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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Juniheft
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Sorgenfrei, Paul: Von der Jahresschau Deutscher Arbeit: Dresden 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0465

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Den drei internationalen Gartenbauausstellungen in Dresden
(1887, 1896, 1907) ist nun in diesem Jahre die Jubiläums-
Gartenbauausstellung gefolgt, deren Gesamtentwurf von
dem Berliner Gartenarchitekten Gustav Allinger stammt. Es ver-
dient die größte Anerkennung und zugleich Bewunderung, wa»
dieser Gartenkiinstler vor allem in dem großen Teile geschaffen
hat, der vom Großen Garten zu dem Ausstellungsgelände hinzn-
genommen worden ist. Die verschiedenen Schmuckanlagen, Son-
dergärten mit ihren herrlichen Farbenfeldern, die Parkanlagen, alle
in Verbindnng mit der plastischen Kunst in äußerst gescliicktei
Weise gebracht, die Briicke iiber die Hauptallee, der von dem Dort-
munder Architekten Josef Wentzler entworfene Griine Dom, der
den Großen Garten weit iiberragt und eine prächtige Aussicht ge-
währt, das Parktheater und der Friedhof sind Einzelschöpfungen,
die der modernen Gartenkunst das beste Zeugnis ausstelien. Aber
auch der historische Garten ist beriicksichtigt worden: In der
Wissenschaftlichen Abteilung befindet sich eine vom Eandesverein
„Sächsischer Heimatschutz“ veranstaltete Sonderschau historischer
Gärten Sachsens, vor allem Pläne aus der Landesbibliothek, den
stadtgeschichtlichen Museen zu Dresden und Leipzig, der Kupfer-
stichsammlung König Friedrich August 11., sowie Photographien
aus den Sammlungen des „Sächsischen Heimatschutzes“. Man sieht
da u. a. interessante Planungen der Schloßgärten August des Star-
ken in Pillnitz, Großsedlitz, Moritzburg, Hubertusburg, des Dresdner
Großen Gartens, ebenso von einem Palais in Warschau. Aber nicht
tiur aus Sachsen, sondern auch aus anderen Teilen Deutschlands
und aus dem Auslande sind Pläne historischer Gärten ausgestellt,
wie Gärten der Renaissance in Italien, Holland, Frankreich, Spanien,
Gärten des Barock in Oesterreich, Holland, Frankreich, Gärten des
Rokoko mit seinen Pavillons und Wasserkiinsten; von besonderem
Interesse sind die Stiche der chalkographischen Gesellschaft in
Dresden, aus der Sammlung des dortigen Kunsthändlers Fritz Seel-
mann, aus der Barockzeit. So erhält man einen Ueberblick über die
geschichtliche Entwicklung der Gartenkunst, iiber die gesamte Gar-
tenkultur, vor allem ein klares Bild von der Bliite der sächsischen
Gartenkunst zur Zeit des Barock und Rokoko. Einige der großen
Ausstellungshallen präsentieren sich in ihrer Raumgestaltung und
Ausschmiickung im historischen Stil.

In der Wissenschaftlichen Abteilung; sind noch von kunst-
historischem Interesse die hochkiinstlerisch ausgefiihrten Lehrbriefe
und alten Gärtnerbiicher aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die
äußerst dekorativ ausgestattet sind, sowie alte Wiener Kupfer-
stiche, zum Teil handgemalt, von 1781.

Einige Ausstellungsräume sind mit kostbaren Oelgemälden aus-
gestattet, so z. B. zwei Porträts von Sir Peter Lely (16T8—80),
dem westfälischen Meister, der erst in England, wo er Hofmaler
wurde, der Porträtmalerei sich widmete; sie stellen hier „Countess
Ranalaugh“ und Countess Arcan“ dar, in dem mit Rosen und Tulpen
in Terrakottavasen reich geschmiickten Raum trefflich zur Geltung
kommend (ausgestellt von der Dresdner Kunsthandlung P. Rusch).
In dem Raum des Dresdner Anzeigers sieht man einige Bilder des
Dresdner Kunstmalers Hanns Herzing. In einer weiteren Halle
findet sich von Walther Gasch, dessen Wirken man bereits auf den
Ausstellungen der Dresdner Kunstgenossenschaft begegnete, ein
ausgezeichnetes Gemälde „Die Fee Urgande“, deren duftig-zarte
Gestalt in einem blumenreichen Garten liegt, ein lichtvolles und
farbenfreudiges Bild. Nicht unerwähnt diirfen die skizzenhaften
Rötelzeichnungen des Dresdner Malers Mahnke, zur Illustration von
Stilgärten in einer der großen Hallen, die selbst stilgärtnerischen
Charakter aufweist, bleiben.

