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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0013

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Ä.


Sonntag, S. Zanuar


' Bestellunge» auf -ie Heidel-
berger Zeitung für das erste Ouartal
werden fortwährcnd bei den auswär-
tigen Postämtern angcnommen, fnr
Heidelberg bei der Expeditivn.

Deutschlanp.

Karlsruhe, 2. Jan. Nr. 58 des Neg.-BlatteS von
1861. enthält frrner (Schluß):

1861/62: 329 Badener , 465 Nichtbadencr, tm Ganzen
794. cl. Akademtsche PrciSverthcilung zu Hetdelberg für

6) Dicnstcrlebtgungen: Die Stelle etneS Badearztcs tn

steüe mit etnem Gehalte von 1200—1600 fl. Die evan-
gelischc Pfarrei Feudenheim (1483 fl. Einkommen), und

der pens. Geh. Hofrath vr. v. Wänker in Frciburg, der
kathol. Pfarrer Jäck tn Aach, der kathol. Pfarrer Reute-

AuS Baden. Bei Besprechung bes Budgets
dergr.Postverwaltnng bemerkt die bad.Ldz.ge-
legentlich des Umstandes, daß nach Aufhebung
der Briefkreuzer Lei den Zustellgebühren von
Zeitungen die seitherigen Bestimmungen fort-
getten sollen, mit Recht: „Auf den Zeitungen
lastet in Deutschland eine ganz unverhäktniß-
mäßige Vertheuerüng durch die Posttaren, die
theilweise fast ebenso vicl betragen, als die be-
treffende Zeitung an Ort und Stelle kostct.
Eine solche Vertheuerung der Presse ist in
einem freien Staatswesen wie das unserige
eine Abnormität. Daö ganze öffentliche Le-
ben wird durch eine tüchtige Presse vermit-
telt und bestimmt, und jedeBeeinträchtigung der
Wirksamkeit der Presse ist eine Beeinträchti-
gung der freien und würdigen Entwickelung des
Volkslebens. Wir hcgen die feste Höffnung,
daß unsere Kammern bei diesem Punkte des
Budgets, sowie bei bem Preßgesetze sich (dse
Herren von der Rechten eben so wohl, wie
die de'r Linken) als aufrichtige Freunde ünd
Förderer der Presse beweisen werden." —
In unserem Lande sind fast überall die
Gemeinderathswahlen sehr lässig betrieben
worden und darum auch auf wenig erfreu-
liche Weise ausgefallen. Wenn die Bevöl-
kerung bei den Abgeordnetenrvahlen nicht mehr.'

Jnteresse zeigt, so hat sie es sich wohl felbst
zuzuschreiben, weun auch ihre Jnteressen keine
Vertretung finden.

Wolfaül), 31. Dec. Nach der bad. L.
Z. haben die Wohlmänner des 17. Aemter-
wahlbezirks an ihren derzeitigen Abgeordneten
Hrn. Dahmen folgende Zuschrift übermacht:
„Als wir Sie vor 2 Iahren zum Abgeordne-
ten der 2. Kammer der Landstände erwählten,
glaubten wir in Jhnen den Vertreter unserer
Wünsche und Bestrebungen gefunden zu haben.
Dieses Vertrauen haben Sie bis heute nicht
gerechtfertigt, wir mußten uns im Gegen-
theile zu uuserm großen Bedauern davon
überzeugen, daß Sie der entgegengeseßtesten
Richtung sind, welche wir verfolgen und ver-
folgt wissen wollen, und daß Sie in neuester
Zeit eine Stellung in der Stän.dev'ersammlung
eingenommen haben, welche Ihnen jegliche
Wirksamkeit für uns und nnsern Bezirk er-
folglos machen muß. Da wir Sie unter
diesen Umständen nicht mehr als den Mann
unseres Vertrauens ansehen können, so geben
wir hiermit nicht allein unserm, sondern auch
dem bestimmtesten Wunsche unserer Wähler
Ausdruck, indem wir Sie dringend ersuchen,
Jhr Mandat als Abgeordneter niederzulegen
und aus einer Versammlung zu scheiden, in
welcher wir einem Vertreler freierer Anschau-
ungen gerne den Platz eingeräumt wissen
möchten."

Tübingen, 1. Iau. Der 1851 aus Er-
langen hierher. berufene Professor v. Gerber,
welcher zugleich das Kanzleramt der Univcrsi-
tät, zuerst als Vice-Kanzler, jetzt als wirk-
licher Kanzler bekleidet,. wird Tübingen zu
Ostern d. I. verlassen, um einem Rus nach
Iena zu folgen, wo er die Stellen eines
Professors des dentschen Rechts und Rathes
am Oberappellationsgericht übernehmen wird.

Wiesbaden, 2. Ian. Gestern Abeno
nach 11 Uhr sind in Folge eines von der
hiesigen Justizbehörde ergangenen Befehls die
beiden Redakleure der,,Wiesbadener Zeitung",
Herr Koch Conradi und Hr. Löwenrha! ver-
haftet worden. Die Ursachc zu diesem ge-
richtlichen Einschreiten wird in der in der letzten
NumMer des erschienenen Leitartikels, beti-
telt: „Eine Zeit- und Weltbetrachtung beim
Iähreswechsel", enthaltenen Gotteslästerung
gesucht.

