Bild — ist nur Moholy-Nagy seine eigenen Wege gegangen, die in
den Konstruktivismus miindeten.
In E n g 1 a n d fand die neue Kunst ebensowenig Eingang wie
in Amerika. Man blieb im großen und ganzen konservativ. Die
Stilleben von Grant, das kopfreiche Bild Spencers „Cockham War
Memorial“ und Steers wunderbare Landschaften voll Stimmung
legen davon Zeugnis ab. In der Plastik sind nur zwei Werke von
Dobson ausgestellt; ober der Harmonikaspieler humoristisch mit
expressionistischem Anflug aufzufassen ist, bleibt zweifelhaft.
Glicenstein, Ecce Homo. Terrakotta
Internationale Ausstellung in Venedig
Von den belgischen Malern ragt Ensor hervor durch
Verinnerlichung („Kind mit Puppe“, „La gamme d’amour“, sehr
treffliche Stilleben) und Phantastik („Andromeda“). Zu dem Besten
gehört entschieden Saedeleers große Winterlandschaft, deren fein-
ster Detailarbeit man selten in der Malerei in solcher Vollkommen-
heit begegnet. Unter den plastischen Werken sind der Mädchen-
torso und „In der Sonne“, zwei .ausgezeichnete Bronzen von
Wouters.
Eigenartig muten die Gemälde Dänemarks an, teils wie
unvollkommen, wie Lundströms Doppelbildnis, das am Kopfe, der
doch am ausdrucksvollsten sein soll, nur die Rundung, Nase, Haar
und eine Augenandeutung wiedergibt. Bedeutsamer sind hier die
plastischen Arbeiten, z. B. Niessens „Venus mit Apfel“, Utjon Franks
„Athene“.
Von F i n n 1 a n d ist vor allem Sallinen mit sieben Bildern
vertreten, darunter der Bauerntanz und das Andachtsbild „Die
Hihhuliten“. Auch hier sind die Plastiken bemerkenswerter, sechs
kleine, größtenteils humoristische, technisch sehr gut ausgefiihrte
Holzreliefs von Autere.
Vom Auslande bleiben nun noch J a p a n , das durch das
einzige große Gemälde Fujitas „Vor dem Ball“, das aber ganz und
gar die Eigenart dieses Kiinstlers zeigt, von dem erst kürzlich die
Moderne Galerie Emil Richter eine Sonderausstellung veranstaltete,
vertreten ist, und A m e r i k a iibrig, vor dessen Gemälden -
Plastiken sind nicht mit ausgestellt — man einigermaßen staunend
steht. Pascin mit seinen duftig-zarten Akten, Sloans „Schwestern“,
Halperts „Rote Gardinen“ — mehr ein Fruchtstilleben — Kents
„Schneelandschaft“ (allerdings von 1909), Krolls „Mädchenakt“
sind hervorragende Meisterwerke, die den sonst so nüchternen
Amerikaner nicht verraten.
Die deutsche Abteilung nimmt naturgemäß den größten
Raum ein, ohne aber sich vorzudrängen — eine verdienstvolle An-
ordnung für eine Ausstellung internationalen Charakters. Sie um-
faßt gegen 400 Gemälde und über 100 Plastiken, also eine reiche
Auswahl, um vom deutschen Kunstschaffen ein genaues und iiber-
sichtliches Bild zu geben. Hier fehlt keiner unserer namhaften
Künstler, Corinth mit 14, Lesser Ury mit einem Frühbild von 1884
und seinem „Nollendorfplatz“ von 1925, Dix mit 6, (meist Bildnisse),
Heckel mit 5, Hofer mit 6, Klee, der transzendente Maler, dessen
Werke die Neue Kunst Fides kürzlich in einer Sonderausstellung
vorführte, mit 6, Kokoschka mit 7, Liebermann mit 15, Marc mit 5,
Nolde mit 6, Slevogt mit 7, Kandinsky mit 7 Arbeiten. In einer
Dresdner Sonderabteilung sind 81 Dresdner Maler ausgestellt, sowie
19 Plastiker, von denen nur Albiker mit seiner über vier Meter
hohen Kolossalstatue der Pallas Athene in Gipsabguß und das iiber
fiinf Meter hohe Reiterstandbild in Gips von Wrba hervorgehoben
seien. Auf ein näheres Eingehen auf die deutschen Werke müssen
wir aus Raummangel verzichten, zumal ja diese auch größtenteils
bekannt und schon mehrfach besprochen worden sind. P. S.
ScbiüeiEetnßbe Kun{fcf)t?onik.
AukHon tn luzevn.