Wie wir schon betonten, wurde diesmal ganz besonderer Wert
darauf gelegt, sowohl in den Hallen als auch vor allem im Freien
die Gartenkunst mit der plastischen Kunst zu verbinden.
Mit der glücklichen Gestaltung der Gartenarchitektur bemerkt man
iiberall ein iiberaus harmonisches Zusammenwirken jener beiden
Kiinste. Ein außerordentliches Geschick hat sich hierbei mit kiinst-
lerischem Geschmack gepaart bci der Ausfiihrung dcr einzelnen
Kunstwerke wie bei ihrer Aufstellung. Aus der großen Anzalil
derselben kann nur einiges hervorgehoben werden.

In den Hallen ist eine schöne Steinplastik „Judith“ des Ham-
burger Bildhauers Hannann aufgestellt, eine große Bronze „Träu-

mender Jiingling“ von Selmar Werner (mit über dem Kopf ge-
falteten Händen), eine wundervolle „Flora“ nach Entwurf von Burk-
hard Ebe (Kiitzschenbroda), ausgeführt von Bildhauer Walther in
Sandstein; hier ist die faltenreiche Gewandung und die anmutige
Bewegung, wie die Blumengöttin aus dem Blumenkorb in der Rech-
ten eine Rose entnimmt, meisterhaft herausgearbeitet. Von Georg
Tiicke sieht man ein „Schreitendes Mädchen“, das das schleppende
Gewand leicht mit der Linken hält, in Ueberlebensgröße und dieselbe
Figur nochmals im Park. Von dem Dresdner Bildhauer Edmund
Moeller ist die herrliche Steinplastik ,,Echo“, vor allem aber auf
der Terrasse des Griinen Doms vier Monumentalplastiken mit star-
kem symbolischen Ausdruck aufgestellt. Der Dresdner Bildhauer

Max Fabian, Interieur aus dem Schloß in Wiirzburg
Gedächtnisausstellung auf der Großen Berliner Kunstausstellung

Hermann Fritz hat außer vier hiibschen Kindergruppen mit Tieren
und Eriichten in farbiger Keramik eine lebensgroße Sandsteinfigur
„Knieendes Mädchen“ und eine stimmungsvolle „Froschkönigin“
in Muschelkalk und der Dresdner Bildhauer Corr u. a. eine lebens-
große „Frau mit Rose“ mit anschließendem, faltenreichem Gewand
und zwei Kalksteinplastiken, Knabe und Mädchen mit Friichten, aus-
gestellt. Die Plastik „Mutterliebe“ (Muschelkalk) von Prof. Th,
Brodauf, eine Kauernde mit Kind im Arm darstellend, wirkt ohne
Linien zu kompakt. Die Plastiken des Dresdner Bildhauers Georg
Curt Bauch, dessen Werke auf den Ausstellungen der Dresdner
Kunstgenossenschaft schon immer viel Interesse fanden, sind dage-
gen voll Leben und Bewegung, fast akrobatisch in den Tanzfiguren,
aber iiberaus ausdrucksvoll. Leon Berger (Dresden) stellt u. a.
einen „Jiingling“ in Marmor aus, ein Werk von 1913 in Lebens-
größe, das bereits die neue Richtung erkennen Iäßt durch die Kör-
perhaltung (seitwärts gewandter Kopf, rechter Arm um den Nacken),
die aber noch etwas unbeholfen ist. Zwei Figuren in Kalkstein
(Frau mit Flöte und Mann mit Sichel) stellt der Dresdner Bildhauer
Gustav Reissmann aus. Eine liegende Kolossalgruppe „Adain und
Fva“ — mit durchaus nicht anachronistisch anmutendem Bubikopf,
den ja schon die altägyptischen Darstellungen aufweisen! — stammt
von dem Dresdner Bildhauer Eugen Hoffmann. Der Bildhauer

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