Mittelalter von allergrößter Bedeutung. Es schließt sich an diese
späte malerische Architektur, die der Btihnenwand ähnlich ist, die
mittelalterliche dekorative Wandmalerei an, und wenn jene auch
in ihren Ornamenten nicht die klassische Reinheit und Durchmo-
dellierung besitzt, so ist sie ftir die Weiterwirkung zunächst von
stärkerer Kraft gewesen als die klassische griechische Architektur,
der man erst wieder in der Renaissance nachspürte. Auch ist die
Erscheinung als solche in Parallele zu den Schöpfungen der Ba-
rockkunst von größtem kunstgeschichtlichen Interesse. Der Aufbau
scheint mir auch deshalb durchaus geraten, als bei weitenr der
größte Teil aller Kunstformen erhalten ist. Eine Ausstellung der
einzelnen Fragmente würde ungeheuer viel Flächenraum bean-
spruchen und gerade weil der Hauptwert nicht in den Einzelorha-
menten liegt, würde die Bedeutung des Stückes gar nicht zur Qel-
tung kommen.
gez. Adolph Goldschmidt.
Kunffa usfeUungen.
Beclin.
Die Qroße Berliner Kunstausstellung 1926, die
kiirzlich im Landesausstellungsgebäude durch den Kultusminister
Dr. Be c k e r eröffnet worden ist, umfaßt 1838 Nummern. Der
Präsident der Ausstellung Professor Carl Langhammer hat
redliche Arbeit getan. Ein Saal „Berlin in der Malerei“ mit Namen
wie Lesser U r y, dem Ehrenmitglied der Berliner Secession, von
dem zwei Pastelle aus der Sammlung Löwenthal ausgestellt sind,
Franz Skarbina, Julius Jacob, Hans Baluschek, Otto H.
Engel, Hans Herrmann, Max Fabian, Max Schlichting u. a. ftihrt
zur Ausstellung des Vereins Berliner Kiinstler und zu
den Räumen, in denen die freien Einsendungen hängen. Eine grö-
ßere Kollektion hat Ludwig D e 11 m a n n und dem nachgelassenen
Werke des allzufrüh verstorbenen Max Fabian ist ein ganzer
Raum gewidmet. Fabians Werk, aus dem wir im vorliegenden Heft
des „Kunstwanderers“ zwei Proben abbilden, zeigt das starke viel-
seitige Talent des Ktinstlers für die Landschaft, das Straßenbild,
das Porträt und das Interieur. Unter 'den übrigen umfangreiche-
ren Kollektionen sei auf die von Emil 0 r 1 i k besonders hingewie-
sen. Die Freie Vereinigung der G r a p h i k e r zu Berlin schließt sich
an, dann folgt die Abteilung der Novembergruppe und dann
die der Abstrakten, die, trotz allem, etwas mehr Leben in
diese große Bilder- und Plastikenschau bringen und aus deren
Reihe die Arbeiten von Marc Ch^gall, Albert Qleizes, Jo-
hannes 111 e n , Carl Buchheister, Carl Schwitters,
Jan Z r z a v y , die Plastiken von William W a u e r und die auch
farbig amüsanten Humoresken von Fritz W o 1 f f interessieren. Die
wirksame Ausstattung dieser Säle hat das Bauhaus Dessau durch-
geführt. Den Schluß der Qroßen Kunstausstellung bildet eine von
der Ortsgruppe Berlin des Bundes deutscher Dekorationsmaler ar-
rangierte Schau farbiger Raumkunst.
*
Richard Wagner zum Qedächtnis veranstaltet Paul A. B u c h -
h o r n z u H o f e n eine Schau seiner Gemälde zu Werken des
Meisters bei Amsler und Ruthardt in der Behrenstraße.
Darunter befindet sich das fiir das neue Wagner-Museum zu Bay-
reuth bestimmte Gemälde „Rheingold“.
*
Die Neue Kunsthandlung stellt bis zum 30. Juni neue
Arbeiten von Eranz Domscheit aus, Bilder und Reise-Skizzen
aus Konstantinopel und dem Balkan.
Gelegentlich des internationalen Schauspieler-Kongresses, der
im Juni in Berlin tagt, veranstaltet die Neue Kunsthand-
1 u n g eine Ausstellung Berliner Bühnen-Bilder in den
Räumen der Secession, Kurfiirstendamm, die Gemälde, Hand-
zeichnungen, Graphik, Modelle und I heater-Literatur umfassen
wird.
#
Fiitz Gurlitt stellt Aquarelle, Zeichnungen, Graphik von
Marcel Vertcs (Paris) aus.