Am 24. und 25. August kommt in der Galerie F i s c h e r ,
Hotel National, in Luzern das gesamte Inventar des W i e n e r
P a 1 a i s P. zur Versteigerung. Wer das frühere Wien mit seiner
Freude am Luxus, seinem reichen angestammten Besitz und seiner
großzügigen Sammellust kannte, weiß, daß eine solche Auktion
sehenswertes und seltenes Kunstgut bringen muß. Es fehlt nicht
an bemerkenswerten Werken der Malerei und Plastik, holländischen
Gemälden des 17. Jahrhunderts, Porträtminiaturen des 18. und 19.
Jahrhunderts und einer stattlichen Reihe von Tapisserien. Im
Gesamten hat man weniger eine Sammlung vor sich als eine
Wohnung großen Stils mit allem was in ihren Rahmen
gehört: Möbel mit Beztigen aus Bauvais- und Aubusson-Tapisserien,
mit vlämischen Tapisseriebezügen und mit Petit-Point-Stickerei;
vom sechsbeinigen Sopha, vom umfangreichen Ohrenfauteuil bis
zum Mignonsessel sind viele Typen vertreten,. Seltene Kleinmöbel
mit Bronzen und Marmorplatten, Kommoden des 18. Jahrhunderts,
z. T. paarweise, auch signierte französische Stücke, Tische, Ruhe-
betten, Vitrinen, meist in barocken Formen; aber auch noch im
feinen Wiener Empire ist eine Möbelgarnitur da, die mehrfach ver-
öffentlicht und ausgestellt war. Zu diesem Fonds gewählter Möbel,
bei dem natürlich auch behäbige Schränke, reiche Spiegel und Kon-
solen nicht fehlen, gehört ein glanzvolles Schmuckwerk von Anti-
quitäten aller Art, Uhren in Goldbronze fiir Cheminee und Wand,
Leuchterappliquen der Louis, XV. und Louis XVI.-Zeit; Figuren,
Tassen und Gefäße aus Wiener Porzellan, eine Silbersammlung mit
Dutzenden von Schalen, Bechern, Dosen. Es seien noch die Aubus-
son- und Perserteppiche erwähnt, die schweren Vorhänge, die
vielen Decken und Kissen aus alten Brokaten und Samten, um mit
der Versicherung zu schließen, daß jeder Kunstfreund und siclier
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den Konstruktivismus miindeten.
In E n g 1 a n d fand die neue Kunst ebensowenig Eingang wie
in Amerika. Man blieb im großen und ganzen konservativ. Die
Stilleben von Grant, das kopfreiche Bild Spencers „Cockham War
Memorial“ und Steers wunderbare Landschaften voll Stimmung
legen davon Zeugnis ab. In der Plastik sind nur zwei Werke von
Dobson ausgestellt; ober der Harmonikaspieler humoristisch mit
expressionistischem Anflug aufzufassen ist, bleibt zweifelhaft.
Glicenstein, Ecce Homo. Terrakotta
Internationale Ausstellung in Venedig
Von den belgischen Malern ragt Ensor hervor durch
Verinnerlichung („Kind mit Puppe“, „La gamme d’amour“, sehr
treffliche Stilleben) und Phantastik („Andromeda“). Zu dem Besten
gehört entschieden Saedeleers große Winterlandschaft, deren fein-
ster Detailarbeit man selten in der Malerei in solcher Vollkommen-
heit begegnet. Unter den plastischen Werken sind der Mädchen-
torso und „In der Sonne“, zwei .ausgezeichnete Bronzen von
Wouters.
Eigenartig muten die Gemälde Dänemarks an, teils wie
unvollkommen, wie Lundströms Doppelbildnis, das am Kopfe, der
doch am ausdrucksvollsten sein soll, nur die Rundung, Nase, Haar
und eine Augenandeutung wiedergibt. Bedeutsamer sind hier die
plastischen Arbeiten, z. B. Niessens „Venus mit Apfel“, Utjon Franks
„Athene“.
Von F i n n 1 a n d ist vor allem Sallinen mit sieben Bildern
vertreten, darunter der Bauerntanz und das Andachtsbild „Die
Hihhuliten“. Auch hier sind die Plastiken bemerkenswerter, sechs
kleine, größtenteils humoristische, technisch sehr gut ausgefiihrte
Holzreliefs von Autere.
