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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schäfer, Wilhelm: Das städtische Museum in Elberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0090

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Maräes-Raum im städtischen Museuin zu Elberfeld.

solchen Entwicklung, die zugleich eine Entwicklung des bürgerlichen Kunstsinns darstellt, bietet sich durch die jüngst erfolgte
Neueinrichtung das Elberfelder Museum dar.
Noch bis vor zwei Jahrzehnten besaß diese Stadt weder eine öffentliche noch eine private Sammlung, die der
allgemeinen Kunstpflege nennenswerte Dienste leisten konnte, und es erschien bei der drückenden Steuerbelastung der
Arbeitsstadt wie bei der mehr auf fromme und wohltätige Stiftungen gerichteten Gesinnung der wohlhabenderen
Bürgerschaft auch kaum möglich, daß sie aus sich selber zu einer rechtschaffenen Kunstpflege kommen könnte. Zwar
wurde im Jahre 1892 ein Museums-Verein gegründet; aber erst 1895 konnte eine Etage von ihm für wechselnde Aus-
stellungen gemietet werden, wozu die Stadt von 1896 ab einen jährlichen Zuschuß von 3000 Mk. bewilligte, der 1899
auf 5000 Mk. erhöht wurde; aber wer die niedrigen Raume in der Schwanenstraße mit ihrer ganz unzureichenden
Belichtung noch gesehen hat, wird sich nur nut Lächeln dieses kleinbürgerlichen Anfangs einer städtischen Galerie
erinnern können. Auch die erste größere Erwerbung des Museums-Vereins, die Bestellung des Gemäldes: „Die Ge-
fangennahme des Grafen Montfort durch den Erbprinzen von Braunschweig zu Elberfeld" bei dem Düsseldorfer
Akademieprofessor Fritz Roeber, einem geborenen Elberfelder, ist heute eine rührende Erinnerung an den unberatenen
Lokalstolz der ersten Gründung.
Mit dem neuen Jahrhundert kamen dann die Glückszufälle, die auf dieser bescheidenen Grundlage den heutigen
Zustand entwickelten: Den Anfang machte die Zuwendung der Erbslöhschen Sammlung, wodurch allein 77 Bilder
in den Besitz der Stadt kamen; für sie, wie für weitere Schenkungen mußte ein anderer Raum geschaffen werden als
die Zimmer an der Schwanenstraße. Nachdem schon in: Jahre 1893 der Freiherr von der Heydt einen vergeblichen
Versuch gemacht hatte, von der Stadt einen namhaften Betrag für einen Museumsbau zu erlangen, ergab sich 1901
durch den Rathausneubau unvermutet der schöne Plan, das alte Rathaus äußerlich in seiner schlichten Würde zu erhalten,
inwendig aber Läden und darüber Säle für das Museum einzubauen. Die Kosten des Umbaus waren nicht zu hoch
und wurden durch die Ladenmieten noch teilweise verzinst: so kam der Plan rasch zur Ausführung, und schon im Herbst
1902 konnten die neuen Räume eingeweiht werden, mit denen dann Elberfeld sein bescheidenes Museum besaß.
Daß es in den zehn Jahren seitdem nicht nur seine Räume füllen, sondern auch so viel Material gewinnen konnte,
um sich heute in 21 Sälen auszubreiten, ist der Erfolg einer bürgerlichen Gebefreudigkeit, die nach einer Angabe des
Museumsberichtes in dieser Zeit — von den Ankäufen und geschenkten Barmitteln abgesehen — allein für 625 136 Mk.
Kunstwerke stiftete. Das mag an den Mitteln großer Galerien gemessen nicht besonders viel scheinen; um es zu würdigen,
muß man an die bescheidenen Anfänge denken und die besonderen Verhältnisse der nicht großen Industriestadt. Es
sind schließlich doch nur wenig Familiennamen, von denen der Lurus solcher Schenkungen ausgeht und die sich dadurch
in ihrer Heimatstadt ein unvergängliches Denkmal gesetzt haben.
Als Schöpfer dieses Denkmals wird freilich neben den Stifternamen für immer an sichtbarer Stelle der Name
des Direktors Fries stehen müssen, der den Plan der Sammlung entwarf und ausführte. Natürlich konnte er nicht an

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