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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0258

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Halbwalmdach (erb. 1723) zeugt in Fassadenriß
(Rechteckfenster in Korbbogennischen) und In-
nengestaltung (Treppenhaus) von einer ausge-
sprochen gehobenen Bauweise, die trotz eines
späteren Dachstuhlbrandes (Verkohlung, Mauer-
riß) keinen größeren Schaden nahm. Von filigra-
ner Ausführung präsentiert sich das ädikulage-
rahmte Rundbogenportal mit reichem Ranken-
werk im Fries und in den Zwickeln. Vermutlich
wurde die heute Amtshof bezeichnete Straße erst
mit den Bauten des Amtsgerichtes (Amtshof 1,
erb. 1894-96) und des Kreishauses (Amtshof 2,
erb. 1898) angelegt, die in Anlehnung an das
Amtshaus ebenfalls zweigeschossig, massiv und
entlang der Westseite der Straße errichtet wur-
den. Während das südlich anschließende, trauf-
ständige Kreishaus mit rückseitigem Seitenrisalit
in FlurgrundriB8 und Fassadengestaltung (glasier-
te Ziegelbänder im Erdgeschoß, Stockwerkge-
sims) vergleichsweise funktionell ausfällt, domi-
niert der den StraßBeneingang flankierende Win-
kelbau des ehemaligen Amtsgerichts durch hell
gefaßte, gekuppelte Stichoogenfenster sowie die
Portal- und Eingangsgestaltung der Ostfassade
im Stil der Neurenaissance. Als wesentlich



Neuhaus, Amtshof 3, ehem. Amtshaus, 1723

schlichter tritt allerdings der hofseitige Gefäng-
nistrakt zurück, der in Verbindung mit der niedri-
gen Umfassungsmauer einen begrünten Innen-
hof ausbildet. Dieser großzügigen, gehobenen
Bebauungsstruktur entspricht auch das südlich
gelegene ehemalige Wohnhaus des Örtlichen
Amtsrichters (Bülsdorfer Str. 12). Das in einem
ausgedehnten Garten mit Wagenremise ange-
legte traufständige Ziegelhaus mit Seitenrisalit
und Drempel (erb. 1898) dokumentiert mit seinen
in Holz handwerklich sorgfältig gearbeiteten
Formdetails am Freigebinde, der Veranda und
am Seitenaufgang eine repräsentative Variante
der typischen Wohnhausarchitektur der Jahrhun-
dertwende.

DAS ÖSTLICHE ORTSAREAL

Vollkommen andersartig zeigt sich als zweiter
Kernbereich im Norden des Ortes der Schleusen-
platz, dessen Randbebauung in einer Gruppe
baulicher Anlagen zusammengefaßt ist: Die

Westseite bildet nach Abriß der Scheune die nur
noch zweiteilige Anlage einer einstigen Korn-





handlung mit traufständigem Wohnhaus und gie-
belständigem Kornspeicher (Schleusenplatz 1).
Beide um 1820 errichtete Bauten mit Giebel-
mansarddach und Aufzugsluken in der Mittelach-
se weisen relativ aufwendige Fassadendetails
auf: Die Tür- und Lukenrahmungen des Wohn-
baus mit Fachwerkfront sind wie auch seine Tür-
flügel rein klassizistisch, die des massiven Korn-
hauses in kantiger Lisenengestaltung gehalten.
Während die beiden Wohnbauten der südlichen
Platzwand (Schleusenplatz 2 und 3) verschiede-
ne Umbauten erfahren haben, zeigt sich das die
Nordzufahrt flankierende und 1986 instand ge-
setzte Haus Schleusenplatz 6 als typisches Ge-
bäude wohl der 1850er Jahre. Hervortretende
Gestaltungsmerkmale dieses zweigeschossigen
Ziegelbaus mit nördlichem Fachwerktrakt sind
markante Ausbildungen des Ortgangfrieses und
des Stockwerkgesimses. Dagegen setzt sich das
östlich gegenüberliegende Haus Schleusen-
platz 5 mit Drempel trotz annähernd vergleichba-
rer Fassadendetails als deutlich jünger ab (erb.
1906). Die weitere Ostseite des Platzes wird
durch das giebelständige, zweigeschossige

Hauptzollamt (erb. um 1860) mit seiner rundbogi-



Neuhaus, Schleusenplatz 6



Schleusenplatz 4, ehem. Zollamt



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