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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI issue:
1/2. Aprilheft
DOI article:
Sauerlandt, Max: Miscellen I.
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0355

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Auf Grund dieser drei signierten Stücke haben E. W.
Braun b) und Pazaurek '), ersterer vielleicht etwas zu
freigiebig, letzterer mit größerer Vorsicht das Werk
dieses ausgezeichneten, zweifellos durch die Arbeiten
Ignaz Bottengrubers angeregten Malers um zahlreiche
unbezeichnete Porzellane bereichert.

Schärfer als Braun hat Pazaurek die stilistische Be-
sonderheit von Helchis’ Porzellanmalerei zu formulieren
gesucht. Besonders merkwürdig ist sein an den be-
zeichneten Stücken breiten Raum einnehmender Dekor
m Kupferstichmanier, der nach Pazaurek „mitunter
nicht einmal mit dem Pinsel, sondern mit der Kielfeder
ausgeführt ist“.

Der Kreis der dem Jacobus Helchis selbst zuzu-
schreibenden Arbeiten kann nur durch die Veröffent-
lichung sicher eigenhändiger Malereien richtig begrenzt
werden, das mag die Publikation zweier während des
letzten Jahres in die Sammlung Otto Blohm-Hamburg
gelangter Porzellane rechtfertigen, bei denen Stil und
Qualität der Malerei trotz des Fehlens einer Bezeich-
nung die Eigenhändigkeit der Arbeit über jeden Zweifel
erheben. Schärfere Augen als meine glauben sogar die
Bezeichnung „Helchs Wien“ in den winzigen Boden-
schraffuren unter dem laufenden Hunde erkennen zu
können.

Es handelt sich um eine in Silber neu gefaßte runde
Dose mit Klappdeckel und um eine E i n -
satztasse eines in Wien öfter vorkommenden
frühen Modells.

Die Innenseite des Dosendeckels (Abb. 6 c) mit
einem nach rechts flüchtenden, von einem Hunde und
einem Pfeil und Bogen haltenden fliegenden Putto ge-
jagten Hirsch in bewaldeter burgenbesetzter Land-
schaft ist durchaus in der geschilderten Kupferstich-
manier in Schwarz dekoriert. Die gleiche Porzellan-
schreibmanier kehrt bei den beiden Pflanzenbüscheln
der Deckeloberseite (Abb. 6 b), ferner bei Bodenmalerei
und Baumschlag der figürlichen d'assenseite (Abb. 7 a)

8) Folnerics-Braun, Geschichte der K. K- Wiener Porzellan-
manufaktur. Wien 1907.

7) Gustav E. Pazaurek, Deutsche Fayence- und Porzellan-
Hausmaler. Leipzig 1925. S. 190, 204, 235—237.

und bei dem Mittelstern, dem Ornament und den Blatt-
kränzen der beiden Mädchenköpfe auf der Einsatzplatte
der Tasse (Abb. 7 b) wieder.

Im Uebrigen ist der Dekor der Dose in feinge-
tüpfelter Malerei in Sepiabraun, dem hier und da ein
wenig Gelb beigemischt ist, in Purpur und wenig
Schwarz, der Dekor der auch im Motivischen — Putto
und Hirscli — nächst verwandten, jedoch aus einer
anderen Quelle stammenden Tasse ebenso in Sepia-
braun und ganz reinem Rosarot ausgeführt.

Eine sehr bemerkenswerte Besonderheit der Tasse
bildet endlich die Verbindung dieser figürlichen Male-
reien in unverkennbarem Helchis-Stil mit dem für
Helchis bisher nicht bezeugten reichen Wiener Schnitt-
blumendekor der Du Paquier-Zeit (Abb. 5) in Rosen-
rot, Eisenrot, Purpur, Hellblau, sparsam verwandten
Gelb und saftigem Grün in einer gelblichen und einei
bläulichen Schattierung, das wie stets, schwarz geran-
det und geadert ist. Dieser Blumendekor tritt auf der
Obertasse in besonders üppiger Gedrängtheit auf.

Will man nicht annehmen, daß dieser Blumendekor
von anderer Hand als das Figürliche ausgeführt ist, wo-
für ein zwingender Grund kaum vorliegt, so wird durch
diese Tasse Jacobus Helchis auch als Blumenmaler be-
zeugt, was zur Erweiterung seines Werkes füliren wird.

Wie lange Helchis in Wien gearbeitet hat, wissen
wir niclit. Die Akten nennen ihn erst im Jahre 1746 bei
Gelegenheit seiner Wiederverheiratung und im Jahre
1747 bei seiner Uebersiedelung nach Neudeck-Nym-
phenburg, wo er jedoch ohne bisher erkennbare Spuren
seiner Tätigkeit nur bis zum Herbst des Jahres 1749
verblieb. 8)

Bei der nahen Beziehung seines Stils zu Ignaz Bot-
tengruber — vgl. besonders die von diesem 1730 in
Wien gemalte Tasse des Oesterreichischen Museums,
Pazaurek Taf. 15 — und bei dem großen Einfluß, den
Helchis zweifellos auf den Wiener Porzellandekor der
Frühzeit gehabt hat, möchten wir annehmen, daß er
schon um das Jahr 1730 nach Wien gekommen ist.

8) Vgl. Friedrich H. H o f m a n n , Geschichte der bayerischen
Porzellan-Manufaktur Nymphenburg. Leipzig 1921—23.

H. Aldegrever

Kinder beim
Reigentanz. B. 252

Ausstellung bei
Amsler u. Ruthardt
Berlin

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