Vom Auslande bleiben nun noch J a p a n , das durch das
einzige große Gemälde Fujitas „Vor dem Ball“, das aber ganz und
gar die Eigenart dieses Kiinstlers zeigt, von dem erst kürzlich die
Moderne Galerie Emil Richter eine Sonderausstellung veranstaltete,
vertreten ist, und A m e r i k a iibrig, vor dessen Gemälden -
Plastiken sind nicht mit ausgestellt — man einigermaßen staunend
steht. Pascin mit seinen duftig-zarten Akten, Sloans „Schwestern“,
Halperts „Rote Gardinen“ — mehr ein Fruchtstilleben — Kents
„Schneelandschaft“ (allerdings von 1909), Krolls „Mädchenakt“
sind hervorragende Meisterwerke, die den sonst so nüchternen
Amerikaner nicht verraten.
Die deutsche Abteilung nimmt naturgemäß den größten
Raum ein, ohne aber sich vorzudrängen — eine verdienstvolle An-
ordnung für eine Ausstellung internationalen Charakters. Sie um-
faßt gegen 400 Gemälde und über 100 Plastiken, also eine reiche
Auswahl, um vom deutschen Kunstschaffen ein genaues und iiber-
sichtliches Bild zu geben. Hier fehlt keiner unserer namhaften
Künstler, Corinth mit 14, Lesser Ury mit einem Frühbild von 1884
und seinem „Nollendorfplatz“ von 1925, Dix mit 6, (meist Bildnisse),
Heckel mit 5, Hofer mit 6, Klee, der transzendente Maler, dessen
Werke die Neue Kunst Fides kürzlich in einer Sonderausstellung
vorführte, mit 6, Kokoschka mit 7, Liebermann mit 15, Marc mit 5,
Nolde mit 6, Slevogt mit 7, Kandinsky mit 7 Arbeiten. In einer
Dresdner Sonderabteilung sind 81 Dresdner Maler ausgestellt, sowie
19 Plastiker, von denen nur Albiker mit seiner über vier Meter
hohen Kolossalstatue der Pallas Athene in Gipsabguß und das iiber
fiinf Meter hohe Reiterstandbild in Gips von Wrba hervorgehoben
seien. Auf ein näheres Eingehen auf die deutschen Werke müssen
wir aus Raummangel verzichten, zumal ja diese auch größtenteils
bekannt und schon mehrfach besprochen worden sind. P. S.
ScbiüeiEetnßbe Kun{fcf)t?onik.
AukHon tn luzevn.
Am 24. und 25. August kommt in der Galerie F i s c h e r ,
Hotel National, in Luzern das gesamte Inventar des W i e n e r
P a 1 a i s P. zur Versteigerung. Wer das frühere Wien mit seiner
Freude am Luxus, seinem reichen angestammten Besitz und seiner
großzügigen Sammellust kannte, weiß, daß eine solche Auktion
sehenswertes und seltenes Kunstgut bringen muß. Es fehlt nicht
an bemerkenswerten Werken der Malerei und Plastik, holländischen
Gemälden des 17. Jahrhunderts, Porträtminiaturen des 18. und 19.
Jahrhunderts und einer stattlichen Reihe von Tapisserien. Im
Gesamten hat man weniger eine Sammlung vor sich als eine
Wohnung großen Stils mit allem was in ihren Rahmen
gehört: Möbel mit Beztigen aus Bauvais- und Aubusson-Tapisserien,
mit vlämischen Tapisseriebezügen und mit Petit-Point-Stickerei;
vom sechsbeinigen Sopha, vom umfangreichen Ohrenfauteuil bis
zum Mignonsessel sind viele Typen vertreten,. Seltene Kleinmöbel
mit Bronzen und Marmorplatten, Kommoden des 18. Jahrhunderts,
z. T. paarweise, auch signierte französische Stücke, Tische, Ruhe-
betten, Vitrinen, meist in barocken Formen; aber auch noch im
feinen Wiener Empire ist eine Möbelgarnitur da, die mehrfach ver-
öffentlicht und ausgestellt war. Zu diesem Fonds gewählter Möbel,
bei dem natürlich auch behäbige Schränke, reiche Spiegel und Kon-
solen nicht fehlen, gehört ein glanzvolles Schmuckwerk von Anti-
quitäten aller Art, Uhren in Goldbronze fiir Cheminee und Wand,
Leuchterappliquen der Louis, XV. und Louis XVI.-Zeit; Figuren,
Tassen und Gefäße aus Wiener Porzellan, eine Silbersammlung mit
Dutzenden von Schalen, Bechern, Dosen. Es seien noch die Aubus-
son- und Perserteppiche erwähnt, die schweren Vorhänge, die
vielen Decken und Kissen aus alten Brokaten und Samten, um mit
der Versicherung zu schließen, daß jeder Kunstfreund und siclier
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