Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 23.1913

DOI Artikel:
Benn, Joachim: Das Kölner Museum für ostasiatische Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26493#0480

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Japanische Schiebetüren aus Zedernholz. Wettrennen. Kanoschule. 16.—17. Iahrh.


sitionen, deren strenger Stilismus in den älteren
Arbeiten fast an die grotesken Vereinfachungen unseres
Wilhelm Busch erinnert, während die späteren, die
offenbar von griechischen Mustern beeinflußt sind, eher
an griechische Vasenbilder oder

Eindruck einer aller Schwere enthobenen, luftlichten
Komposition entsteht. Aus der Kleinkunst gehört hierzu
die Rückseite eines Grabsteins aus dem 5. bis 6. Jahr-
hundert, wo, freilich noch strenger gebunden, eine un-
säglich fein stilisierte Göttin

ägyptische Flächenkunst denken
lassen. Runder herausgear-
beitete Reliefs aus dem sieben-
ten Jahrhundert ordnen die
Personengruppen schon nicht
mehr rein parallel an, son-
dern teilen die Gesamtgruppe
mit raffinierter Zierlichkeit in
kleinere Gruppen, die durch
Säulen getrennt sind. Bei-
spiele einer ganz großen Kunst
sind dann, nach den Abklatschen
zu urteilen, die hier wie Fres-
ken aufgehängt sind, aus der
gleichen Zeit die großen Re-
liefs vom Felsentempel in
Lungmen bei Honanfu: Mit
einer erstaunlichen Monu-
mentalität, einer erstaunlichen
Fähigkeit zur Füllung großer
Flächen sind hier lebensgroße
Gestalten in mehreren Reihen
hinter-, halb übereinander ge-
stellt; die Köpfe sind in welli-
gen Linien angeordnet, die
durch schräg erhobene Palm-
wedel dekorativ geteilt wer-
den ; nach unten fließen falten-
reiche Gewänder, wodurch der

Marmorskulptur.
Schüler Buddhas, China. Tang-Dynastie (618—907).


unter einem Baum sitzt, dessen
Zweige ornamental wie Blät-
ter gebildet sind. — In-
zwischen hatte sich in China
auch die Rundplastik ausge-
bildet; die ältesten Beispiele
sind glasierte oder polychro-
mierte Tonfiguren, die von
386 bis 907 n. Chr. gleich
den Tanagrafiguren in Gräber
gelegt wurden, Arbeiten der
Genrekunst, die, recht primi-
tiv, doch vielfach eine erstaun-
liche Fähigkeit zu impressio-
nistischer Erfassung tierischer
und menschlicher Erscheinungs-
form zeigen. Als Werke monu-
mental gedachter Kunst sind
die sieben Marmorstatuen
sitzender Schüler Buddhas
(Lohans) aus der Tang-Dyna-
stie (618 bis 917) stilistisch
fchon gebundener; sie sind
zum Teil schon erstaunlich
leicht und frei in der Ge-
samthaltung, sehr ornamental
in der Faltung des um die
Glieder fließenden Gewandes,
recht „expressionistisch" in der

458
 
Annotationen