Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Jakob Nußbaum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0465

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Jakob Nußbaum.

Bildnis.

Jakob Nußbaum.
^^ußbaum ist am 8. Januar 1873 geboren und gehört daher, als ein am Anfang der Vierzig
5 I Stehender, nicht mehr zu unfern jugendlichen Draufgängern und Experimentatoren. Wenn seine
Bilder dennoch auf viele den Eindruck des Gärenden, ja des Nichtfertigen machen, so liegt die
Ursache nicht an Nußbaum, auch nicht an seinen Werken, sondern an der Art, wie sie betrachtet werden.
Wir haben hier ein Stück Lebenswerk vor uns, das saft schon über zwanzig Jahre reicht, und
das sich dennoch mit einer Folgerichtigkeit und Gleichmäßigkeit vor uns aufbaut, die erstaunlich und
selten sind in einer Zeit, die für Künstler so reich an Anregungen und Verführungen ist, von ihrem
Wege zu weichen, wie kaum je eine andere war. Nußbaum hat sogleich, als er 1894 nach München
kam und dort bei Hollosy und dann Hackl studierte, das Problem seiner Zeit ergriffen; vor allem,
als er 1896 mit Hollosy, in Gemeinschaft mit Pottner, K. v. Kardorff und ähnlich Gesinnten in
Ungarn malte. Dieses Problem war das der damaligen Stürmer, der Jugend, der Sezessionen: das
Freilicht. Langsam mußte man sich erobern, was damals für die Franzosen beinahe schon erledigt
war, die Darstellung der flimmernden Atmosphäre und der Helligkeit. Es ist eine Ruhmestat der
deutschen Malerei, an der vor allem München und Berlin teilhaben, daß sie nicht hinging und den
Monet und Sisley ihr Handwerk abguckte; sondern, daß sie sich anregen ließ, die gleichen Lösungen
neu zu suchen und auf selbständigen Wegen. So ist der deutsche Impressionismus entstanden, der
niemals mit dem französischen wird verwechselt werden können, der frei neben ihm steht als eine
zweite Welt der malerischen Eroberungen: schwerfälliger, von trüberen Farben, weniger heiter als der
beweglich-liebenswürdige PleinairiömuS der Pariser. Mit deutscher Gründlichkeit ging ihm eine Armee
von Talenten, eine ganze Generation auf die Spur, und sie verfolgte das Rätsel der Luft und des
Lichts so intensiv, daß sie noch heutigen Tages nicht damit fertig geworden ist, während eine un-
geduldige Jugend schon die Pforten zu anderen Erkenntniffen des Malerischen sprengt.

x//

44Z

I
 
Annotationen