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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schäfer, Wilhelm: Das städtische Museum in Elberfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0092

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Das städtische Museum iu Elberfeld.
überall wo eine energische Leitung ist, auch hier allmählich in die Hintergründe verschwinden. Wollte man einen scherz-
haften Unterschied machen, so ließe sich sagen, daß man den Geschmack eines Direktors an seinen guten Bildern und
seine Energie oder Diplomatie an den schlechten abmessen könne. Bei Professor Fries scheinen sich die Eigenschaften
im Gleichgewicht zu halten, sodaß er mit Anstand das Ufer erreicht. Wer es vermochte, in so kurzer Zeit und bei
beschrankten Mitteln außer Marees: Courbet, Feuerbach, Liebermann, Uhde, Thoma, Trübner, Schönleber, Geb-
hardt, Schuch, Haider und Waldmüller in guten Stücken beizubringen, wer daneben die modernen Franzosen, die
Impressionisten sowohl wie die Modernsten, in bezeichnenden Proben zeigt, wer drei Hodler (darunter einen sehr
bemerkenswerten frühen als Leihgabe), wer einen Cezanne und sogar einen Picasso besitzt, von Kandinsky und Erbslöh
nicht zu sprechen, dem hat die Resignation den Optimismus noch nicht verschlagen.
Dieser Picasso (zwei Harlekins) ist sogar ein köstliches Stück, das spater einmal dem Museum zum besonderen
Ruhm gereichen könnte, ebenso ein Stilleben der seltsamen Paula Modersohn, der verstorbenen Gattin des vorerst noch
mehr als sie genannten Worpsweders.
Bei der Nahe Düsseldorfs darf als besondere Anerkennung bemerkt werden, daß es Fries gelungen ist, auch hier
eine gute Haltung herauszubekommen: v. Bocbmann, Gebhardt, Ernst Hardt, Gerhard Janssen, Otto Sohn-Rethel,
Schönnenbeck, Schreuer, Carl Seibels u. a. tragen das Ansehen der rheinischen Kunststadt auf soliden Schultern. In
der Plastik muß vorläufig Hoetger die Hauptkosten bestreiten, von dem Elberfeld bekanntlich den schönen Gerechtigkeits-
brunnen besitzt; ein von einem jungen französischen Künstler in den Raum gemalter Fries scheint mir keine Bereicherung
zu bedeuten. Dagegen war es ein guter Gedanke, nut einem Biedermeier-Aimmer der lokalen und, wie man weiß,
höchst eigentümlichen bergischen Kultur gerecht zu werden. Was man in dieser Richtung noch wünschen möchte, wäre
eine Sammlung von Modellen altbergischer Bauten, mit denen sich das Museum etwas ganz Besonderes schaffen
könnte. Gelegentlich einer früheren Ausstellung aus Elberfelder Privatbesitz sind ja sogar einige Elberfelder Maler
der guten alten Aeit ans Licht gekommen, unter denen Richard Seel immerhin eine bemerkenswerte Erscheinung ist.
Daß das Museum — neben schönem Kunstgewerbe, worüber besonders berichtet werden soll — Abgüsse antiker
Skulpturen, eine Münz- und Medaillensammlung, ein Kupferstichkabinett mit 834 meist modernen Blättern, sowie eine
kunstgeschichtliche Bibliothek von 751 Büchern und Reproduktionswerken besitzt, mag diesen Bericht als abschließende
Anerkennung einer Leitung ergänzen, die es vermochte, nicht nur den Bürgersinn für Kunstpflege in Elberfeld zu ent-
wickeln, sondern auf ihn gestützt unter sicher nicht unschwierigen Verhältnissen ein wertvolles Bildungsinstitut zu
schaffen, das der Stadt einen nicht geringen Rang unter den Stätten rheinischer Kunstpflege gibt. Wie es sich nun
auch entwickeln mag, den Geist seines Schöpfers wird es dauernd tragen und den Namen Fries jenen Persönlichkeiten
anreihen, die schlicht und treu unserer rheinischen Heimat einen kulturellen Dienst leisteten. S.


Moderner Saal im städtischen Mnseum zu Elberfeld.
 
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