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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Bollert, Martin: Buchbindearbeiten von Joh. Rudel, Elberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0071

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der Verein deutscher Biblio-
thekare seine Jahresver-
sammlung abhielt, waren
diese Fragen der Gegenstand
eingehender Beratungen.
Man setzte eine Kommission
ein, die prüfen sollte, welche
Eigenschaften von Einband-
stoffen zu verlangen sind
und welche Garantien zur
Durchführung dieser Forde-
rungen eingeführt werden
sollen.
Diese Kommission, die nut
dem Namen „Lederkommis-
sion" geschmückt wurde, bat
im Laufe des darauf folgen-
den Jahres emsig gearbeitet,
nachdem sie sich um Biblio-
thekare, Buchbinder, Ver-
lagsbuchhandler, Bibliophi-
len, Chemiker, Fabrikanten
und Händler verstärkt batte,
und war in der Lage, der
1911 in Hamburg tagenden
Bibliothekarversamrnlung
das Ergebnis ihrer mühevol-
len Untersuchungen in Form
von Vorschlägen darzubieten,
die vom Verein deutscher Bi-
bliothekare am 8. Juni 1911
zu Vorschriften erboben wur-
den, auf Grund deren nun-
mehr die Bibliotheken an
ihre Buchbinder oder Liefe-
ranten bestimmte Forderun-
gen betreffs des Einband-
materials zu stellen in der
Lage sind.
Wenngleich diese Vorschrif-
ten, als für die Zwecke öffent-
licher Bibliotheken erlassen,
von der Güte des Materials
mehr verlangen müssen als
der Privatmann, so wird
doch auch dieser, wenn ihm
daran liegt, seine Bücher
auch äußerlich in Würden und
Ehren zu erhallen, Nutzen
aus ihnen ziehen können.
Es sei mir also erlaubt, einige
das Leder betreffende For-
derungen herauszuheben.
Der Leser weiß, daß das
Leder bereitet wird aus der
zwischen Ober- und Unter-
haut liegenden Lederhaut
der Felle vornebmlich von
Ziegen, Kälbern, Schafen,
Schweinen oder Rindern.
Das beste ist Aiegenleder, als
Saffian oder Maroquin im


Schreibmappe. Rindleder mit Handvergoldung.


Handel; sein Durchschnitts-
preis 1,70 Mk. bis 2,10 Mk.
für den englischen Quadrat-
fuß. Im Werte am nächsten
steht Kalbleder mit 1,30 Mk.;
es folgt Schweinsleder mit
1,20 Mk.; Rindsleder mit
1,05 Mk.; ostindisches Ziegen-
leder (sog. Bocksaffian) mit
0,85 Mk.; ostindisches Schaf-
leder (sog. Bockleder) mit
0,65 Mk. und Schafleder
mit 0,45 Mk.
Die Felle aller dieser
Tiere können ein brauchbares
Einbandleder abgeben, wenn
sie sachgemäß verarbeitet,
also dauerhaft gegerbt, ge-
färbt und zugerichtet werden.
Die in England und bei
uns angestellten Versuche ha-
ben ergeben, daß als bestes
Gerbemittel für Buch-
binder-Leder Sumach, die
pulverisierten Zweige und
Blätter des Essigbaumes, zu
gelten hat; gut sind auch
Eichenlohe und Galläpfel.
Die übrigen vegetabilischen
Gerbstoffe wie Fickten-, Bir-
ken-, Weidenlobe, Kastanien-
bolz, Quebracho, Cassia, My-
robalanen sind zu verwerfen.
Demgemäß sind die ostindi-
schen oder, wie sie auch be-
zeichnet werden, persischen
Schaf- und Aiegenleder, im
Handel Bockleder und Bock-
saffian genannt, ungeeignet,
weil sie mit Cassia gegerbt
sind; ebenso das russische
Juchtenleder, das mit Wei-
denlohe hergestellt wird.
Zum Färben des Le-
ders verwendete man früher
nur Pflanzenfarben; uni
1870 kamen die leuchtende-
ren und an Abwechslung
reicheren Anilinfarben dazu,
deren Leuchtkraft und Gleich-
mäßigkeit dadurch erhöbt
wurde, daß man die Felle
vor dem Färben in einer
Schwefelsäurelösung badete.
Die Schwefelsäure, die sich
mit dem Leder so innig
verbindet, daß ein 5 Tage
und 5 Nächte andauerndes
Waschen in fließendem Was-
ser ohne alle Wirkung blieb,
zerfrißt das Leder allmäh-
lich. Wir stellen demgemäß

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