Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 7./8.1925/26
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0445
DOI issue:
1/2. Juniheft
DOI article:Voss, Hermann: Die Neuordnung der italienischen Gemälde im Kaiser-Friedrich-Museum
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gaziniert, letzteres sehr ungünstig ausgestellt) vervoll-
ständigen das harmonische, geschlossene Bild des von
Vielen als eine Art Tribuna angesehenen Hochrenais-
sance-Saales.
Auch der dem reifen venezianischen Cinquecento
gewidmete Raum zeigt, abgesehen von der Art seiner
Akzentuierung, mehreres fiir den Bestand Neues. So
die beiden großen Werke Bassanos, die als Geschenke
gen wohlerhaltene Bild jetzt eine Zierde des Venezianer-
saales und zeigt seinen Schöpfer von einer Seite, die bei
ihm gewöhnlich unterschätzt wird.
Es würde zu sehr in die Einzelheiten 'iühren, wenn
wir auf weitere Veränderungen der Aufstellung, nament-
lich in den florentinischen Sälen und Kabinetten, aus-
führlich eingingen. Die Tendenz ist tiberall die gleiche,
Saal der venezianischen Hochrenaissance (Tizian-Saal) im Kaiser-Friedrich-Museum Berlin
W. v. Bodes im letzten Jahre in die Galerie gelangten
und zu dem Gesamtbilde der venezianischen Hochrenais-
sance in ihrer lebensvollen, naiven Weise außerordent-
lich beitragen. So ferner mehrere Bildnisse und Bilder-
gruppen, u. a. ein prachtvolles Mannesporträt von Mo-
roni und die von vielen schmerzlich vermißten Schach-
spieler in Landschaft von Paris Bordone. Endlich aber,
als unerwartete Eieberraschung selbst für die, die sich
an den alten Bestand der Galerie genau erinnern, Paolo
Veroneses „Beweinung Christi“. Dies bedeutende,
schon von Ridolfi in der Galerie Giustiniani in Rom ver-
zeichnete, somit durch eine Quelle ersten Ranges be-
glaubigte Bild war lange Zeit nach Erfurt ausgeliehen,
wurde aber 1920 von der dortigen Museumsleitung als
ungewünschter Besitz freiwillig nach Berlin zurückge-
geben. Neu gereinigt und gerahmt, bildet das im übri-
und wenn auch die jetzige Gesamtanorduung der italieni-
schen Schulen keineswegs als endgültig befriedigend in
allen Einzelheiten proklamiert werden soll, so hat sie
doch das Problem der Raumnot entschlossen bei den
Hörnern gepackt und dem Gegebenen abgerungen, was
ihm abzuringen war. Dringendste Forderung bleibt je-
doch nach wie vor die schleunige Durchführung des Neu-
baues, denn jede frühere Umordnung muß notgedrungen
immer wieder auf halbem Wege Halt machen. Für eine
definitive Lösung ist unentbehrliche Voraussetzung die
volle Verfügung über den gesamten Raumkomplex, dei
nach Vollendung des Deutschen Museums innerhalb des
Kaiser-Friedrich-Museums frei wird. Erst dann werden
sich gewisse Uebelstände und Provisorien beseitigen
lassen, wie die jetzige Art der Unterbringung Canalettos
und Guardis, die zeitweise Verdeckung der Tiepolo-
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ständigen das harmonische, geschlossene Bild des von
Vielen als eine Art Tribuna angesehenen Hochrenais-
sance-Saales.
Auch der dem reifen venezianischen Cinquecento
gewidmete Raum zeigt, abgesehen von der Art seiner
Akzentuierung, mehreres fiir den Bestand Neues. So
die beiden großen Werke Bassanos, die als Geschenke
gen wohlerhaltene Bild jetzt eine Zierde des Venezianer-
saales und zeigt seinen Schöpfer von einer Seite, die bei
ihm gewöhnlich unterschätzt wird.
Es würde zu sehr in die Einzelheiten 'iühren, wenn
wir auf weitere Veränderungen der Aufstellung, nament-
lich in den florentinischen Sälen und Kabinetten, aus-
führlich eingingen. Die Tendenz ist tiberall die gleiche,
Saal der venezianischen Hochrenaissance (Tizian-Saal) im Kaiser-Friedrich-Museum Berlin
W. v. Bodes im letzten Jahre in die Galerie gelangten
und zu dem Gesamtbilde der venezianischen Hochrenais-
sance in ihrer lebensvollen, naiven Weise außerordent-
lich beitragen. So ferner mehrere Bildnisse und Bilder-
gruppen, u. a. ein prachtvolles Mannesporträt von Mo-
roni und die von vielen schmerzlich vermißten Schach-
spieler in Landschaft von Paris Bordone. Endlich aber,
als unerwartete Eieberraschung selbst für die, die sich
an den alten Bestand der Galerie genau erinnern, Paolo
Veroneses „Beweinung Christi“. Dies bedeutende,
schon von Ridolfi in der Galerie Giustiniani in Rom ver-
zeichnete, somit durch eine Quelle ersten Ranges be-
glaubigte Bild war lange Zeit nach Erfurt ausgeliehen,
wurde aber 1920 von der dortigen Museumsleitung als
ungewünschter Besitz freiwillig nach Berlin zurückge-
geben. Neu gereinigt und gerahmt, bildet das im übri-
und wenn auch die jetzige Gesamtanorduung der italieni-
schen Schulen keineswegs als endgültig befriedigend in
allen Einzelheiten proklamiert werden soll, so hat sie
doch das Problem der Raumnot entschlossen bei den
Hörnern gepackt und dem Gegebenen abgerungen, was
ihm abzuringen war. Dringendste Forderung bleibt je-
doch nach wie vor die schleunige Durchführung des Neu-
baues, denn jede frühere Umordnung muß notgedrungen
immer wieder auf halbem Wege Halt machen. Für eine
definitive Lösung ist unentbehrliche Voraussetzung die
volle Verfügung über den gesamten Raumkomplex, dei
nach Vollendung des Deutschen Museums innerhalb des
Kaiser-Friedrich-Museums frei wird. Erst dann werden
sich gewisse Uebelstände und Provisorien beseitigen
lassen, wie die jetzige Art der Unterbringung Canalettos
und Guardis, die zeitweise Verdeckung der Tiepolo-
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