Kafsel, 29. Dez. Die Adresse für Wie-
derhersteüimg der Verfassung von 1831 lautet:

kommt, an Sie richten. Wir ehren in Jhnen von Her-

Recht zu halten. Und eS gibt eine Majestät der Wahr-
heit nnd deS RechtS, vor welcher auch dte Köntge thre
Kntee beugen müffen. Ein Wort etn Wort, ctn Mann
etn^ Mann! ^so haben die^DeutscheNb von jeher ^gesagt und

gen dte Hand zu bieten. Wir erklären nackentlich, daß
gesetzes vsm Zahr 1849 bestehen. Solllen E. k. Hohett,

dische Gefühl verdächttgen und schmähen. Jn schuldtger

Kafsel, 3 Ian. Heute versammelten sich
die Landtags - Abgeordnelen zur Bureauwahl.
Alle, außer zweien, erklärten, nur mit Rechts-
verwahrung zu wählen. Der Landtagskom-
missär bekämpfte die letztere und bemerkte u.
A., „dann sei.die Versammlung unstarthaft
und zwecklos". Sodann verließ er sammt
Sekretär und jeneu beiden Treuen oen- Stände-
saal. Die Versarnmlung wählte ihr Bureau
doch. Präsivent Nebelthau hält eine entschic-
dene Ansprache zur Wahrung der Rechte bes
Landes. Die Versammlung beschließt, die Rück-
antwort der Regierung auf die Bureauwahl
abzuwarten.

Aus Thüringen, 31. Dez. Dem Pro-
test des Herzögs von Meiningen bezügiich
der vom Herzog von Coburg-Gotha mit Preu-
ßen abgeschlossenen Militärconvention ist, wie
bekannt, auch der König von Sachsen beige-
treten. Dieß .hat dem Herzog Ernst Anlaß
zu einer Entgegnung .an den letzteren gegeben,
welche kürzlich nach Dresden abgegangen ist.
Gutunterrichtete Personen woüen wissen, daß
auch die königl. sächsische Erwiederung hier-
auf bereits in Coburg eingelKngt sei.

Eigener Herd.

Von Hermann Schmtd.

(Fortsetzung.)

„Holla, Balthes! Zimmer-Balthes!" rief der

„Da bin ich in Lebensgröße", erwiderte Balthes
und zeigte sich in der Mauerluke; „wer aber sagt,
daß ich da verstrckt bin, das.ist ein Lügner. Ich
mach' kein Geheimntß draus, daß ich da bin; aber
sch komm' nicht hinunter zu euch und laß euch auch
ntcht herein. Mso, wenn ihr was von mir wollt,
so müßt ihr schon so gut sein und mir's da herauf
sagen!" — „Sei gescheut, Balthes", rief ein An-
derer, „dein Wehren nützt dir doch nichts, also gib
nach, damit es kcin Unglück gibt. Wir haben den
Befehl vom Landgericht, dich zu holen. Du hast
dir da ohne Fug und Recht eine Herberg' gemacht,
noch dazu mitten im Wald. Das darf nicht sein,
also'gib dich und-komm' herunter!"

„Wenn's weiter nichts ist!" lachte Balthes und
legtc sich mit untergcschlagencn Armen breit in die

Maueröffnung, „dann könnt ihr nur gleich wieder
heimgehen, Männer. Laßt euch den Gang von
denen zahlen, die euch umsonst herausgesprengt ha-.
ben! Jch bleib', wo ich bin, und ihr könnt —euch
heimgeigen laffen! Jst's euch nicht recht, daß ich
mir mein Nest da an den alten Thurm angehängt
hab', was der geringste Vogel im Wald thun darf?
Wollt ihr mir's verwehren und mich ausjagen und
mein Nest herunterstoßen, wie ihr's allenfalls mit
einem Schwalbennest macht, das euch nicht behagt?"
— Probirt's einmal, aber vergeßt auch nicht, daß
ich keine Schwalbe bin, sondern ein großer grober
Vogel, der wüthige Krallen hat und euch die Au-
gen auskratzt!" Damit ließ Balthes wie zufällig
den blanken Lauf einer Doppelbüchse auf dem Ge-
mäuer klappern, daß die Bauern fich unwillkürlich
seitwärtö drängten.

Jetzt glaubte der Gensdarm den Augenblick ge-
kommen, setn Ansehen geltend zu machen. „Den
Augenblick aufgemacht!" schrie er. „Jch habe den
Befehl, dich und die Loni zu arretiren! Jhr seid
Vagabunden, mit denen man keine Umstände ma-
chen wird!" — „Hilft nichts, auch nicht mit der
Grobheit", antwortete Balthes. „Ich gehe nicht

und Siegel bringt, daß ich und-die Loni frei find,
daß uns Niemand was zu Leid thut und daß wir
uns heirathen dürfen! Du aber, du Grüner, nimm
dein großes Maul in Acht, damit du Niemand
schimpfst, der besser ist als du — fonst machen wir
Bekanntschaft miteinander!."

Kaltblütig nahm er die Büchse in Anschlag und
richtete die Mündung auf den Gensdarmen. „Es
ist am besten", sagte dieser rasch bei Seite sprin-
gend, „wir ziehen uns zurück und zetgen die Sache
dem Landgerichte an. Man muß Mord und Todt-
schlag zu verhindern suchen, so lange es angeht.
Ich will mir neue Verhaltungsbefehle holen. —
Nur Geduld!" rief er dann, gegen den Thurm ge-
wendet. „Wir kommen wieder, und dann soll dir
der Uebermuth vergehen!" Langsam entfernten sich
die Angreifer. Balthes blieb aber noch lange auf
seinem Lauerposten, die Büchse neben sich, bis er
fich überzeugt hatte, daß es nicht blos eine Finte
war, sondem daß fie in Wirklichkeit sich entfernt
hatten.

Dann trat er in's Gemach zurück und lehnte la-
chend vas Gewehr in eine Ecke, unterbrach fich aber,
 
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