nicolai
hängt, ist stärkste moderne Kunst: hier ein sehr nobler Schider,
dort ein Thoma, dort ein Albert Lang (Italienische Land-
schaft von 1874) — das gleiche Motiv hat Thoma an Ort und Stelle
gemalt — hier ein früher Uhde (Stallinterieur), hier ein Frauen-
akt von C o r i n t h , hier ein frülies Selbstbildnis von S i e v o g t,
dort ein Strandbild von L i e b e r m a n n , und dort die frülie Leip-
ziger Straße von U r y, die ein veritables Museumsbild ist.
Die Galerie C a s p e r wieder stellt uns einen jungen Maler
vor, Rudolf Krohne, der Würzburger ist und sattelfest in allen
Techniken und Lagern. Hoffentlich zeigt er einmal sein eigenes
Gesicht. Aber er ist unstreitig begabt und sehr geschickt. In den
anderen Sälen der Casper’schen Galerie hängen frühe Zeichnungen
von Liebermann, Bilder von Ury (Pastell „Kurfürsten-
damm“), N a u e n , U1 rich H ü b n e r , Pechstein., K r a u s -
k o p f und andere.
Bei A m e 1 a n g sind Aquarelle und Temperastücke der Hanna
von der Miihll- von Thur zu sehen, zumeist schweizerische
Ansichten von gewinnender Schlichtheit der landschaftlichen Stim-
mung. Ueber das künstlerisch überaus gelungene Friedrich-
Bayer-Fenster, das Dietz Edzard für den Sitzungssaal
der Bayerschen Farbenfabriken in L e v e r k u s e n bei Köln ent-
warf und das einige Zeit: im Schloßmuseum ausgestellt war, wird
gelegentlich eines Aufsatzes iiber moderne Glasnralerei gesprochen
werden. D.
* *
*
Die Kunsthandlung Hermann B a 11 in Berlin A' _erlegt ihr
Dresdner Geschäft von Mitte November ab von der Bankstr. 2
nach der Schloßstraße 34, gegenüber dem Schloß. Die Kunst-
handlung bezieht dort sehr schöne Räume, die sie der Galerie
Arnold abgemietet hat. In der ersten Dresdner Ausstellung werden
hervorragende Porzellane, französische und italienische Möbel sowie
Gemälde und Gobelins gezeigt.
Der Kunstsalon Hirzel-Spanier bringt jetzt irn Oktober
eine Ausstellung von Bildern der verstorbenen Dora H i t z. Fer-
ner wird Graphik (Tiere) von Wilhelm K u h n e r t gezeigt, außer-
dem eine Serie von Aquarellen Franz T ü r c k e s.
GALERIE
RUDOLF WILTSCHEK
BERLIN NW 7, NEUE WILHELMSTß. 9-11
GEMÄLDE MODEENER MEISTER
AQUAEELLE, HANDZEICHNUNGEN, PLASTIK
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fJl. cfafomon
(jegründet 1839
tInßaber: <Sugencfafomon
beeidigter Sachverständiger bei dem jtmtsgericht ])resden
part. und I. €tage ‘DresdeU, frügerstr. 36 Selephon: 14 222
iiber das brave dicke Oel niclit liinweg. Zwei Jahre lang hat er
seine Pause. Vielelicht machte er damals nur Studien für sicli, viel-
leicht behielt er sie wohlweislich in seinem Atelier. Und auch die
Jahre 1910 und 1911 scheinen etwas diirftig, bis die Jahre 1912
bis 1914 Erfüllung bringen. Im „Berg am Abend“ von 1913 erhebt
sich die Farbe zu poetischer Potenz. Ein Gewirr von Grün, Grau
und Blau wird hier zu einem reizvoll vibrierenden Farbenspiel, das
dann ein Jahr später in der Landschaft mit ruhender Frau — die
Frau ist hier nur ein Farbenfleck — zu abgeklärter Farbenmelodie
sicti steigert. Neben Röslers Bildern zeigt Hartberg nocli ein paar
feine Plastiken von Lewin-Funcke.
