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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

DOI Heft:
1/2. Aprilheft
DOI Artikel:
Margules, Samuel: Wie kann die Notlage der bildenden Künstler behoben werden?: das Kunstgemeinschaftshaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0357

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staltungen öffentlicher und privater Art geeignet ist und
verwendet werden kann; es versteht sich, daß dieses
Haus, das in Berlin die deutsche Kunst repräsentieren
soll, auch äußerlich einen besonders würdigen Eindruck
machen muß; als beste Herberge für Kunstwerke ge-
plant, muß es selbst eine künstlerische Lösung hohen
Ranges sein.

Die Anordnung und Einteilung der Räume muß so
geschehen, daß sie für Zwecke dreier Gattungen mühe-
los verwandt werden kann: nämlich für solche ganz
öffentlichen Charakters, für die man als Beispiel Aus-
stellungsräume nennen kann, für solche halböffentlichen
Charakters, wie etwa Räume für Festlichkeiten und
Konferenzen, und solche ganz privaten Charakters, näm-
lich Klubräume. Um von diesen letzten zu sprechen, so
wird jeder, der dem künstlerischen Leben Berlins nahe
steht oder in ihm eine Rolle spielt, bezeugen können, wie
sehr es an solchen Räumen, die ein Mittelding zwischen
Heim und Lokal bilden, fehlt; wie sehr es an Räumen
fehlt, in denen man sich zu geselligen und geschäftlichen
Zusammenkünften zwanglos treffen kann. Was die Aus-
stellungsräume anlangt, so ist schon gesagt worden, wie
sehr es an ihnen fehlt; und wenn es an Räumen für Fest-
lichkeiten und andere Veranstaltungen der Künstler-
gruppe nicht so sehr fehlen mag wie an den Räumen für
ihr ganz öffentliches und ihr ganz privates Leben, so
wäre doch den etwa vorhandenen Räumen gegenüber
hier der große Vorteil geboten, daß die Künstler — und
die Kunstfreunde — alles, was sie interessiert, unter
einem Dach haben.

Ohne Mühe wären, wenn es für das Unternehmen
von Vorteil sein sollte, an diese unentbehrlichen Räume
auch Verkaufsräume, die an Buchhändler, Antiquare,
Kunst- und Antiquitätenhändler vermietet werden kön-
nen, anzugliedern; in diesen Räumen können Verkaufs-
ausstellungen, die von den rein künstlerisch bestimmten
Ausstellungen in den Ausstellungsräumen getrennt gehal-
ten werden müssen, veranstaltet werden, sie können auch

als werbende Anlage ganz und ständig vermietet wer-
den. Es besteht auch die Möglichkeit, dem Hause eine
Tanz- und Kleinkunstbühne einzubauen, die ebenfalls
vermietet oder in eigener Regie verwandt werden kann.
Ein wirtschaftlicher Betrieb ist vorzusehen, welcher der
Verwaltung des Kunstgemeinschaftshauses untersteht
und von ihr kontrolliert wird, dessen Durchführung aber
auf dem Wege der Verpachtung vergeben werden muß.

Diese Oekonomie sowie die Erträgnisse aus der Ver^
mietung der Räume, die zu vermieten bei der großen
Nachfrage nach solchen Räumen um so leichter sein wird,
als das Haus natürlich in guter Lage, am besten in zen-
traler Lage des Westens, gedacht wird, sind die Ein-
künfte, aus denen das Haus mühelos sich selbst unter-
halten und amortisieren wird; die wahrscheinlich sogar
zu erwartenden Ueberschüsse können selbst wieder
künstlerischen Zwecken und praktischen Zwecken des
Kunstlebens zugeführt werden.

Die Erhaltung eines solchen Hauses wird leicht
sein und ist also gesichert. Die Errichtung eines solchen
Hauses ist natürlich unter den heutigen Verhältnissen
nicht nur den Künstlern, sondern auch den völlig mittel-
losen Künstler-Vereinigungen unmöglich; auch der Staat
wird, eben unter den heutigen Verhältnissen, dafür Mittel
nicht bereit stellen können. Durchzuführen ist die Errich-
tung des Hauses durch die Begründung einer „Gesell-
schaft des Kunstgemeinschaftshauses“, die aus Künst-
lern und Kunstfreunden, aus Finanziers und Kunstsach-
verständigen zusammengesetzt werden müßte. Die
Mitglieder dieser Gesellschaft, die eben die Kunstgemein-
schaft bilden sollen und die dann in idealer Weise ver-
bunden wären, wenn sie wirklich die ganze Kunstge-
meinde Berlins einbegriffe, würde in einem geschäftlich
sicheren Unternehmen, also ohne Opfer, nicht nur in
ihrem eigenen Behagen eine Stätte bereiten, sondern
auch der deutschen Kunst den größten Dienst leisten, den
großen Dienst nämlich, der ihr heute geleistet werden
muß: ihre Erhaltung.

Aus der Sammlung Alexander Schoeller, Berlin
Auktion bei Paul Cassirer — Hugo Helbing in Berlin

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