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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Meyer-Schönbrunn: Die Hagener Silberschmiede
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0197

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Weihrauchschwinger aus getriebenem Silber. Entwurf I. L. M. Lauwericks.

Die Hagener Silberschmiede.

ie Hagener Silberschmiede verdankt ihre Ent-
stehung einem Zusammenwirken des Folk-
wang-Museums mit dem Staate. Dieser
legte vor einigen Jahren das eine der drei preußischen
Handfertigkeits-Seminare nach Hagen, wo durch die
von Osthaus geschaffenen Anstalten ein reiches Maß
künstlerischer Anregung gewährleistet schien. Bei der
Prüfung von Lehrern fiel der
Umstand erschwerend ins Gewicht,
daß die Kurse nur eine neben-
amtliche Tätigkeit verlangten. Es
mußten also Mittel und Wege ge-
schaffen werden, um den Künst-
lern, die man für diese Tätigkeit
ins Auge faßte, eine auskömm-
liche Beschäftigung neben ihrer
Lehrtätigkeit zu sichern. Hierzu
bot Osthaus die Hand. Aus Ver-
einbarungen, die er mit dem nach
Hagen berufenen Amsterdamer
Silberschmied Zwollo traf, ent-
stand die Hagener Silberschmiede.
Ihr Zweck ist, seitab von den:
Wege der mechanisch arbeitenden
Silberindustrie Werke von hoher
künstlerischer und technischer Qua-
lität zu schaffen. Ihre Erzeug-
nisse wenden sich an ein Publi-
kum, das die Dinge um der
Schönheit willen kauft. Es kom-
men nur Entwürfe zur Ausfüh-

rung, die von der Hand erster Gewerbekünstler gezeichnet
sind. Bisher haben Lauweriks, Ehmcke, Schneid-
ler und R. A. Schröder Entwürfe geliefert. Es sind
Tafelgeräte und Schmucksachen entstanden, die hohe
materielle Schönheit mit ausgeprägtester Eigenart der
Erfindung und technischer Vollendung verbinden. Ins-
besondere zeigen die Entwürfe von Lauweriks jene
formale Reinheit, die alle Arbei-
ten dieses geistvollen Systematikers
auszeichnen.
Das bevorzugte Verfahren
Zwollos ist die Hammer- und
Treibarbeit in Verbindung mit
feinster Aiselierkunst und der Fas-
sung edler Steine. Auch bei den
Schmucksachen, bei denen vor-
zugsweise schöne Halbedelsteine
Verwendung finden, spielt die
Forn: und Arbeit neben der Schön-
heit des Materials eine wesent-
liche Rolle. Sie halten sich von
dem Steinprunk der üblichen Ju-
welierkunst wie von der barocken
Gefälligkeit Jensenscher Arbeiten
gleich weit entfernt. Von der
raffinierten Kultur der Wiener
Werkstätte unterscheidet sie der
tiefere Ernst der künstlerischen Auf-
fassung. Eine gewisse Schwer-
fälligkeit, die manchen der frühen
Erzeugnisse noch anhaftet, ist in



Hutnadel aus Silber (Lauwericks).

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