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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2.Juliheft
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Aus Hollands Kunstleben / Amerikas Kunstwesen / Schweizerische Kunstchronik / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museumswlet / Die Welt der Kunstgelehrten / Neue Kunstbücher / Die Internationale Kunstausstellung zu Dresden / Anzeigen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0517

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der Linienführung des Mittleren Reichs cine neue „Schmiegsame
Biegung“, eine „Eigenschönheit der Linie“ aufkommt, die iiber die
alten Bindungen hinausstrebt und im Zwischenfall von Tell-el-
Amarna dominiert, um dann wieder zum Alten zurückgezwungen zu
werden.

Mit der gewaltigen Denkmälerfülle des Neuen Reichs, die
Schaefer eingehend analysiert, ist die schöpferische Periode des
ägyptischen Qenius abgeschlossen. Der milde Ausdruck einer
dauernd gütigen Qesinnung auf dem Angesicht der Qötter der sa'i-
tischen Zeit wird fiir einen Augenblick noch von der erwachenden
griechischen Kunst aufgegriffen. Wenige Jahrhunderte später dringt
dann die griechische Kunst ihrerseits in die Denkmäler Aegyptens
ein. Sie scheint sie zu überwinden — aber diese Ueberwindung ist
doch letzten Endes nur eine scheinbare. Auf diesen Umstand hätte
vielleicht noch mehr hingewiesen werden müssen. Denn iiber den
Geist des Hellenismus hinweg zieht die Welt des alten Aegypten,
mit dem Lebenskreuz und den Jenseitsvorstelungen in die neue
östliche Weltreligion ein, und altägyptische Motive erscheinen in
der christlichen lkonographie. Qrüneisen („L’art copte“) hat tref-
fend darauf hingewiesen, daß ein Motiv aus den Felsreliefs von
Abu-Simbel (Ramses II im Libyerkampf, Abb. auf Tafel 377) den
Anastasis-Darstellungen der byzantinischen Kunst zugrundeliegt,
(Anastasis-Mosaiken zu Daplmi und Hosios Lukas, Abb. bei 0.
Wulff, altchristliche u. byzantin. Kunst S. 556 u. 567) und daß die
Darstellung der Fesselung des Joseph auf einem Elfenbeinrelief
des Bischofsstuhls von Ravenna (Abb. Springer, Handb. d. Kunst-
gesch. II. Bd. 9. Aufl. Seite 55) mit dem Motive der Granitgruppe
des Kairiner Museums zu vergleichen ist, die Ramses VI mit einem
gefesselten Libyer zeigt. (Abb. Propyläenkunstgeschichte II. Band
Taf. 342). In der russischen Heiligenmalerei kann das Motiv der
Sonne im Leibe dcr Himmelsgöttin (H. Schäfer: Von ägyptiseher
Kunst. 2. Bd. Taf. 43, Abb. 3) in einer entsprechenden Madonnen-
darstellung nachgewiesen werden, und iiberhaupt wird noch man-
clies andere Beispiel zu finden sein.

Der Abschnitt über die Kunst Vorderasiens, der dem ersten,
Aegypten zugewiesenen Teile folgt, ist von Professor W a 11 e r
A n d r a e geschrieben. Ihm ist die schwierige Aufgabe zugefallen,
jene vielbewegten, wechselnden drei Jahrtausende in kunsthisto-
rischer Hinsicht zu meistern, die in der Kunstgeschichte Vorder-
asiens zwischen dern Korbtragenden Ur-nina (Taf. 445) und dem
Korbtragenden Sardanapel (Taf. 525) sicli auftun. „Ftir eine
lückenlos dahinfließende Qeschichte dieser Werke fehlt es noch an
Vorarbeit.“ Auch in dieser Beziehung hier alles anders als in
Aegypten. „Wir stehen hier noch im Vorhof einer kunstgeschicht-
lichen Qliederung und sind noch nicht eingetreten in das Innere
des Gebäudes, w| bei der ägyptischen Kunstgeschichte, in der
man seit langem den festen Rahmen der Dynastien und Reiche in
der Weltwissenschaft anerkan-nt hat.“

Da ist in Vorderasien zunächst die Friihzeit von Tello-La-
gasch, in der zweiten Hälfte des IV. und zu Anfang des III. Jahr-
tausends, grundlegend für alles Weitere — dabei das Erhaltene
heute zunächst nur eine bescheidene Spur. Die meisten Gegenstände
hiervon besitzt Paris, wo man im Louvre staunend die
Weihetafeln des Urnina, die Qeierstele des Eannatum, die Silber-
vase des Entemena, die Sitzfiguren und Reliefbilder des Gudea und
Werke wie die kleine weibliche Dioritfigur (Taf. 467) sieht. Aus
der Zahl der Pariser Gudeafiguren häJtcn die beiden „Architekten“
abgebildet werden sollen, mit ihrem Qriffel, Maßstab und Stadtplan.

Die großen babylonischen Reiche des Sargon, Naramsin und
Hammurapi im III. Jahrtausend schließend sich dem Qeiste der
Erühzeit an. Die im II. Jahrtausend aufkommenden Assyrer sind
hingegen ein anderes Geschlecht. Unter ihnen verliert die Kunst die
innere Qröße, die sie vorher besessen. Sie wird dafür gewaltsam,
und wir haben dabei die merkwiirdige Erscheinung, daß sie verroht,
während sie gleichzeitig sich jetzt mit großer Virtuosität auf alle
Gebiete des Lebens erstreckt, sich staunlich differenziert und ein
bedeutendes Raffinement erreicht. Die Einflüsse der babylonisch-
assyrischen Kunst auf Syrien und Kleinasien erblicken wir in der
meist verzerrenden Spiegelung der hettitischen und aramäischen
Kunst. Sie wird später vom Hellenismus überwunden, meldet sich
indes neu im frühchristlichen Kreise. Andere Ausläufer der alten

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