tens die solclie Ankäufe erst ermöglichende Veranstal-
tung interessanter Ausstellungen, für welche das Ktinst-
lergut, abgelegen wie es war, sich nicht eignete. Beide
Ziele sollten mit einer Aktion erreicht werden, und so
entstaud mitten in der Stadt das ,,Künstlerhaus“, ein
Klein aber Mein der Modernen Kunst, wie sie so anre-
gende und folgenreiche wenige erlebt hat. Ausstelhm-
gen wie die Welti’s, Segantini’s, Koller’s, Amiet’s, die
sich stets erneuernden Hodler’s, dem sein umstrittenes
Marignanowerk in diesem streitbaren Kreis viele
Freunde eingebracht hatte — sie sind Hunderten, Tau-
senden zum unverlierbaren Besitz geworden. So kam
es, daß zuletzt jedermann einsah: wir müssen, sobald
es angeht, ein neues Haus haben, das nach wie vor der
Gesellschaft für ihre innern Zwecke dient, das Zürich’s
Museum wird und das uns die Fühlung mit der weraen-
fast mehr die Lücken, die Bedingtheiten örtlicher und
zeitlicher Art. Auf der anderen Seite 'brauchte sie fortan
nicht weit zu gehen, um Abhilfe zu schaffen — in dem
Fliigel, der zu Ausstellungen dienen sollte, konnte sie so
gut wie ihre Gäste sich belehren und auswählen. Das
hat sie auch redlich getan, ohne die historischen Pflich-
ten zu vernachlässigen. Die Folge war, daß das Haus
sich früher als vorausgesehen, zu eng zeigte. Indessen,
der Weltkrieg legte auch diesem Expansionsdrang eine
lange Geduldsprobe auf.
Jetzt, (d. h. gegen Ende des Jahres 1925) ist der
Erweiterungsbau erstellt und bezogen. Anders als der
Drang nach Größe und Schönheit es gewiinscht hatte.
Die schwer zu beschaffenden Geldmittel, die Notwen-
digkeit, aus Gründen der leichteren Uebersicht und
zweckmäßigeren Verwaltung drei durcli verschiedene
Hauptansicht des Zürcher Kunsthauses
den Kunst der Schweiz und des Auslandes vermittelt.
Die Umstände fügten es, daß der gewünschte Bau ver-
hältnismäßig bald zustande kam. Denn sowohl das
Künstlergut als das Künstlerhaus mußten fallen, und der
Gesellschaft fiel ein günstig geeigneter Platz zu. Man
hatte den Plan gehabt, ein dreigeteiltes Haus in Aussicht
zu nehmen, und nur den Mittelbau und linken Flügel des-
selben erstellt. Daher präsentierte sich das 1910 einge-
weihte Kunsthaus architektonisch unvollkommen, und
nur der Wissende konnte das ganze Verdienst des Er-
bauers, Karl Moser’s, ermessen, der Zweckdienlichkeit,
schweizerische Einfachheit, einigen Komfort und eine
gewisse feine Poesie in den Bau zu legen wußte, die sich
nicht so sehr in bestimmten Attributen äußerte, als in
wohligen Verhältnissen der Räume und ihrer Folgen, in
der maßvollen Festlichkeit des Treppenhauses, in einem
das Lineare beschwingenden Aufundabschwellen der
auch durch den schönen blaugrauen Stein wirkenden
Fassaden, deren Nischen sich nach und nach mit Sta-
tuen füllten, von denen, auch nicht eine das ästhetische
Gesetz des Hauses durchbricht. Sofort zeigte sich in
diesen neuen Räumen, wie nie zuvor, Mannigfaltigkeit
und Wert dessen, was die Gesellschaft besaß, und noch
Bauart, Höhenlage und Bestimmung voneinander abwei-
chende Gebäude sozusagen unter ein Dach zu bringen,
während man vorläufig auf den längst geplanten Seiten-
flügel verzichtete — diese und andere Umstände er-
schwerten die Aufgabe des Architekten und beeinträch-
tigten das Schaubild. Indessen, wenn die Schale karg
ist, so hat die Sammlung am nötigen Lebensraum in er-
staunlichem Maß gewonnen. Der zwischen der Landolt-
villa und dem bisherigen Kunsthaus erstellte Zwischen-
bau hat zentrale Funktionen übernommen, während das
Erdgeschoß vorne in seinen untern Teilen mehr Vesti-
bül und Atrinm, das Landolthaus ausgesprochener, sehr
anziehender Altenteil geworden ist. Im Neubau um-
ziehen die Bildersäle wie die Ränge in einem Bühnen-
haus in Stockwerken iiber einander die riesige Halle des
Leseraumes, dem die Bticherei, die Graphik, die Ar-
chive und sonstiges Zubehör angeschlossen sind. Hier
pulst fortan das Leben am stärksten, hier sitzt das Ge-
hirn der Anstalt. Die Verteilung im Innern macht gut,
was die Ungunst der Zeit am Aeußeren hat opfern
rnüssen.
