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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Bollert, Martin: Buchbindearbeiten von Joh. Rudel, Elberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0069

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Grün Saffian mit Handvergoldung und Lederauflage.

Buchbinderarbeiten von Joh. Rudel, Elberfeld.

ie abgebildeten Bücher und Mappen sind Hand-
arbeiten von Joh. Rudel,, dem Lehrer für
Buchbindekunst an der Kunstgewerbeschule in
Elberfeld. Sie geben aus den ersten Blick eine An-
schauung, wie weit das deutsche Kunstgewerbe geschmack-
lich wieder in die Hohe gekommen ist; auch hier, indem
es sich wieder auf die Überlieferung des edlen Handwerks
besann. Man darf sagen, daß der Buchbinderstand im
Sinn der Alten vor einigen Jahrzehnten in Deutschland
ausgestorben war, und die nachfolgenden Ausführungen
eines Bibliothekars geben ein Bild davon, welche Miß-
stande das Überbandnehmen der Fabrikarbeit im Einband-
wesen mit sich brachte.
Fabriken, wie sie auch seien, sind immer durch die
Scharte der Konkurrenz genötigt, auf billigste Massen-
herstellung zu sehen, wahrend der Handwerker auf das
Vertrauen seiner Kundschaft gestellt ist. Nun soll nicht
behauptet werden, daß die Lederbande, von denen
I)r M. Bollert sagt, daß sie schon nach dreißig oder vierzig
Jahren mit schweren Kosten ncugebunden werden
mußten, etwa ausnahmslos aus Fabriken stammten;
auch der Handwerker war dem Fug der Zeit gefolgt und
hatte „modern" gegerbte, gefärbte und zugerichtete Leder-
bearbeiten müssen: aber eben doch nur, indem er ein
Opfer der Industrie geworden war. Von keinem
Qualitatsgefühl des Publikums gestützt, vermochte er-
den Neuerungen nicht standzubalten, so daß nicht nur

sein Leder sondern alle andern Materialien wie die
Buchbindertechnik selber von der Solidität des alten
Handwerks abkamen.
Beim Fabrikband, um das an einem Beispiel zu erläu-
tern, wird der eigentliche Band und der Deckel für sich fer-
tig gearbeitet und das Buch schließlich in den Deckel
nur eingehängt, wäbrend das eigentliche Ziel des Buch-
binder-Handwerks gerade auf die unlösbare Bindung geht.
Was auf den Fabrikbänden mehr oder weniger nur noch
eine äußerliche Dekoration ist, die Aufteilung des Rückens
durch die Bünde, ist bei ibm ein notwendiges Ergebnis. Es
reiht die einzelnen Bogen an seine Bünde auf und ver-
treibt ihre Enden in den Deckel, der dadurch zum Buch-
block gehört, bevor die eigentliche Kunstarbeit, die Be-
klebung der Deckel mit Leder oder Pergament und deren
Verzierung geschieht. (Auch die Verzierung bleibt da-
durch Handarbeit und wird am Band gearbeitet, nicht
wie beim Fabrikband den; losen Deckel aufgedruckt.)
Die Wülste im Rücken sind wirklich die Umkleidungen
der Bünde und kein berkömmlicher Zierat; der Deckel
ist organisch mit dem Buchblock verbunden und nicht
nur eine angeklebte Hülle.
Daß allen andern Forderungen an einen guten Ein-
band eher vom geschickten Handwerker als von der
Maschine entsprochen werden kann, wird heute kaum
noch bestritten; wie ein Buch sich leicht auflegen und
doch wieder restlos schließen, wie sein Rücken, von der


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