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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schäfer, Wilhelm: Der Essener Wettbewerb: Des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0299

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Heinrich Ehehalt-Karlsruhe! Nahmen mit 6 Plaketten.


Der Essener Wettbewerb

des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein.
die Konsul-Friederich-Stiftung ist der Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rbein in der
wohltätigen Lage, jährlich drei Preise für Kunstwerke auswerfen zu können, von denen der erste als
Ernst-Ludwig-Preis mit 3000 Mark, der zweite mit 1500 Mark, der dritte mit 1000 Mark dotiert ist.
In diesem Jahr kam ein Preis der Stadt Essen mit 2000 Mark hinzu, auch hatte der Verband aus eigenen
Mitteln einen Betrag von 5400 Mark für weitere Preise hinzugefügt, sodaß im ganzen I29OO Mark zur Ver-
fügung standen. Das ist nicht gerade eine ungeheure Summe, aber da sie nicht der allgemeinen Kunstpflege sondern
dem besonderen Zweck des Verbandes dient, starken Begabungen unter dem Nachwuchs den Weg freizumachen,
gewinnt ihre Verwendung doch eine nicht gewöhnliche Bedeutung für das Kunstleben in den Ländern am Rhein.
Die erste Preisträgerin war in diesem Jahr Fräulein Ida Gerhardt aus Lüdenscheid in Westfalen (geb. in
Hagen) und zurzeit in Paris studierend. Sie gewann den Preis mit dem Bildnis eines siamesischen Prinzen, das
die französische Schulung auf den ersten Blick verrät: außerordentlich witzig im Arrangement — wie der Kopf
vor das Scbiff gesetzt ist, wie die Hände sich im Bild verteilen — in den Valeurs bis auss letzte durchstudiert
und farbig mit Diskretion gestimmt, beweist das Bildnis mehr Geschmack als Temperament; aber wer den Weg
der Künstlerin verfolgt hat, mit welcher Zähigkeit sie sich zu solcher Höhe hinaufarbeitete, der spürt auch noch
in dieser Arbeit die Leidenschaft, die zu ihr führte. Das Schönste daran ist vielleicht das, wie man in ihrer
Malerei die Frauenhände fühlt, wie sich Zartheit und Takt darin zu einem Geschmack vereinigen, der weder ins
Damenhafte noch ins Burschikose weist, selbstsicher weiblich anschaut, ordnet und darstellt.
Den Preis der Stadt Essen erhielt der Straßburger Maler Heinrich Beecke (geb. 4. April 1877 in Straß-
burg), der in diesen Blättern schon eine eingehende Würdigung fand (Septemberheft 1910). Auch er ist einer von
den Künstlern, die sich schwer durcharbeiten; anfangs rauh und schmutzig in seinen Tönen, kam er zu einer Prima-
malerei, die ihn auf dem ersten Blick der „Scholle" zugehörig erscheinen ließ, nur daß er sich nicht bei dem
lockeren Pinselschlag beruhigte oder zur dekorativen Ausnutzung hinreißen ließ; heute ist er neben Lothar von
Seebach unbedingt die stärkste künstlerische Kraft in Elsaß-Lothringen, weniger Impressionist als dieser und ent-
schlossen aufs Bildhafte dringend. Was diesmal seinem Bild „Am Fenster" (welcher Titel zwar, wie der Künstler
witzig bemerkte, mehr den Rahmen als das Bild bezeichnet) den Preis erwarb, war weniger dessen Komposition,
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