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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI issue:
1/2. Januarheft
DOI article:
Weigelt, Curt H.: Das neue Stadtmuseum in Florenz: Museo Civico-Bardini
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0217

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Plaketten aufgestellt ist, haben die schönen Bildteppiche
der vier Jahreszeiten ihren Piatz gefunden, die aus
dem Besitz des Museo Nazicnale stammen und von
Leonardo Bernini und Vittorio Demignot gefertigt wur-
den; einer ist 1719 bezeichnet. Bernini läßt sich von
1705—1737 in der Florentiner Arazzeria nachweisen.
Die Kartons stammen von Giovanni Sagrestani. Um
bei der Kunst der Teppichweberei zu bleiben, sei der
z. T. sehr schönen orientalischen Stücke gedacht, ein
hervorragender Ispahan hängt im Treppenhaus, köst-
liche Fragmente eines anderen sind in einer Vitrine der
Waffensammlung zur Dekoration verwendet und unter

Abb. 5. Florenz. Museo Civico-Bardini.
Kreis des Giovanni Pisano- Caritas

den kleinen I'eppichen finden sich noch manche ausge-
zeichneten Exemplare.

An Gemälden enthält das Museum nur wenig, und
das wenige ist nicht von besonderer Qualität, ausge-
nommen einen heiligen Michael im Kampf mit dem Dra-
chen, in dem Dami (Dedalo IV, 1923/24, S. 695ff.) den
drapellone des Antonio Paliaiuolo wiedererkennt, von
dem Vasari gesprochen hat. Er war für die Compag-
nia di S. Angelo in Arezzo gemalt worden. Von den
übrigen Bildern ist kaum viel zu sagen, ein kleines
Kruzifix des späten 13. Jahrhunderts, das eine Reini-
gung verdiente, fällt auf, vielleicht eine sienesische
Arbeit. Ein großes Kruzifix des mittleren Trecento,

offenbar florentinisch, ist wegen der eigentümlichen An-
wendung von Prophetenbildchen zu Seiten des Körpers
Christi bemerkenswert. Der unvermeidliche Pier-
Francesco Fiorentino erscheint in mehreren meist be-
schädigten Exemplaren, von denen keines besonderer
Qualität sich rühmen könnte. An späten Bildern sieht
man im Barocksaal zwei gute Herrenportraits in der
Art des Salviati, eine große Schindung des Mars^as,
ein Bild, das an Ribera erinnert, einige Freskenreste,
die dem Volterrano gehören könnten, einen Furini und
anderes. Zwei nicht gerade bedeutende männliche
Brustbilder werden einem Deutschen Maler Adler zu-

Abb. 7:. Florenz. Museo Civico-Bardini.

Gian Christoforo Romano? Angeblich Bildnis Francesco Gonzaga

geschrieben. Eine Signatur hat der Berichterstatter
nicht finden können, so daß er es ungewiß lassen muß,
ob Fried. Gottlob Adler, oder Georg Gottfried gemeint
seien.

Wenn die Sammlung Carrand in das neue Museum
übergeführt sein wird, dann hat Florenz ein wirklich
bedeutendes Städtisches Museum. Aber schon heute ist
es eine dankbar begrüßte Stätte der Kunst, die durch
die sorgfältige und im Ganzen gelungene Aufstellung
und durch die guten Lichtverhältnisse sicli den anderen
Florentinischen Museen nicht nur würdig anreiht, son-
dern sie sogar in der letzten Beziehung erfreulich
übertrifft.

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