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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

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Schmidt, Paul Ferdinand: Jakob Nußbaum
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https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0467

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Jakob Nußbaum. Schneelandschaft.


werden sich auch dem geschärften und feiner geschulten Auge in Nußbaums Gemälden die Gesetze
einer strengen Komposition enthüllen, die einerseits auf den Eindruck räumlicher Tiefenerstreckung
ausgeht und anderseits auf einen rhythmischen Wechsel breiter Farbenflächen. Zumal in den Land-
schaften wird man die Kunst bewundern, mit der die duftige Ferne, luftumhüllt, in Hellen Tönen
angelegt und von ihr aus, als Maßstab des Gesamttones, nach vorne gearbeitet wird, die stärksten,
kräftigsten Mittel aber zuletzt in Gestalt von Bäumen, Zäunen usw. als Vordergrund darüber-
gebreitet werden. So ordnet sich dem Betrachter umgekehrt der Bildraum von vorne nach der
Tiefe an, mit einer Klarheit, die niemals versagt, weil Nußbaum erst dann malt, wenn ihm das
Bild mit völliger Präzision in der Vorstellung durchgearbeitet erscheint. Neben diese räumliche
Sicherheit stellt sich aber die flächenmäßige, die auf dem Nebeneinander der Farben beruht. Beide
gehen fast immer Hand in Hand, indem den Tiefenschichten breite Farbbänder entsprechen, welche in
bestimmt abgemessenen Teilen aufeinanderfolgen und die Fläche des Bildes nach dekorativen Rück-
sichten gliedern. Der Gegenstand bringt es mit sich, daß sie bei Landschaften vorwiegend horizontal,
bei Figurenbildern vertikal geordnet sind.
Scheint mit der Beschränkung auf einfache Landschaftsmotive und das Halbfigurenbild und
Bildnis, mit denen sich Nußbaums Malerei erschöpft, eine gewisse Einförmigkeit verbunden, fo ver-
mag dagegen der Reichtum der Behandlung zu entschädigen, der sein Werk gleichwohl höchst fruchtbar
und mannigfaltig gestaltet. Jedes Motiv, das er sich auswählt und zurecht rückt, wird unter seiner
Behandlung zu einem persönlichen und künstlerischen Erlebnis, und der Genuß des Betrachters, der
ihm in seinen Absichten folgt, wechselt mit jedem Bilde. Denn was dem Künstler ein wahres
Erlebnis war, das wird es auch dem verständig Nachfühlenden.
In der Behandlung der Landschaft hat sich auch das große Publikum im allgemeinen schon an
die impressionistische Weise gewöhnt, die Gegenstände nicht durchzuzeichnen, sondern durch Farbenflecke

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