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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 39
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Rosenbaum, Julius: Wo bleiben die Werke der bildenden Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0277

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Partei — 500 Millionen Mar! sür Propaganda*
jiperfe ausgegeBen tjafjen! €s Flingt unglaublich*
2lber, wenn matt bebensi, was tjeute ein piaFat in
mehreren särben, was bas Unlieben sostet, ba sommi
sc^on für ga^Pentsdjlanb ein anstänbiges Sümmchen
jammert! Dann bie tuelen tPahlinseraie, Flugblätter,
;,| getteberteiler unb Agitatoren! Zawokh Peutsehlanb ist
in arm, wenn man sür biß Knnst etwas verlangt»
5et|t €uch nur bie ärmlichen plasaie ber Kunstaus*
jietongen gegen bie IBahlpsasate an! Deuts^Ianb ist arm!
Pie fjergeßung bes $ilms: „Pie Herrin ber tBelt" Fogeie
^ ßltssionen MarF. 3n e^ner Gerichtsoerhanblung jagte
ein §eage ans, bag es in Berlin „PireFtoren" non F^m-
0gfeüsd?asten gebe tm Aster non \& bis 25 3adrett, bie
tatsädjlid? ^unberttausenbe oerbienett. Sie grünben
mit Schauspielem eine ^ilmgeseUsc^ast, bnx&i ein 3*&se*a*
mirb ber (Selbmann gesucbt, ber gewöhnlich in Gegali
eines „neuen Heießen“ gefunben tnirbl 3a; Peutsehlanb
ijt arm, wenn man sür bie bilbenbe Kaust etwas sorbert!
Für Kmtgfritisen ift wenig plat* in ben Leitungen;
in aßen Berichten stnbet sId? ber Sa^, bag mögen Baum*
mangels nicht aussührlich berichtet werben Faun* Aber
über Sport siehen spaltenlange Artisel, man wetg
genau, wie ber 3ocsei lebt, was ber Bojer täglich igt unb
mieriel (Seltebte ber BingFämpser in ben F^M^er^ben
hat. Pas aßes wirb aussührlich berichtet, aber sür bie
bilbenbe Kunst — Baummangel unb nochmals Baum®
krfflens#lt| mattgeil
Mürben bie Menschen nicht mel glücklicher werben
?4amempkis söttnen, wenn ste geh ®on btt erwärmenden Sonne be*
scfyeitten liegen, bie in ber Kunst enthalten ist? Pa3u
gehört natürlich auch bas nötige (Selb, um bie Hlenschen
baraus 3U sühren. Pas grebt beFanntlich ber Bunb sür
SdjulsHungausgeßmtgen an. Grsrenlicherweise bringt bas
Kuliusmtmgerium bieseia Begebungen naßes Berstänbnis
entgegen, bte Stabt Berlin hat sogar 3weitausenb HTaiF
ticen «ssfWl 3U ^em Unternehmen beigesteuert! tBas ig hmiz btese
g|jj Heine Summe? XTCug es nicht jeden Küngler unangenehm
üeinperseirfs wenn .er geh an bie protegoersammlungen er*
innert, in benen bte Bertreter bet politisc^en Parteien uom
‘ 0 armen Peutschlanb sprachen, bas sür seine Küngler tuirb
®enig ober garmd?ts tun Fönnen? IPürbe es nicht
'ä'lJ motal«fä« sein, wenn btese Herren ihre Parteien aus®
* Lil sor^ern mürben, lieber bas (Selb, angatt sür ben XBahl-
rnmmel, sür Kung3U?ecse 3U oenuenben, tueniggens einen
Ceti? (Selb ist auch sür bie Kunst ba, tueun mau
es nur geben tuolltel
XPie es scheint, miß man geh auch im Kultusmini»
gerinm energisd^er mit ben Fra9en ^er ^ung beschästigen;
es hat bie Berliner AFabemie ber Künge ausgesorbert,
fiä? über bte BesormsähigFeit ber Kunghochschulen 3U
Hem. Pie AFabemie beaustragte Hlay üebermann mit
ber €rgattung bes Gutachtens. XBarum rust bas Hlini»
toum nicht eine KünstlerFonseren3 3usammen, tuie es bet
ber Besprechung ber Schulangelegenhriten bie Beichsschul*
sonseren3 3usammenrief ? 0b gerabe in ben Kreisen um

