Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0172

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


u

Altenbruch, Bei den Türmen 1, Pfarrhaus, 2. Hälfte 18.Jh.



Altenbruch, Bei den Türmen, Kirche St. Nikolaus, Orgel, 1730, J. H. Klap







Den Südrand des Kirchhofs begrenzt u.a. das
um die Mitte des 18.Jh. entstandene, langge-
streckte Pfarrhaus, dessen nördliche Traufseite
mit der qualitätvollen Barocktür das ursprüngli-
che Erscheinungsbild der Fachwerkkonstruktion
mit den großen Kreuzpfostenfenstern bewahrt
hat (Bei den Türmen 1). Östlich der Kirche liegt
in der Blickachse des Alten Weges ein zweige-
schossiger Hotelbau (erb. um 1870/80), der mit
seiner sechsachsigen Fassade einen starken Ak-
zent im Ortszentrum setzt (Altenbrucher Bahn-
hofstr. 2). Der Quaderputz des Erdgeschosses,
die betonte Horizontalgliederung durch kräftige
Gesimse und die profilierten Fensterumrahmun-
gen kennzeichnen ihn als charakteristischen Ver-
treter einer spätklassizistischen Bauauffassung.
Um die Jahrhundertwende wurde auf der West-
seite der Altenbrucher Bahnhofstraße eine Reihe
von Wohnhäusern errichtet, die, im Detail leicht
varliert, gleichartig in zeittypischer Weise konzi-
piert sind: Einem traufständigen, eingeschossi-
gen Trakt mit Drempel ist ein zweigeschossiger,
straßenseitig vortretender Trakt unter Satteldach
bzw. Krüppelwalm angefügt. Von den ziegelver-
blendeten Bauten mit geputzten Ecklisenen als
Gliederung (Altenbrucher Bahnhofstr. 19, 21,
23, 25) hebt sich dabei das verputzte Haus
Nr. 27 durch seine Jugendstilornamentik ab. Ei-
nen vierachsigen, eingeschossigen giebelständi-
gen Haustyp mit Drempel, wie er für den kleinbür-
gerlichen Wohnungsbau ab der 2. Hälfte des
19. Jh. entwickelt wurde, dokumentiert der Zie-
gelbau Lange Str. 18 (erb. 1914), wobei sich die
Gestaltung noch völlig an späthistoristischen
Vorbildern orientiert. Eine anspruchsvollere Vari-
ante des späthistoristischen Wohnhauses stellt
das zweigeschossig unter Walmdach mit Eckri-
salit aufgeführte Gebäude Alter Weg 54 dar (erb.
1902), dessen Vorgarten durch die originale
schmiedeeiserne Einfriedung begrenzt wird.
Dem östlichen Treppenhaustrakt ist eine Säulen-
veranda mit Balkon im Obergeschoß vorgelegt,
die ebenso wie Fenster- und Türeinfassungen
eine aufwendige Putzornamentik in Rokoko-
formen auszeichnet.

Herausragend im Ortsbild nordwestlich der Kir-
che ist die zweigeschossige Villa Gehben, die
1907/08 von dem Architekten Achmet Steinmetz
für den Deutsch-Amerikaner Ernst Gehben
(1844-1916) errichtet wurde und heute von Öf-
fentlichen Institutionen genutzt wird (Alter
Weg 18). Der südlichen Fassade verleihen ein
Risalit mit Standerker und abschließBendem Fach-
werkzwerchhaus sowie ein die Ostecke einneh-
mender Turm einen repräsentativen Akzent.
Farblich kontrastierende Putzflächen, geschwun-
gene Dachformen an Zwerchhaus und Turm so-
wie variierende Fensterformen bilden u.a. das
den Landhausstil mit seinen malerischen Qualitä-
ten charakterisierende architektonische Reper-
toire. Hervorzuheben ist die zum großen Teil er-
haltene qualitätvolle Innenausstattung der Räu-
me, die in den siebziger Jahren in mehreren
Bauabschnitten restauriert wurden. Sie zeigen
heute wieder die ursprüngliche Farbigkeit mit
Schablonenmalereien in verschiedenen Mustern.
Bemerkenswert im westlichen Vestibül ist ein von
der Tiffany-Company in New York angefertigtes
Glasmalereifenster, das Schwäne und Schwertli-
lien zeigt.

Auf dem neuen, bereits in der 1. Hälfte des 19.Jh.
angelegten Friedhof lie8 Ernst Gehben, dessen



168
 
Annotationen