*
Die Galerie J. C a s p e r eröffnete die neue Ausstellung mit
einer großen Kollektion von Aquarellen von Ernst Honigber-
g e r, Berlin, und einer kleinen Sammlung von Oelbildern von
Gustave Loiseau, Paris.
*
Hollstein und Puppel stellen in ihrem Kunsthause
soeben eine reichhaltige, zahlreiche Seltenheiten umfassende Samm-
lung von Lithographien der D a u m i e r und G a v a r n i aus.
*
Frederick Rozendaal hat seine Kunst- und Antiquitäten-
handlung nach der Lennestraße 8 verlegt. Es sind iiberaus geräu-
mige schöne Salons, die mit viel Geschmack eingerichtet wurden.
Die Ausstellung der Kunstwerke, unter denen sich Bilder, Möbel,
Silber, Porzellan, Bronzen von Rang befinden, wurde so geschickt
durchgeführt, daß man den Eindruck hat, in einer vornehm ausge-
statteten Privatsammlung zu sein.
*
Die G a 1 e r i e v a n D i e m e n , die unter der erfolgreichen
Leitung des Kunsthistorikers Dr. Ed. Plietzsch steht, hat eine
Filiale in Amsterdam errichtet. In ihren Berliner Räumen stellt
sie jetzt Qualitäten von Rubens, Aert de Gelder, S. van Ruisdael
und anderen flämischen und holländischen Meistern aus. Beach-
tenswert ist auch eine Reihe von Landschaftsarchitekturen des
Hubert Robert.
*
Bei H. Sagert & Co. (Inh.: Erich Schlundt) ist jetzt die
von der Photographischen Gesellschaft von Dr.
Adolt' Behne herausgegebene, groß angelegte Folge „Sieg der
Farbe“ ausgestellt.
Dt’esden.
Die Staatliche Akademie fiir Kunstgewerbe
in Dresden feierte am 20. Mai ihr 50jähriges Bestehen. Einer
Eestsitzung am Vormittag, der Vertreter der staatlichen und städ-
tischen Behörden, der Wissenschaft, Kunst, Industrie und des Ge-
werbes beiwohnten, folgte eine Ftihrung durch die .1 u b i 1 ä u m s -
ausstellung von Studienarbeiten und abends ein
Fest der Studierenden im Städtischen Ausstellungspalast, das unter
der Devise „Kaleidoskop“ stand.
Und in der Tat: Kaleidoskopartig reihten sich die variablen
Bilder der umfangreichen und mannigfaltigen Ausstellung anein-
ander, die zeigte, wie in den verschiedenen Klassen eine feinfühlige
Forscherarbeit geleistet wird, um auf neuen Wegen zu hochwertiger
Kunst zu gelangen. Die Akademie vereinigt alle kunstgewerblichen
Zweige in sich, vor allem ist auch die Möglichkeit zu verständnis-
voller und zweckmäßiger Zusammenarbeit geboten, und, was von
besonderer Wichtigkeit ist, die Fühlung mit der Praxis wird er-
strebt und ist zum Teil bereits mit bestem Erfolge durchgeführt
worden, z. B. auf dem Gebiete der Textilkunst.
Man gewinnt von der Ausstellung all dieser Schülerarbeiten
den Eindruck, daß an dieser Akademie von Lehrern wie Schülern
ernst gearbeitet und gestrebt wird, daß in jeder Klasse Kunst und
Kunstgewerbe in einer Weise gepflegt werden, die vorbildlich be-
zeichnet werden muß, was nicht zum wenigsten dem seit 1914 als
Direktor an dcr Akademie amtierenden Prof. Karl G r o s s als
Verdienst anzurechnen ist, dem ein Stab von 26 Lehrern zur Seite
steht. Die Rede des Direktors in der Festversammlung in dem
prächtigen Brühlschen Saale der Anstalt, gab ein anschauliches
und interessantes Bild von der Entwicklung der Akademie, insbe-
sondere aber von den Beziehungen der Staatlichen Akademie für
Kunstgewerbe zur Kunst, zur Industrie, zum Gewerbe. P. S.
*•
Um einer irrtümlichen Auffassung vorzubeugen, wird uns mit-
geteilt, daß die Kunsthandlung Emil R i c h t e r unter ihrem bis-
herigen Inhaber Dr. R. H. Meier unverändert fortbesteht. Nur die
bisher auch räumlich getrennt gewesene Bücherstube mit der sich
anschließenden Ausstellungsabteilung ist unter der Benennung Emil
Richters Moderne Galerie und Bücherstube an Erich E. Baumbach
verpachtet worden und wird selbständig geleitet.
