Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Ein Landhaus im Taunus von Hugo Eberhardt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0326

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
welchen Wert neben der Bil-
dung des Grundrisses und
des Daches eine sinngemäße
Fensteranlage für den Haus-
bau besitze.
Einige Zimmer im Ober-
geschoß bauchen sich mit ihren
Fenstern erkerartig heraus,
und es entsteht zwischen
ibnen ein behaglicher loggien-
artiger Gang.
An der Nordostseite schließt
sich zu ebener Erde eine
große Veranda an, die da-
durch zum Hause selbst ge-
zogen wird, daß das Dach
tief und weit sich über sie
ausbreitet und auf Pfeiler-
gesetzt wird; es ist gleichsam
wie ein ausgesparter und
der freien Luft geschenkter
Raum des Hauses und ein
sichtbares Übergangsglied,
das besagt, der Garten sei
nur eben als ein unbedeckter
Teil des Gebäudes aufzu-
fassen und müsse daher regu-
lär, rechteckig rind eben be-
handelt werden, als ins Freie
verlegte Zimmer. Das ist
denn auch hier der Fall;
in klarer Gliederung, mit gleicher Hausteinfassung, wo
es nötig ist, setzen Terrassen und Wege die Einteilung
des Baues nach außen fort.
Der Küchenanbau im Westen, Stall und Autogarage
sind einfacher, aber mit gleicher Gediegenheit und Sach-
lichkeit angeschlossen.
Betritt man das Innere, so empfängt einen als
Mittelraum des Ganzen die ge-
räumige Diele, die in zwei Drittel
Höhe mit einer schweren profilier-
ten Holzvertäfelung eingefaßt ist.
Wundervoll ist in der einen Ecke
die Treppe bineinkomponiert; der-
gestalt, daß sie zwar nicht selber
in den Diclenraum hineinragt,
wohl aber durch ihre Durchbrech-
ungen und die Hochfübrung des
Raumes ein ungemein malerisches
Motiv hergibt. Dadurch wird das
Übergangsmäßige, gewissermaßen
Zugige vermieden, das Dielen

mit hineinragenden Treppen
leicht anhaftet, und es ent-
steht ein anheimelnder
Wohnraum mit Tischen,
Klubsesseln und einer Ka-
minecke.
Auch in anderen Räu-
men, wie im Speisezimmer
und dem Herrenzimmer —
beide haben ähnliche schwere
dunkle Vertäfelung von ge-
diegenster Arbeit und wirken
dadurch sehr vornehm —
sind Kamine angebracht
worden. Dieses uralte Mo-
tiv hat im Taunus, wo die
Abende auch im Sommer
oft kühl werden und eine
rasche leichte Erwärmung
verlangen, seine volle Da-
seinsberechtigung neben den
Öfen, zumal in der Gestalt,
wie sie Eberhardt ihm ver-
liehen hat. Sie bilden mit
ihrer reichen Ausstattung,
in der wohnlichen Nische,
einen wahren Mittelpunkt
der Geselligkeit, an dem
man sich gern bei flackern-
dem Feuer versammeln mag.
Es ist ein besonderer Roh-
ziegelbau von sorgfältigster Fugung; rechts und links
von der Feuerstätte sind nischenartige Sitze mit Sesseln
oder Stühlen ausgespart, und darüber je ein Fensterchen
oder sonstige Öffnung. Der Kaminmantel selber aber
bildet den Hauptschmuck und gleichzeitig die praktischste
Ausnutzung des Heizmotivs: er ist aus gehämmertem
Metall in schöner wechselnder Form daraufgesetzt und
so umfangreich gebildet, daß seine
Flächen, die sich durch das Feuer
im Innern rasch erwärmen, einen
wirkungsvollen Heizkörper bilden.
Wie sachgemäß und schön in der
Oberfläche das Metall behandelt
wird, erkennt man an allen Arbeiten
Eberhardts; neben Kaminmänteln,
Türbeschlägen und Beleuchtungs-
körpern sind es vor allen: mannig-
fache Gitter, die eine köstliche Form
erhalten, und von deren geschmack-
voller Sachlichkeit hier ein Fenster-
gitter Zeugnis ablegt. —t.

Hugo Eberhardt: Landhaus Hahn (Kamin im Herrenzimmer).



Hugo Eberhardt: Landhaus Hahn
(Gitter des Kaminsicherfensters in: Speisezimmer).
 
Annotationen