Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]: Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein (23.1913)

neue Gartenkunst blüht auf,
eingeschlossen in die un-
übertretbaren Gesetze der
Kunst, frei und schöpferisch,
wie jedes Werk der Kunst,
voll von überreichen Ge-
staltungsmöglicbkeiten. Wie
England vor zwei Jahr-
hunderten den Verfall des
Gartens durch die Schwär-
merei für Natur und Land-
schaft bewirkte, so gibt es
jetzt das Zeichen des Auf-
sichselbstbesinnens. In Eng-
land fand man die neuen
Formen des nach künst-
lerischen Gesetzen gestalteten
Gartens.
Ist auch der Garten
übersichtlich und klar geglie-
dert, so besagt das nicht,
daß Haus und Garten in
einheitlicher Raumwirkung
verbunden seien. Selbst in
der Renaissance verstand
man es noch nicht, auf die
Einzelfelder und die ge-
sondert geschlossenen Rau-
me des Gartens zu verzich-
ten; noch war das Ver-


Abb. 4. Paul Pott: Garage in der Besitzung Deichmann
in Köln-Marienburg.

langen nicht geweckt, die
einheitliche Bewegung des
ganzen Gartens in sich le-
bendig werden zu lassen.
Früher als in Italien
faßte man in Frankreich die
einzelnen Parterrefelder
des Gartens zur räumlichen
Einheit zusammen, sie auf
die Formen des Gebäudes
beziehend. Garten und Ge-
bäude verwachsen zur Ein-
heit. Schon fühlt man den
architektonischen Stil des
Barockgartens. Die Glie-
derung des Gartens setzt
die innere Gliederung des
Gebäudes in vergrößertem
Maßstabe fort.
„So sehr sich auch drin-
nen die Räume weiteten,
sie genügten weder dcm
Lebensgefühl des Einzelnen
noch den Bedürfnissen der
Gesellschaft. Erst durch Hin-
zunahme des Gartens ver-
mochte der Besitz die neue
Stellung, die der Mensch
auf der Erde für sich in
Anspruch nahm, würdig zu


Abb. 5. Paul Pott: Tennisklubhaus in Rodenkirchen a. Rh.