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späte malerische Architektur, die der Btihnenwand ähnlich ist, die
mittelalterliche dekorative Wandmalerei an, und wenn jene auch
in ihren Ornamenten nicht die klassische Reinheit und Durchmo-
dellierung besitzt, so ist sie ftir die Weiterwirkung zunächst von
stärkerer Kraft gewesen als die klassische griechische Architektur,
der man erst wieder in der Renaissance nachspürte. Auch ist die
Erscheinung als solche in Parallele zu den Schöpfungen der Ba-
rockkunst von größtem kunstgeschichtlichen Interesse. Der Aufbau
scheint mir auch deshalb durchaus geraten, als bei weitenr der
größte Teil aller Kunstformen erhalten ist. Eine Ausstellung der
einzelnen Fragmente würde ungeheuer viel Flächenraum bean-
spruchen und gerade weil der Hauptwert nicht in den Einzelorha-
menten liegt, würde die Bedeutung des Stückes gar nicht zur Qel-
tung kommen.
gez. Adolph Goldschmidt.
Kunffa usfeUungen.
Beclin.
Die Qroße Berliner Kunstausstellung 1926, die
kiirzlich im Landesausstellungsgebäude durch den Kultusminister
Dr. Be c k e r eröffnet worden ist, umfaßt 1838 Nummern. Der
Präsident der Ausstellung Professor Carl Langhammer hat
redliche Arbeit getan. Ein Saal „Berlin in der Malerei“ mit Namen
wie Lesser U r y, dem Ehrenmitglied der Berliner Secession, von
dem zwei Pastelle aus der Sammlung Löwenthal ausgestellt sind,
Franz Skarbina, Julius Jacob, Hans Baluschek, Otto H.
Engel, Hans Herrmann, Max Fabian, Max Schlichting u. a. ftihrt
zur Ausstellung des Vereins Berliner Kiinstler und zu
den Räumen, in denen die freien Einsendungen hängen. Eine grö-
ßere Kollektion hat Ludwig D e 11 m a n n und dem nachgelassenen
Werke des allzufrüh verstorbenen Max Fabian ist ein ganzer
Raum gewidmet. Fabians Werk, aus dem wir im vorliegenden Heft
des „Kunstwanderers“ zwei Proben abbilden, zeigt das starke viel-
seitige Talent des Ktinstlers für die Landschaft, das Straßenbild,
das Porträt und das Interieur. Unter 'den übrigen umfangreiche-
ren Kollektionen sei auf die von Emil 0 r 1 i k besonders hingewie-
sen. Die Freie Vereinigung der G r a p h i k e r zu Berlin schließt sich
an, dann folgt die Abteilung der Novembergruppe und dann
die der Abstrakten, die, trotz allem, etwas mehr Leben in
diese große Bilder- und Plastikenschau bringen und aus deren
Reihe die Arbeiten von Marc Ch^gall, Albert Qleizes, Jo-
hannes 111 e n , Carl Buchheister, Carl Schwitters,
Jan Z r z a v y , die Plastiken von William W a u e r und die auch
farbig amüsanten Humoresken von Fritz W o 1 f f interessieren. Die
wirksame Ausstattung dieser Säle hat das Bauhaus Dessau durch-
geführt. Den Schluß der Qroßen Kunstausstellung bildet eine von
der Ortsgruppe Berlin des Bundes deutscher Dekorationsmaler ar-
rangierte Schau farbiger Raumkunst.
*
Richard Wagner zum Qedächtnis veranstaltet Paul A. B u c h -
h o r n z u H o f e n eine Schau seiner Gemälde zu Werken des
Meisters bei Amsler und Ruthardt in der Behrenstraße.
Darunter befindet sich das fiir das neue Wagner-Museum zu Bay-
reuth bestimmte Gemälde „Rheingold“.
*
Die Neue Kunsthandlung stellt bis zum 30. Juni neue
Arbeiten von Eranz Domscheit aus, Bilder und Reise-Skizzen
aus Konstantinopel und dem Balkan.
Gelegentlich des internationalen Schauspieler-Kongresses, der
im Juni in Berlin tagt, veranstaltet die Neue Kunsthand-
1 u n g eine Ausstellung Berliner Bühnen-Bilder in den
Räumen der Secession, Kurfiirstendamm, die Gemälde, Hand-
zeichnungen, Graphik, Modelle und I heater-Literatur umfassen
wird.
#
Fiitz Gurlitt stellt Aquarelle, Zeichnungen, Graphik von
Marcel Vertcs (Paris) aus.
