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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1./2. Novemberheft
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Museumsbilder auf Reisen / Die Chiesa-Sammlung geht nach Amerika / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Kunstwelt/ Schweizerische Kunstchronik / Preisausschreiben für Holfzgegenstände mit Intarsiaschmuck / Neue Keramik / Ein Goya für Australien / Neue Kunstbücher / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0134

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Wir haben Direktor Dr. Waldmann diese Zuschrift zukom-
men lassen und erhalten von ihm aus Lo n d o n nachstehende E r -
w i d e r u n g :

Ich kann nur erklären, daß mein Artikel sich nicht gegen das
Carnegie-Institut alleiri richtete, sondern, wie ich ja auch schrieb,
auch gegen andere Stellen. Der Slevogt wurde von anderswo ver-
langt, und die Aeußerung „bei Ihnen sieht das Bild ja doch nie-
mand“ stammt aus der Schweiz.

Ich schrieb prinzipiell und programmatisch, erkläre aber gern,
daß ich die größte Hochachtung vor der Kulturpropaganda habe,
die das Carnegie-Institut leistet, und daß ich auch der vorliegenden
Ausstellung der deutschen Abteilung den besten Erfolg wünsche
wenn ich persönlich auch bedaure. daß in der Jury für die
Preisverteilung kein Vertreter Deutschlands sitzt.

Ich habe niemand verletzen wollen, nur darauf hinweisen,
daß nicht immer bei jeder Aussteilung die Museen wie'der in An-
spruch genommen werden dürfen. Ausnahmen sind nötig; ich habe
auch angedeutet, wie und wann.

Emil Waldmann.

Dte Cbtefa^Sammtutig gef)t nacb
Ameütka.

Nach der englischen Leverhulme-Collection gelit jetzt, wie
uns berichtet wird, die Mailänder Chiesa-Sammlung nach Amerika.
Sie ist in ihrer Gesamtheit von der Amerkan Art A s s o c i a -
t i o n in N e w Y o r k gekauft worden. Diese Kollektion wird,
ähnlich der Leverhulme’schen, in den Räumen der Art Association
zur V e r s t e i g e r u n g gelangen. Den großen Londoner Auk-
tionshäusern ist damit der Krieg bis zum äußersten angesagt.

Die Unterhandlungen haben über zwei Jahre gedauert, mit
der italienischen Regierung wurde lange konferiert, da sich Ge-
mälde darunter befanden, deren Ausfuhr verboten war. Jetzt
sind jedoch alle Schwierigkeiten behoben, und der Erbe des ur-
sprünglichen, im Jahre 1922 verstorbenen Sammlers, hat eine
„märchenhafte“ Abfindung erhalten.

Wunderbar ist die Abteilurig der iialienischen Primitiven und
der geschnitzten Elfenbeine des 12., 13. und 14. Jahrlmnderts.
Hauptstücke sind ein Porträt von A n t o n e 11 o d a M e s s i n a.
(Es wird dies der erste Antonello sein, der nach Amerika kommt.)
Ferner enthält die Sammlung Gemälde von Orcagna, Lorenzetti,
Filippino Leppi Francio, Corregio („Mater Amabile“), Fra Barto-
lomeo, Jacopo Bellini, Pala Gaddi, Lorenzo Sotti u. a. m. Weiter
umfaßt die Sammlung Werke von Issenbrant, Van Seorel,
M e m 1 i n g , Mabuse, zwei van Dyks u. a.

KunffausfellungerL

BeUtn.

Nacli der Eröffnung der Juryfreien Kunstschau ging die der
A k a d e m i e vor sich. Und kurz darauf ließ uns die B e r 1 i n e r
Secession ihre Herbstausstellung sehen. Während aber die
Akademie-Ausstellung nur Zeichmmgen, Graphik und Plastik bringt,
ist in der Secession hauptsächlich die Malerei vertreten.

In der Akademie nun, deren Schau gutes Niveau hat, ragen
neben Liebermann imd S 1 e v o g t, neben D e 11 m ann
und Kampf besonders Ernst Oppler, Charlotte Berend,
Emil 0 r 1 i k , der seine ausgezeichneten Lithos aus Spanien aus-
stellt, Rudolf Großrnann mit seinen famosen Bildniszeichnun-
gen hervor. Max F 1 e i s c h e r s „Dünenlandschaft“ ist noch be-
mcrkenswert, dann die neuen Arbeiten von P e c h s t e i n , K o h 1 -
hoff, Krauskopf, Plontke, die Blätter von Hofer,
K o 1 b e , die Radierungen Alexander 0 p p 1 e r s zu Hauffs „ab-
gehauener Hand“ und die technisch famosen Radierungen des
Wieners S c h m u t z e r. Sehr reizvoli sind die altertiimelnden
Aquarelle von Wilhelm Schmid.

Von den Plastikern bringt Ernesto d e F i o r i eine große
Kollektion, die verrät, daß der Kiinstler an ungezwungener Leben-
digkeit gewonncn hat. Edwin Scharff’s bcdeutender „Weis-

Jacob Plessner, Büste Moses Mendelssohns
Juryfreie Kunstschau, Berlin

gerber“ und die Köpfe von K 1 i m s c h , August Kraus und Paul
G r u s o n schließen sich an.

In der B e r 1 i n e r S e c e s s i o n , deren Herbstausstellung
außerordentlich gelungen ist, hängen neben den herrlichen letzten
Meisterwerken C o r i n t h s , dem „Ecce Homo“, dem letzten
Selbstporträit, dem „Frühstückstisch“ und neben einem mit höch-
stem Temperament gemalten lichterftillten „Nollendorfplatz“ und
cinem meisterlichen „Sonnenuntergang“ von Lesser U r y, dem
Ehrenmitglied der Secession, die modernen F r a n z o s e n.
Es ist eine interessante Malerschar mit ernsten Zielen, jeder für
sich, mit verschwindenden Ausnahmen, kultivierter Künstler von
pariserischer Grazie. Und auch die Führer sind da. Man kennt
sie schon längst und braucht nur die Namen zu nennen: M a t i s s e
und Picasso, Rouault und Signac, Braque und
D e r a i n , 0 thon F r i e s z , und Vuillard, die Lauren-
c i n und Pascin, Vlaminck und U t r i 11 o.

Auch dem Lucien Adrion begegneten wir schon in Berlin
(bei Casper). Heute aber kommt er mit ganz winzigen Formaten,
mit Miniaturbildchen aus der Umgebung von Paris, die den Reiz
der jungfrischen Impression haben. Juan Gries schleppt noch
den Kubismus mit sich, aber mit leichter Ironie, Guerin sucht die
farbige Einfachheit, G e r b a u d wieder packt kräftiger zu („Hafen
von Marseille“) und Marchand geht in seiner „Brücke“ auf den
Pfaden des alten Hubert Robert. Lascaux türmt in seinem
„Monte Martre“, als handle es sich um den Turmbau zu Bäbel, lau-
nenhaft-witzig, Fensterchen auf Fensterchen, während Marqued
und Bonnard sehr glücklich die Tradition der großen französi-
schen Impressionisten fortsetzen.

Die Sttitzen der Berliner Secession, Spiro, Charlotte Berend,
Finetti, Oppler, Leo v. König, Max Fleischer, Jaeckel, Paeschke,
Krauskopf, Kohlhoff, Oppenheimer, Struck, Biittner, Heckendorf
zeigen die glücklichsten von ihren neuen Arbeiten. Stark vorwärts-

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