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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Bollert, Martin: Buchbindearbeiten von Joh. Rudel, Elberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0070

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Lederhülle geschützt, ge-
schmeidig genug sein muß,
uni nicht einzuknicken: das
sind Dinge handwerklicher
Geschicklichkeit, die auch die
exakteste Maschinenarbeit
nicht ersetzen kann. Garnicht
zu sprechen von all den
Künsten des Goldaufdrucks
mit erhitzten Stempeln, durch
den die Verzierung eine Art
von Handschrift wird.
Natürlich ist der Hand-
einband ein Luxus, den sicb
nur ein Reicher durchgehend
für seine Bibliothek leisten
könnte: aber einige Lieb-
lingsbücher so einbinden zu
lassen, das wäre immerhin
manchem erreichbar. Das
einzelne Exemplar erhalt
dadurch eine Sonderexistcnz,
die der Liebe zum Inhalt
ein individuelles Kleid gibt;
um so mehr, als es dem Be-
steller freigegeben ist, seine
persönlichen Wünsche dem
Auftrag mitzugeben, was
Material und Verzierung
anbelangt.
Nicht jedem wird vielleicht
die Zartheit der Rudelschen
Art liegen, die manchmal an
Zierlichkeit streift, innerhalb
ihres Charakters aber voll-
endet ist und jedenfalls eine
Grundforderung durchaus er-
füllt: das edle Material nicht
zur Grundlage einer Ver-
zierung zurückzudrängen, son-
dern es durcb die Verzierung
zur Geltung zu bringen.
Man darf den Elberfeldern
gratulieren, einen solchen
Lehrer an ihrer Kunstge-
werbeschule zu besitzen; aber
auch daran muß erinnert
werden, daß bei den alten
Meistern des edlen Hand-
werks nicht die Abrichtung
von Schülern die Haupt-
sache war, wie es heute
leider vielfach der Fall ist,
sondern die eigene Tätig-
keit. Gibt es ein schöneres
Geschenk, als ein Lieb-
lingsbuch im edlen Lieb-
haberband? Ein solcher Mei-
ster sollte den goldenen Bo-
den des Handwerks spüren
und in der Fülle von Auf-
trägen stehen. S.



Blau Kalbleder m. Haudvergold. Im Besitz d. Museums Elberfeld.

Blau Saffian mit Handvergoldung und Lederauflage.

Haltbares
Einbandleder.
^^^,m Oktoberheft 1912
dieser Zeitschrift auf
H Seite 342 schreibt
Herr vr. von Grol-
man über Buchbinderleder:
„Noch jetzt ist die Beschaffung
eines haltbaren Leders ein
schwieriges Problem, und
nur wenige englische Firmen
liefern mit Garantiescheinen
versehenes haltbares Leder
für Buchbinder."
Ich irre wohl nicht in
der Annahme, daß unter den
Lesern nicht wenig Bücher-
liebhaber sind, denen recht
sehr an einer gediegenen
und haltbaren Bindung ihrer
Bücherschätze liegt, und die
daher wohl nut Betrübnis
diesen Satz gelesen haben.
Ihnen wird die Mitteilung
willkommen sein, daß seit
kurzem auch in Deutschland
eine Reihe von Firmen nam-
haft gemacht werden kann,
die Einbandstoffe in einer
genügenden Haltbarkeit und
mit Garantiescheinen ver-
sehen liefern.
Zu verdanken ist dies
den deutschen Bibliotheka-
ren, deren Tätigkeit hier über
die Grenze der Bibliotheks-
mauern hinausdringend für
jeden Freund des Buches
von Vorteil geworden ist.
In den großen Büchereien
nämlich konnte die auch von
Herrn Di: von Grolman er-
wähnte Tatsache nicht unbe-
merkt bleiben, daß die neue-
ren Einbandleder, besonders
seit den sechziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts,
der Vergänglichkeit in er-
schreckender Weise anheim-
fielen. Während die Ein-
bände früherer Zeiten den
Jahrhunderten trotzen, müs-
sen mit schweren Kosten die
Lederbände, die nur 30 oder
40 Jahre alt sind, neu ge-
bunden werden. Es dräng-
ten sich die Fragen nach der
Ursache dieser Not auf und
nach den Mitteln zur Abhilfe;
und als in Nürnberg 1910

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