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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schäfer, Wilhelm: Das städtische Museum in Elberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0089

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Der Raum für Bildhauerarbeiten im städtischen Musenm zu Elberfeld.


Daß städtische Museum in Elberfeld.
die großen Kunstsammlungen im allgemeinen aus fürstlicher Kunstliebhaberei entstanden sind,
M M hat das Rheinland den Stolz, zwei Galerien höheren Ranges von rein bürgerlicher Herkunft zu besitzen:
das Wallraf-Richartz-Museum in Köln und das Städelsche Institut in Frankfurt sind Gründungen der
Bürgerschaft. Und obwohl auch sie, wie ihre Namen besagen, zunächst dem Kunst- und Sammlersinn einzelner Per-
sönlichkeiten ihre Entstehung verdanken und also nicht Leistungen der Gesamtheit darstellen: man braucht nur ihre
Geschichte zu lesen, wie sie gestiftet und entwickelt wurden, um überall den stolzen Bürgersinn zu finden, der sich der
Allgemeinheit verpflichtet fühlt. Daß dieser Bürgersinn sich in lokaler Beschränkung betätigt, den Ruhm und die
Bildung der Heimatstadt über alles stellt, mit großartigen Schenkungen nichts als Mitbürger sein möchte, gehört zu
seinem Wesen. Wer die letzten Vorgänge an diesen beiden Galerien verfolgte, wie die Stadt Köln mit einem Schlag
mehr als eine Million für den Ankauf der Leibl-Sammlung aufbringen und die neue städtische Galerie in Frank-
furt mit ihren großartigen Mitteln dem Städel angegliedert werden konnte, wird schwerlich behaupten können, daß
in diesem Bürgersinn nicht auch das Verpflichtungsgefühl gegen die Kultur im Ganzen lebendig geworden sei, wie
es den fürstlichen Patronen der früheren Aeit so gern nachgerühmt wird.
Bezeichnenderweise hat sich Düsseldorf, die rheinische Kunststadt, lange nicht entschließen können, dem Vorbild
Köln und Frankfurts zu folgen; eben weil es als kleine Stadt durchaus nicht auf der bürgerlichen Tradition seiner
Konkurrentinnen fußen konnte, und weil gerade seine Kunstpflege eine höfische Hinterlassenschaft war. Nicht Bürger-
sinn, sondern Fürstenlaune hatte die rheinische Kunstakademie gegründet, und selbst die städtische Kunsthalle war als
Bauwerk noch ein spätes Erbteil der Fürstengunst, indem sie als Entschädigung für die nach München überführte kur-
fürstliche Galerie gebaut wurde. Nun endlich, nachdem die kleine Gartenstadt als Spinne im Netz der rheinisch-west-
fälischen Industrie Größe und Reichtum rascher geerntet hat als seine Nachbarn, sind auch dort große Pläne im Gang,
aus eigenen Kräften eine große Sammlung zu schaffen.
Unterdessen hat das Bürgertum der anderen rheinischen Städte das Seinige für die Kunst getan: Krefeld,
Elberfeld, Barmen, Bonn und Essen besitzen städtische Museen, die sämtlich bei der hohen steuerlichen Belastung moderner
Stadtwesen aus städtischen Mitteln nicht besonders hoch dotiert sein können, sich aber durch Schenkungen der Bürger-
schaft überraschend entwickeln und dadurch eben ihre Lebensberechtigung und Wirkung dartun. Als Beispiel einer

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