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Ein Maler von anderer Art als Rüsler ist der Münchener Max
M a y r s h ö f e r. Er ist auch einer von denen, die den Kunsttrieb
mit auf die Welt gebracht haben. Wir sahen schon lange nichts
mehr von ihm. Nur ein einziges Oelstück, worin er sich technisch
wie Monticelli gebärdet, hing einmal in der Galerie Casper. Auch
in der jetzigen Kollektiv-Ausstellung in der Galerie Rudolf Wilt-
schek springt es uns in die Augen, und der knallrote Damen-
schirm, der uns schon damals auffiel — Damen und Herren begaffen
einen nackten Menschen — kehrt auch in den meisten seiner übrigen
Alfred Helberger, Der „Zuckerhut“ in Rio de Janeiro
Ausstellung im Kiinstlerhaus, Berlin
mit französischem Insprit und doch bajuvarisch-urwüchsig hinge-
worfenen Oelstücken (Oelmalerei auf Papier) imrner wieder. Alle
diese kleinformatigen Bilder ,,Im Freien“ wirken im ersten Moment
wie impressionistische jllustrationen. Dringt man aber tiefer in
die Art dieses Miinchner Eigenbrödlers ein, der vor einigen Monaten
50 Jahre alt wurde, dann merkt man schon, daß sich hier ein Maler
auslebt, dem die Durchdringung der Farbe oberstes Gesetz ist. Er
ma.lt jedoch nicht bloß die Gesellschaft auf ihren Spaziergängen oder
bei ihren Festen, sondern auch die Landschaft in Reinkultur. Ein
Aquädukt nrit den duftig schimmernden rötlichen Dächern der Häu-
ser im Hintergrund ist ungemein zart im Ton. Und unter den Aqua-
rellen Ma^ashofers bedeutet die leicht hingetuschte Dame (blaue
Konturen auf prallem Weiß) ein kleines Juwel temperamentvoller
Malkunst.
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Im Kunstsalon Carl N i c o 1 a i sieht man neues von S c h u p p -
ner-Hamm. Dieser Künstler gibt sein Bestes im Aquareli. Das
Aquarell fließt ihm sozusagen aus der Hand. Ungezwungen schmiegt
sich in den Stilleben Blume an Blume und die Landschaft, ehrlich
gesehen, formt sich zu reiner Augenweide. Von den Oelstiicken
aber, die im allgemeinen zu viel Oel atmen, gefällt uns nur die kleinc
Wasserstimmung in grau und grün. Und was sonst bei Nicolai
hängt, ist stärkste moderne Kunst: hier ein sehr nobler Schider,
dort ein Thoma, dort ein Albert Lang (Italienische Land-
schaft von 1874) — das gleiche Motiv hat Thoma an Ort und Stelle
gemalt — hier ein früher Uhde (Stallinterieur), hier ein Frauen-
akt von C o r i n t h , hier ein frülies Selbstbildnis von S i e v o g t,
dort ein Strandbild von L i e b e r m a n n , und dort die frülie Leip-
ziger Straße von U r y, die ein veritables Museumsbild ist.
Die Galerie C a s p e r wieder stellt uns einen jungen Maler
vor, Rudolf Krohne, der Würzburger ist und sattelfest in allen
Techniken und Lagern. Hoffentlich zeigt er einmal sein eigenes
Gesicht. Aber er ist unstreitig begabt und sehr geschickt. In den
anderen Sälen der Casper’schen Galerie hängen frühe Zeichnungen
von Liebermann, Bilder von Ury (Pastell „Kurfürsten-
damm“), N a u e n , U1 rich H ü b n e r , Pechstein., K r a u s -
k o p f und andere.
Bei A m e 1 a n g sind Aquarelle und Temperastücke der Hanna
von der Miihll- von Thur zu sehen, zumeist schweizerische
Ansichten von gewinnender Schlichtheit der landschaftlichen Stim-
mung. Ueber das künstlerisch überaus gelungene Friedrich-
Bayer-Fenster, das Dietz Edzard für den Sitzungssaal
der Bayerschen Farbenfabriken in L e v e r k u s e n bei Köln ent-
warf und das einige Zeit: im Schloßmuseum ausgestellt war, wird
gelegentlich eines Aufsatzes iiber moderne Glasnralerei gesprochen
werden. D.
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Die Kunsthandlung Hermann B a 11 in Berlin A' _erlegt ihr
Dresdner Geschäft von Mitte November ab von der Bankstr. 2
nach der Schloßstraße 34, gegenüber dem Schloß. Die Kunst-
handlung bezieht dort sehr schöne Räume, die sie der Galerie
Arnold abgemietet hat. In der ersten Dresdner Ausstellung werden
hervorragende Porzellane, französische und italienische Möbel sowie
Gemälde und Gobelins gezeigt.
Der Kunstsalon Hirzel-Spanier bringt jetzt irn Oktober
eine Ausstellung von Bildern der verstorbenen Dora H i t z. Fer-
ner wird Graphik (Tiere) von Wilhelm K u h n e r t gezeigt, außer-
dem eine Serie von Aquarellen Franz T ü r c k e s.
GALERIE
RUDOLF WILTSCHEK
BERLIN NW 7, NEUE WILHELMSTß. 9-11
GEMÄLDE MODEENER MEISTER
AQUAEELLE, HANDZEICHNUNGEN, PLASTIK
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