aus denen sich das intime Leben jener Tage zu erkennen
gibt. Manches Bild weiß uns hier mehr als der Dichter
zu erzählen. Sehr interessant ist auch ein Kästchen
von 1555, dessen bildlicher Hintergrund uns die damalige
Stadtarchitektur Nürnbergs vor Augen führt.
Schließlich sei noch ein kleines wundervolles Nürn-
berger Relief mit drei anbetenden Mädchengestalten er-
wähnt, daß uns lebhaft an den Zusammenhang zwischen
der Plastik und der Malerei, z. B. eines Holbein erinnert.
Die Hauptanziehungskraft der Sammlung Zacharias
bildet die Abteilung der Wachsplastik. Sie umfaßt die
Zeit beginnend um 1500 bis 1800 und hat in ihrer Reich-
haltigkeit und Vielseitigkeit wohl kaum ihresgleichen.
Handelt es sich doch um eine Technik, die zwar schon
in Aegypten, Phönizien, Griechenland und Rom eine hohe
Entwicklung erreicht und in der Renaissance ihre Blüte
gefeiert hatte, jedoch in späteren Zeiten beinah zur Rum-
pelkammer verurteilt worden war. Dazu kam die leichte
Zerbrechlichkeit nicht nur der gegossenen, sondern auch
der aus massivem Wachs modellierten Arbeiten, die ihre
Erhaltung erschwerte. Die Sammlung Zacharias enthält
nur lediglich von ersten Künstlern aus farbigem Wachs
eigenhändig modellierte Plastiken. In ihr finden wir die
wichtigsten Länder Europas: Deutschland, Italien,
Frankreich, Rußland, Schweiz u. a. vertreten. Die Fülle
der auserlesenen Arbeiten erscheint derart über-
raschend, daß es schwer wird, unter ihnen eine Auswahl
zu treffen. Heute, da uns die künstlerische Pflege der
Wachstechnik verloren gegangen ist, zwingt uns ihre
einstige Schönheit und feinste Vollendung, die in ihr un-
vergleichliche Reize schuf, höchste Bewunderung ab,
Namentlich im Porträt hat kaum eine andere Klein-
technik delikatere Wirkung erzielt. Auch in der Samm-
lung Zacharias nimmt das Bildnis den größten Raum ein.
Eine große Reihe berühmter Männer, darunter Klopstock,
Ludw. Tieck, Joh. Seb. Bach, Davison, Robespierre,
Gellert, ein Gegenstück zum Wachsbildnis im Grünen
Gewölbe, treten uns hier von zeitgenössischen Künstlern
lebensvoll bis in die feinsten Züge ausmodelliert ent-
gegen. Vor allem jedoch verdient das sehr wertvolle
Bildnis des alten Cosimo de Medici, meisterhaft dem Le-
ben nachgebildet, hervorgehoben zu werden. Zu den
Prunkstücken der Sammlung gehört das Bildnis Char-
les XII. von dem berühmten Schweizer Medailleur Ritter
v. Hedlinger, an das sich eine kleine Sammlung zeit-
genössischer Kupferstiche von Wachsplastikern, Medail-
leuren und Kupferstechern schließt. Ferner finden wir
ein wertvolles Wachsbildnis der Marie Antoinette mit der
eigenhändigen Widmung der Königin an die Prinzessin
v. Lamballe. Nicht weniger reizvoll sind die genrehaften
Darstellungen in Wachs vertreten. So vor allem die
Szene der Susanna, dessen Pendant sich in der Wallace-
Collection in London befindet, weiter eine der schönsten
Niirnberger Wachsdarstellungen der anbetenden Hirten
aus der Zeit um 1530, und ein köstliches Schweizer Em-
pirestück mit dem Motiv einer Mutter, die ihr Kind vor
einem Tisch, auf dem ein Vögelchen steht, unterweist.
Höchst eigenartig aber berührt die kleine Sammlung
von Curiosa in Wachs. Neben vielen anderen Merk-
würdigkeiten befindet sich darin ein im primitiven Stile
gehaltenes zeitgenössisches Bildnis Kaspar Hausers,
dessen dunkles Lebensschicksal erst neuerdings, da man
glaubte, die Stätte in der er verborgen gehalten wurde,
gefunden zu haben, wieder die Gemüter bewegte.
Louis Zacharias gehört zu den wenigen Sammlern,
die ihre Erfahrungen auch publizistisch verwertet haben.
Vor allem hat er zur Verbreitung des Verständnisses
für die verloren gegangene Wachstechnik in Wort und
Schrift beigetragen. Die Verlegung seiner Sammlung
nach Rom verleiht dieser insofern einen lebendigen Wert,
als sie hier an der Quelle der romanischen Kunst den
Sinn für die deutsche Vergangenheit verbreiten hilft.