*
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tung interessanter Ausstellungen, für welche das Ktinst-
lergut, abgelegen wie es war, sich nicht eignete. Beide
Ziele sollten mit einer Aktion erreicht werden, und so
entstaud mitten in der Stadt das ,,Künstlerhaus“, ein
Klein aber Mein der Modernen Kunst, wie sie so anre-
gende und folgenreiche wenige erlebt hat. Ausstelhm-
gen wie die Welti’s, Segantini’s, Koller’s, Amiet’s, die
sich stets erneuernden Hodler’s, dem sein umstrittenes
Marignanowerk in diesem streitbaren Kreis viele
Freunde eingebracht hatte — sie sind Hunderten, Tau-
senden zum unverlierbaren Besitz geworden. So kam
es, daß zuletzt jedermann einsah: wir müssen, sobald
es angeht, ein neues Haus haben, das nach wie vor der
Gesellschaft für ihre innern Zwecke dient, das Zürich’s
Museum wird und das uns die Fühlung mit der weraen-
fast mehr die Lücken, die Bedingtheiten örtlicher und
zeitlicher Art. Auf der anderen Seite 'brauchte sie fortan
nicht weit zu gehen, um Abhilfe zu schaffen — in dem
Fliigel, der zu Ausstellungen dienen sollte, konnte sie so
gut wie ihre Gäste sich belehren und auswählen. Das
hat sie auch redlich getan, ohne die historischen Pflich-
ten zu vernachlässigen. Die Folge war, daß das Haus
sich früher als vorausgesehen, zu eng zeigte. Indessen,
der Weltkrieg legte auch diesem Expansionsdrang eine
lange Geduldsprobe auf.
Jetzt, (d. h. gegen Ende des Jahres 1925) ist der
Erweiterungsbau erstellt und bezogen. Anders als der
Drang nach Größe und Schönheit es gewiinscht hatte.
Die schwer zu beschaffenden Geldmittel, die Notwen-
digkeit, aus Gründen der leichteren Uebersicht und
zweckmäßigeren Verwaltung drei durcli verschiedene
Hauptansicht des Zürcher Kunsthauses
den Kunst der Schweiz und des Auslandes vermittelt.
Die Umstände fügten es, daß der gewünschte Bau ver-
hältnismäßig bald zustande kam. Denn sowohl das
Künstlergut als das Künstlerhaus mußten fallen, und der
Gesellschaft fiel ein günstig geeigneter Platz zu. Man
hatte den Plan gehabt, ein dreigeteiltes Haus in Aussicht
zu nehmen, und nur den Mittelbau und linken Flügel des-
selben erstellt. Daher präsentierte sich das 1910 einge-
weihte Kunsthaus architektonisch unvollkommen, und
nur der Wissende konnte das ganze Verdienst des Er-
bauers, Karl Moser’s, ermessen, der Zweckdienlichkeit,
schweizerische Einfachheit, einigen Komfort und eine
gewisse feine Poesie in den Bau zu legen wußte, die sich
nicht so sehr in bestimmten Attributen äußerte, als in
wohligen Verhältnissen der Räume und ihrer Folgen, in
der maßvollen Festlichkeit des Treppenhauses, in einem
das Lineare beschwingenden Aufundabschwellen der
auch durch den schönen blaugrauen Stein wirkenden
Fassaden, deren Nischen sich nach und nach mit Sta-
tuen füllten, von denen, auch nicht eine das ästhetische
Gesetz des Hauses durchbricht. Sofort zeigte sich in
diesen neuen Räumen, wie nie zuvor, Mannigfaltigkeit
und Wert dessen, was die Gesellschaft besaß, und noch
Bauart, Höhenlage und Bestimmung voneinander abwei-
chende Gebäude sozusagen unter ein Dach zu bringen,
während man vorläufig auf den längst geplanten Seiten-
flügel verzichtete — diese und andere Umstände er-
schwerten die Aufgabe des Architekten und beeinträch-
tigten das Schaubild. Indessen, wenn die Schale karg
ist, so hat die Sammlung am nötigen Lebensraum in er-
staunlichem Maß gewonnen. Der zwischen der Landolt-
villa und dem bisherigen Kunsthaus erstellte Zwischen-
bau hat zentrale Funktionen übernommen, während das
Erdgeschoß vorne in seinen untern Teilen mehr Vesti-
bül und Atrinm, das Landolthaus ausgesprochener, sehr
anziehender Altenteil geworden ist. Im Neubau um-
ziehen die Bildersäle wie die Ränge in einem Bühnen-
haus in Stockwerken iiber einander die riesige Halle des
Leseraumes, dem die Bticherei, die Graphik, die Ar-
chive und sonstiges Zubehör angeschlossen sind. Hier
pulst fortan das Leben am stärksten, hier sitzt das Ge-
hirn der Anstalt. Die Verteilung im Innern macht gut,
was die Ungunst der Zeit am Aeußeren hat opfern
rnüssen.
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