*
Die Galerie J. C a s p e r eröffnete die neue Ausstellung mit
einer großen Kollektion von Aquarellen von Ernst Honigber-
g e r, Berlin, und einer kleinen Sammlung von Oelbildern von
Gustave Loiseau, Paris.
*
Hollstein und Puppel stellen in ihrem Kunsthause
soeben eine reichhaltige, zahlreiche Seltenheiten umfassende Samm-
lung von Lithographien der D a u m i e r und G a v a r n i aus.
*
Frederick Rozendaal hat seine Kunst- und Antiquitäten-
handlung nach der Lennestraße 8 verlegt. Es sind iiberaus geräu-
mige schöne Salons, die mit viel Geschmack eingerichtet wurden.
Die Ausstellung der Kunstwerke, unter denen sich Bilder, Möbel,
Silber, Porzellan, Bronzen von Rang befinden, wurde so geschickt
durchgeführt, daß man den Eindruck hat, in einer vornehm ausge-
statteten Privatsammlung zu sein.
*
Die G a 1 e r i e v a n D i e m e n , die unter der erfolgreichen
Leitung des Kunsthistorikers Dr. Ed. Plietzsch steht, hat eine
Filiale in Amsterdam errichtet. In ihren Berliner Räumen stellt
sie jetzt Qualitäten von Rubens, Aert de Gelder, S. van Ruisdael
und anderen flämischen und holländischen Meistern aus. Beach-
tenswert ist auch eine Reihe von Landschaftsarchitekturen des
Hubert Robert.
*
Bei H. Sagert & Co. (Inh.: Erich Schlundt) ist jetzt die
von der Photographischen Gesellschaft von Dr.
Adolt' Behne herausgegebene, groß angelegte Folge „Sieg der
Farbe“ ausgestellt.
Dt’esden.
Die Staatliche Akademie fiir Kunstgewerbe
in Dresden feierte am 20. Mai ihr 50jähriges Bestehen. Einer
Eestsitzung am Vormittag, der Vertreter der staatlichen und städ-
tischen Behörden, der Wissenschaft, Kunst, Industrie und des Ge-
werbes beiwohnten, folgte eine Ftihrung durch die .1 u b i 1 ä u m s -
ausstellung von Studienarbeiten und abends ein
Fest der Studierenden im Städtischen Ausstellungspalast, das unter
der Devise „Kaleidoskop“ stand.
Und in der Tat: Kaleidoskopartig reihten sich die variablen
Bilder der umfangreichen und mannigfaltigen Ausstellung anein-
ander, die zeigte, wie in den verschiedenen Klassen eine feinfühlige
Forscherarbeit geleistet wird, um auf neuen Wegen zu hochwertiger
Kunst zu gelangen. Die Akademie vereinigt alle kunstgewerblichen
Zweige in sich, vor allem ist auch die Möglichkeit zu verständnis-
voller und zweckmäßiger Zusammenarbeit geboten, und, was von
besonderer Wichtigkeit ist, die Fühlung mit der Praxis wird er-
strebt und ist zum Teil bereits mit bestem Erfolge durchgeführt
worden, z. B. auf dem Gebiete der Textilkunst.
Man gewinnt von der Ausstellung all dieser Schülerarbeiten
den Eindruck, daß an dieser Akademie von Lehrern wie Schülern
ernst gearbeitet und gestrebt wird, daß in jeder Klasse Kunst und
Kunstgewerbe in einer Weise gepflegt werden, die vorbildlich be-
zeichnet werden muß, was nicht zum wenigsten dem seit 1914 als
Direktor an dcr Akademie amtierenden Prof. Karl G r o s s als
Verdienst anzurechnen ist, dem ein Stab von 26 Lehrern zur Seite
steht. Die Rede des Direktors in der Festversammlung in dem
prächtigen Brühlschen Saale der Anstalt, gab ein anschauliches
und interessantes Bild von der Entwicklung der Akademie, insbe-
sondere aber von den Beziehungen der Staatlichen Akademie für
Kunstgewerbe zur Kunst, zur Industrie, zum Gewerbe. P. S.
*•
Um einer irrtümlichen Auffassung vorzubeugen, wird uns mit-
geteilt, daß die Kunsthandlung Emil R i c h t e r unter ihrem bis-
herigen Inhaber Dr. R. H. Meier unverändert fortbesteht. Nur die
bisher auch räumlich getrennt gewesene Bücherstube mit der sich
anschließenden Ausstellungsabteilung ist unter der Benennung Emil
Richters Moderne Galerie und Bücherstube an Erich E. Baumbach
verpachtet worden und wird selbständig geleitet.
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