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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Gischler, W.: Der Darmstädter Hauptbahnhof erbaut von Friedrich Pützer
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0033

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Abb. 5. Der neue Hauptbahnhof in Darmstadt. Blick in die große Querhalle über den Geleisen.

äußerlich gleicher Hülle ungleiche Funktionen verkleidet.
Eme Durchführung der Hauptachse mit den: gleichen —
vielleicht um etwas erhöhten — Dach der Nebenachse
und also eine unsymmetrische aber organische Aus-
bildung der Gebäulichkeiten um einen rechten Winkel,
hätte jedenfalls mehr innere Notwendigkeit gehabt und
sicherlich einen geringeren Awang für die Grundrisse
der dann nur angegliederten, jetzt eingebauten Wartesäle
gegeben. Sie wäre dem Charakter eines Bahnhofes
entsprechender gewesen, als der Rest von Feierlichkeit
der jetzigen Fassade; auch hätte sich dadurch der unorga-
nische Zusammenprall zweier grundverschiedenen Dach-
formen vermeiden lassen. Natürlich ist die nun gewon-
nene äußere Sym-
metrie auch ein Wert,
der namentlich in der
ganzen Platzanlagc
wichtig ist; außer-
dem war eine stärkere
Betonung der Mittel-
führung durch die
lange Haupthalle ge-
boten, die auf Abb. 1
links vom Nebenpor-
tal mit ihrem Jngeni-
eurdach sichtbar ist.
Diese Haupthalle
scheint das zu sein,
was bei den Reisen-
den am meisten An-
stoß erregt; sie liegt
nicht parallel sondern
quer zu den Geleisen,
was — da Darm-
stadt keine sogenann-

ten Kopfbahnsteige hat — nur erreicht werden konnte,
indem sie als Überführung quer über die Geleise ge-
führt wurde (Abb. 5 und 6). Gerade diese Überführung
aber, die ja keine Neuerung allein für Darmstadt ist,
macht den Vorzug der ganzen Anlage aus. Sie ist von
der Straße aus durch die Vorhalle ebenerdig zu er-
reichen; seitlich geschlossen schützt sie den Reisenden vor
Regen und Rauch und gibt ihm in der Anordnung
eines Kopfsteigbahnhofs die einzelnen Perrons über-
sichtlich nebeneinander, durch abwärtsführende Treppen
erreichbar. Genügend breit stellt sie die eigentliche
Wartehalle dar und ist auch für Wirtsbetrieb eingerichtet.
Erst wenn der Einlauf des Auges sichtbar ist, braucht sich
der Reisende aus ih-
ren: Schutz auf seinen
Perron hinunter zu
begeben, um auch da
noch gegen die üb-
liche Belästigung
durch Rauch und Aug-
luft nach Möglichkeit
geschützt zu sein.
Die Längshallen
über den Perrons
sind nämlich so ge-
baut, daß die Loko-
motive unter einem
Schlitz des Daches
(auf Äbb. 6 sichtbar)
herläuft, durch den
sie ihren Rauch statt
in die Halle ins Freie
schickt. Herunterhän-
gende Glasschutzwän-
de (auf Abb. 5 oben

Abb, 6. Der neue Hauptbahnhof in Darinstadt.
Außere Ansicht der Perrons, hinten große Querhalle.


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