£tebermann, bie bie Sorgen bes Alltags tuenig Fennen
uoßes Derstänbnis sür btese Fra9ßtt uorhanben tgA soß
bahingesteßt bleiben. Auch bie Schnl!onsereit3 hatte
einen Ausslug sür Kunge^khung, ber beschlossen bat,
bag bie Schule bie Fünglerische (gegaltungssrast
unb bte GmpsänglichFeit sür Kunft im Ktnbe ent*
mtcFeln soß. $ür bte bkranbtlbung ber Cehrer merben an
sämtluhen h^here^ Schulen Fünstlerts<he petsönltchs
Feiten mit päbagogischer Begabung geforbert.
(Empfohlen werben serner XDanberuorführungen von
Kunst werse n unter gaatlicher HlitwirFung (bas besolgt
beFanntlich ber Bunb sür Schul*Kungaussteßungen). Per
Staat soß serner aße (Einrichtungen sür eine gesunbe
Fünglerische Anteilnahme bes gesamten BoIFes
sörbern!"
Wxxh auch btt Staat bas Gelb ba3u geben? $üt bie
Kunganssteßnng in Berlin hat bas F*nan5mtmfterium
mit Rängen unb IP.ürgen nur eine Fietne Garantiesumme
bewißigtl
3^fet unterbrach mich ein langer hagerer gtthörer:
„Mein lieber Kmtggenofse, aus ber alten £rbe enk
wtcselt gd} nun einmal aßes langsam, sagte er, bu mugt
schott Gebuib haben! Aber wie es scheint, wirb ja jeig
uteses uersu^tl 0hne 0rgamsaiton geht es ttidn, auch
in ber Kunst! Aber in erster Beifse müjsen bie Küngler
sür ihre Sache eintreten!"
„Pa' möchte ich &ach lieber 3ur alten €rbe 3urücs",
antwortete ich, „uießei^t sann ich ba ein bischen mit*
helsen." Uebrigens habe ich auch nergessen, meinen Mal*
sasten mit^uuehmen, bann ig es mir bier 3U langweilig.
ZTi^t einmal „hört hart!" ober „pfui psui!" würbe ba»
3Wtschen gerusen! 3n Peutschlanb gebraucht man neben
bem täglid?en Bier aud| seine Baiton „gttlicher (Entrügung"!
Aud| ig es interessunter im Kampse ber Geiger 3U gehen;
ein Pasein im parabies ig mir 311 geigtötenb!
Pa Farn gerabe ein KomeiewAuto uorbet!
Fahr mich 3ur alten £rbe — los, los!
Kaum war ich xn Berlin, ba hatte icb schon meine
tägliche Bation „gttlicher (Entrügung". Bor einem Bilber*
laben sah ich Schaufenger BeprobuFtionen als €in$tU
blätter 3mm BerFaus. Pa sagte ich mir, es müffen ja
uiele Bilber unuerFaust bleiben, wenn bie Küngler selbst
ihre Btlber 3m: BeprobuFtion herÖe^e!1 ^ Bur bie aßet*
grögten Kälber wählen ihren Megger selber.
3tt einem anberen Anssaij wiß ich einmal biesen
€in3elblättern gehörig an ben Kragen gehen! IBohl Fein
anberer Berus gibt seine geigigen (£r3eugntffe sreiwillig
3ur Berbißigung unb Berbünnutig hßr! Pieser eigentüm»
liehe „3bealtsmus" ig ei^ig unb aßein ein primleg ber
bübenben Küngler!
£ichtwarF sagte einmal: „Per Knnghanbel hat bas
Bedg, aße Macht an geh 3U nehmen, bte ber Staat, bte
Künglerschast unb bie beg^enbe Klage aus £ eicht*
sertigFett, UnFenntnisoberKuIturlosigFeitauss
geben!"
 
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