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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schäfer, Wilhelm: Das städtische Museum in Elberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0091

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Ecksaal im städtischen Museum zu Elberfeld (Impressionisten).


Prachtstücke denken, deren eines ihm unter Umständen den Etat samt der Stiftungen eines Jahrzehnts verschlungen
hätte; was er zu leisten hatte, war ein sogenanntes Provinzmuseum, das keiner Renommierstücke bedarf, auch nicht
zu irgend einer Vollständigkeit verpflichtet ist, sondern in dem, was es sammelt, etwa das darstellt, was man in der
Pädagogik der Wissenschaften einen Grundriß nennt. Durch die 77 Bilder der Erbslöhschen Stiftung war der Grund-
stock gegeben; da diese Kollektion nur Gemälde des neunzehnten Jahrhunderts enthielt, aber mehr im altmodischen
Geschmack der vorigen Generation, lag es nahe, dieser Sammlung durch Einreihung der wirklichen Entwicklungsträger
die summarische Vollständigkeit einer Übersicht zu geben. Daß hierbei die Landschaften das erste Wort bekamen, lag
im Wesen der Entwicklung, und mit einigen Bildern die Herkunft der modernen Landschaft über die Schule von Fon-
tainebleau und Constable von den Holländern des siebzehnten Jahrhunderts darzutun, war ein Gedanke, dessen Ver-
wirklichung auch noch im finanziellen Rahmen eines kleinen Mufeums möglich ist.
Professor Fries hat an der Verwirklichung dieses Planes seit 1902, also gerade ein Jahrzehnt, gearbeitet; die
Eröffnung des Erweiterungsbaues am 23. Januar dieses Jahres gab ihm Gelegenheit, mit dem tatsächlichen Rechen-
schaftsbericht seiner Säle den Dank der Bürgerschaft und die Anerkennung der Fachleute einzuheimsen. Schon der
Erweiterungsbau an sich ist ein planvolles Stück. Da wie gesagt schon im ersten Bau, dem alten Rathaus, die unteren
Räume als Ladenlokale erwerbstätig sind, war es eine kluge Konsequenz, in dieser Richtung auch die Ausbreitung zu
betreiben. Eigentlich ist der Erweiterungsbau ein ans alte Rathaus angebautes großes Geschäftshaus, dessen oberste
Etage — unmerklich für die Straßenansicht — mit Oberlichtern versehen und in einer Flucht von Hellen Sälen für
das Museum gewonnen ist. Obwohl der Anbau schief in der Achse zum alten Gebäude steht, ist der Übergang durch einen
— der Plastik gewidmeten und mit Marmor getafelten — unregelmäßigen Raum für den Besucher unmerklich gemacht.
Alles in den Sälen, das milde Licht und die Wandanordnung, zeigt auf den ersten Blick — namentlich in: Vergleich
zu den nicht günstigen alten Räumen — daß ein Fachmann bei der Einrichtung beteiligt war. Nur der Maröes-Raum
scheint im Licht nicht geglückt, an: Tag der Eröffnung war er entschieden zu dunkel.
Dieser Marees-Raun: dürfte schließlich doch für das Museum ein Renommierstück bedeuten, er enthält nicht weniger
als zehn Werke des Meisters, und wenn sie auch nicht alle ersten Ranges sind, fo wird man doch allen Qualität und
mehreren auch in: Werk Maröes' Rang und Bedeutung zuerkennen müssen. Die Bevorzugung dieses Meisters
war begründet, weil Marees bekanntlich ein geborener Elberfelder ist. Allein mit diesen: Saal hat sich Fries
dauernden Dank verdient.
Im übrigen kann seine Sammlung, wie alle Provinzmuseen, auch die Schattenseite bürgerlicher Schenkfreudig-
keit nicht verbergen, d. h. nicht alle Stifter beugen sich der fachmännischen Einsicht des Direktors; der Fall ist gar nicht
selten — ich spreche hier nicht von Elberfeld — wo sie seinen Geschmack durch Stiftungen korrigieren wollen. Ziem-
lich jeder Galerieleiter muß den schmerzhaften Unterschied machen zwischen „seinen" und „andern" Kunstwerken, und
auch in: Elberfelder Museum hängen Bilder, die sicher nicht in den Plan der Sammlung passen. Sie werden, wie

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