Nürnberger Brautkästchen
um 1530
mit Stadtwappen von
Nürnberg
Nürnberger Madonna 1530
Sammlung Zacharias
in Rom
321
gibt. Manches Bild weiß uns hier mehr als der Dichter
zu erzählen. Sehr interessant ist auch ein Kästchen
von 1555, dessen bildlicher Hintergrund uns die damalige
Stadtarchitektur Nürnbergs vor Augen führt.
Schließlich sei noch ein kleines wundervolles Nürn-
berger Relief mit drei anbetenden Mädchengestalten er-
wähnt, daß uns lebhaft an den Zusammenhang zwischen
der Plastik und der Malerei, z. B. eines Holbein erinnert.
Die Hauptanziehungskraft der Sammlung Zacharias
bildet die Abteilung der Wachsplastik. Sie umfaßt die
Zeit beginnend um 1500 bis 1800 und hat in ihrer Reich-
haltigkeit und Vielseitigkeit wohl kaum ihresgleichen.
Handelt es sich doch um eine Technik, die zwar schon
in Aegypten, Phönizien, Griechenland und Rom eine hohe
Entwicklung erreicht und in der Renaissance ihre Blüte
gefeiert hatte, jedoch in späteren Zeiten beinah zur Rum-
pelkammer verurteilt worden war. Dazu kam die leichte
Zerbrechlichkeit nicht nur der gegossenen, sondern auch
der aus massivem Wachs modellierten Arbeiten, die ihre
Erhaltung erschwerte. Die Sammlung Zacharias enthält
nur lediglich von ersten Künstlern aus farbigem Wachs
eigenhändig modellierte Plastiken. In ihr finden wir die
wichtigsten Länder Europas: Deutschland, Italien,
Frankreich, Rußland, Schweiz u. a. vertreten. Die Fülle
der auserlesenen Arbeiten erscheint derart über-
raschend, daß es schwer wird, unter ihnen eine Auswahl
zu treffen. Heute, da uns die künstlerische Pflege der
Wachstechnik verloren gegangen ist, zwingt uns ihre
einstige Schönheit und feinste Vollendung, die in ihr un-
vergleichliche Reize schuf, höchste Bewunderung ab,
Namentlich im Porträt hat kaum eine andere Klein-
technik delikatere Wirkung erzielt. Auch in der Samm-
lung Zacharias nimmt das Bildnis den größten Raum ein.
Eine große Reihe berühmter Männer, darunter Klopstock,
Ludw. Tieck, Joh. Seb. Bach, Davison, Robespierre,
Gellert, ein Gegenstück zum Wachsbildnis im Grünen
Gewölbe, treten uns hier von zeitgenössischen Künstlern
lebensvoll bis in die feinsten Züge ausmodelliert ent-
gegen. Vor allem jedoch verdient das sehr wertvolle
Bildnis des alten Cosimo de Medici, meisterhaft dem Le-
ben nachgebildet, hervorgehoben zu werden. Zu den
Prunkstücken der Sammlung gehört das Bildnis Char-
les XII. von dem berühmten Schweizer Medailleur Ritter
v. Hedlinger, an das sich eine kleine Sammlung zeit-
genössischer Kupferstiche von Wachsplastikern, Medail-
leuren und Kupferstechern schließt. Ferner finden wir
ein wertvolles Wachsbildnis der Marie Antoinette mit der
eigenhändigen Widmung der Königin an die Prinzessin
v. Lamballe. Nicht weniger reizvoll sind die genrehaften
Darstellungen in Wachs vertreten. So vor allem die
Szene der Susanna, dessen Pendant sich in der Wallace-
Collection in London befindet, weiter eine der schönsten
Niirnberger Wachsdarstellungen der anbetenden Hirten
aus der Zeit um 1530, und ein köstliches Schweizer Em-
pirestück mit dem Motiv einer Mutter, die ihr Kind vor
einem Tisch, auf dem ein Vögelchen steht, unterweist.
Höchst eigenartig aber berührt die kleine Sammlung
von Curiosa in Wachs. Neben vielen anderen Merk-
würdigkeiten befindet sich darin ein im primitiven Stile
gehaltenes zeitgenössisches Bildnis Kaspar Hausers,
dessen dunkles Lebensschicksal erst neuerdings, da man
glaubte, die Stätte in der er verborgen gehalten wurde,
gefunden zu haben, wieder die Gemüter bewegte.
Louis Zacharias gehört zu den wenigen Sammlern,
die ihre Erfahrungen auch publizistisch verwertet haben.
Vor allem hat er zur Verbreitung des Verständnisses
für die verloren gegangene Wachstechnik in Wort und
Schrift beigetragen. Die Verlegung seiner Sammlung
nach Rom verleiht dieser insofern einen lebendigen Wert,
als sie hier an der Quelle der romanischen Kunst den
Sinn für die deutsche Vergangenheit verbreiten hilft.
Nürnberger Brautkästchen
um 1530
mit Stadtwappen von
Nürnberg
Nürnberger Madonna 1530
Sammlung Zacharias
in Rom
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