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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 7./​8.1925/​26

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1/2. Augustheft
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Professor Dr. Ludwig Darmstaedter / Die Internationale Kunstausstellung zu Dresden / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kuntschau / Amerikas Kunstwesen / Aus der Künstlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Kunsthistorisches Institut in Florenz / Kunstfälschungen und Polizei / Gemälde im Film / Kunstankäufe in Dresden / Anzeigen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25878#0552

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eine S. N. signierte Silbertasse v. J. 1674. Eine Konfektschale aus
der Zeit Karls des Ersten, 1635, Hersteller Maundy, ging an
Willson fiir rund 70 Pfd. St.

Ein seltener Gast auf einer Auktion ist della Robbia,
der sich meistens in Nationalbesitz befindet und dessen Werke, falls
sie zur Versteigerung gelangen, daher sehr gesucht sind. Zwei
Knabenstatuetten von ihm, 19 Zoll hoch, gingen fiir 920 Guin. an
Courean. Im Verlauf des Tages zahlte Smith 440 Guin. für zwei
chinesische Vasen.

Ein Wouvermann, Flußlandschaft, ging an de Casseres
(600 Guin.); eine andere Flußszene von van Ruisdael an Sabin
(600 Guin.); ein Blumenstück von van Vos an de Casseres (250
Guineen), der auch einen Hondecoeter für 230 Guin. erstand.

Eine sehr interessante Versteigerung, von der Aristokratie
außerordentlich gut besucht, ist die der Orpen’schen 36 Porträts
der Staatsmänner aller Nationen bei der Friedenskonferenz gewesen.
die bei C h r i s t i e s vor sich ging. Selbstverständlich haben
viele der Bildnisse insofern nur Augenblickswert, als die Gegen-
stände vielfach bereits von politischen Umstellungen verschluckt
sind, obwohl der Name des in England und Amerika selir geschätz-
ten Malers die Preise bestimmte. Es wurden insgesamt 12 855 Guin.
erzielt rmit 2600 Guin. als Höchstpreis für das Bildnis des Präsiden-
ten Wilson, das Sampson ftir einen Auslandsklienten erwarb, wie
auch das des Generals Smuts (540 Guin.). Die schottische National-
Porträtgalerie kaufte Lord Beatty’s Konterfei fiir 310 Guin., Rinder
den General Botha fiir die Nationalgalerie von Victoria (480 Guin.),
Knoedler fiir Amerika den General Pershing, Anfiihrer der ameri-
kanischen Streitkräfte in Europa (500 Guin.), und ein anonymer
englischer Sammler ließ 21 Porträts in- und ausländischer Diplo-
maten aufkaufen, die er vermutlich einer Landesgalerie zum Ge-
schenk machen will.

Ein Tiizfan aus der chemaligen Strathmore-Sammlung,
Bildnis eines venezianischen Edelmannes, vermutlich Bsmbo Ber-
narda, hat Clark ftir 600 Guin. erstanden und Mathews ein fran-
zöisches Stundenbuch aus dem 15. Jahrhundert, reich illuminiert,
mit acht Miniaturen fiir 230 Pfd. St.

Zwei Raeburns sind von der Raeburn-Galerie angekauft
worden, beide aus privatem Besitz, und zwar der Princess Royal
von England, ältesten Schwester des Königs, bisher gehörend. Das
Bild eines der Vorfahren ihres Gatten, des Jarnes Duff, brachte
800 Pfund, das der Elizabeth Greig 300 Pfund. Das Duff’sche Bild
erschien bereits vor zwei Jahren bei Christies, wo das Reservat
von 1450 Pfd. nicht erreicht wurde, so daß es auf Wunsch der
Prinzessin zurtickgezogen wurde. Der heutige Preis ist weit nie-
driger als der damals erlangte.

Amet’tkas Kun{tiüefen*

Der Kunsthändler Benjamin W i s e hat auf seiner Europatour
eine Gobelin- und Tapisseriensammlung zum Preise von hundert-
tausend Dollar in Venedig aufgekauft, die im November in der Wise-
schen Galerie zu New York versteigert werden soll. Die selir
schönen, interessanten alten Stiicke bildeten den Hauptbestandteil
der Sammlung der Galerie Boralevi.

Fiinf weitere englische Meister sind dem New Yorker
C a r n' -e g i e -1 n s t i t u t von der Witwe des Finanzmannes
Dalzell gestiftet worden, so daß die Gesamtzahl der von Frau
Dalzell zum Andenkeu an ihren Mann diesem Institut übermittelten
Werke sich auf zehn beläuft. Die jetzige Schenkung umfaßt Hopp-
ners ,,Miß Horne“ und „Master John Orde“, Raeburns „John Har-
vey“, Harlows ,Lady Boughton“ und ein Kinderbildnis von
Hurlstone.

Das Pennsy lyania-Museju m in P h. i 1 a. d e 1 p h i a
hat -einen Brtisseler Gobelin des Jahres 1510, ein herrliches Exem-
Plar der Frührenaissance, „Die Kreuzabnahme“ von der Firma
Duveen erworben. Der Preis wird vorläufig verschwiegen. Man
hält es fiir eine Arbeit nach Vorlage des Albert Claez, von dem
sich ein ähnliches Sttick bereits in Amerika befindet. Die Neuer-

werbung besitzt noch die Randborten, die bei der Soderiniserie, in
Pariser Privatbesitz und für gotische Tapisserie vorbildlich, leider
fehlen. Die Firma Duveen hat dem Museum cinen gotischen Gobelin
Tournais’scher Provenienz, etwa vom Jahre 1475, mit einer Alle-
gorie der Hoffnung als Motiv, zur gleichen Zeit des Verkaufes zum
Geschenk gemacht.

Aus det? K(lnßlct?U)c(f.

In der Internationalen Ausstellung in V e n e d i g stellt der
Bildhauer und Maler H e n r y k Glicenstein, der heute an
dcr Spitze der polnischen Plastiker steht, eine Kollektion seiner

Glicenstein, Petrus-Biiste
Internationale Ausstellung in Venedig

neuesten Arbeiten aus. Glicenstein ist ja auch in Deutschland -
er hat wiederholt dn Berlin seine Skulpturen gezeigt — außer-
ordentlich geschätzt. Von seinen HauptWerken, die hier gezeigt
wurden, ist besonders die meisterliche, mächtige Bronzestatue
„Messias“ zu nennen, die im Garten des Berliner Hauses von Ge-
heimrat Dr. Georg M i n d e n steht. Zwei von den neuesten Wer-
ken des Künstlers, die jetzt in Venedig zu sehen sind, veröffent-
lichen wir im vorliegenden Heft des „Kunstwanderers“. Uebrigens
erschien vor kurzem ,im Verl.ig Optima zu Rom eine Monographie
„Enrico Glicensteiif 4 von Francesco Orestano, in der auch der
Minden’sche „Messias“ vermerkt ist.

*

Das Porträt Pölzigs von Charlotte B e r e n d , das in
der letzten Ausstellung der Akademie am Pariser Platz die starke
künstlerische Entwicklung der Künstlerin bewies, ist in den B>e-
sitz der N a t i o n a 1 g a 1 e r i e in Berlin übergegangen.

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