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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0187

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SK L8. Mittwoch, 28. Februar L8«2.

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Zettuir^" k^lin man stch
„ ^ n«ch sürdenMoiiatMäy

lpit 18 Kreiizern ahoylilrcn bei allen Postau-
staltcn, den Boten nnd Träjzern, so wie bei
dcr ^rpedition (Heugasse Nr. 2).

Depesche

deö bad. MinisterS Frelhcrrn v. Roggcnbach
an den großh. Gcsandten am kön. sächstschen
Hose, Freiherrn >>. Marjchaü, in Beriin.
tFortsrtzung.)

ziehen könnte, — oder auch eine Vertretung^ welche

welche das politische Znteresse Deutschlands, dasi Jn-
teresse seiner Macht und Unabhängigkeit cftwahrt wcrden

daß dieser weilere Bünd^ größeren Wechselfällen äusge-
setzt sein -soll, als jetzt schon der deutsche.Bund gewe-
sen ist. - >

cher Seite dieselben auch eintreten mögenä als unaus-
süh'har, sich erjveift. , (Fortsi f.)

Badischer Landtag.

Karlsruhe, 24. Febr. 9. öffentl. Sitzung
der l. Kammer. Vorsitz: Fürst v. Löwenstein.
Am RegierunMische: bie Geh. Räthe Lamey
und Vogelmann. Das Präsidium macht Mit-
theilungen der II. Kammer nnd das Secre-
t'ariat den Einlanf von 3'Petitionen bekannt.
Lauer, Iolli und Frhr. v. Türkheim zeigen
DruüfertigeBerichte an. Hierauf wurden die
Rechuungsnachweifungkn des Ministeriums des
Znnern ohne Discussion "für gerechtfertigt er-
klärt, und die Kammer schreitet zur Prüfung
der Nechnttttgsnachweisungen des Finanzmini-
steriums Tit. I bis VHl und „Eigentlicher
Staatsaufwand". Auch diese wurden für ge-
lkchsfertigt anerkannt. Frhr. von Stotzingen
bittet die gioßh. Regierung, den Bezirksfor-
stcien die Weisung zugehen zu lassen, die
größte Beachlung und Sorgfalt dem Zustande
der Privatwaldungen zu wldmen. Geh. Nath
Vogelmann erwidert, daß diese Weisung schon
bestehe und wenn nicht überall Erfolg wahr-
zunehmen, so tragen die Bezirksforsteien nicht
die Schuld; es sei in den leßten Iahren viel
geschehen, aber die ungünstige Witterung habe
Nachsicht geboten. Die Kammer schreitet zür
Berathung des Berichts des Abg. Lauer über
das provisorische Gesctz, die Dnrchgangszölle
belr. Mchdem Berichteistatter. vie bekanuten
Wünsche derH. Kammer empfohlen, und Dennig
auch die Flößerei dabei in Beziehung gebracht

hatte, wird dem Gesetze er'nstimmig die nach-
trägliche Genehmigunq ertheilt. Solche erhielt
auch ohne Diskussion das provisorische Gesetz
über Eingangszollfreihert für rohes Zinn.
Schließlich wurden gewählt: in die Eisenbahn-
Commission: Frhr. v. Stotzingen (15), Ge-
neräl Hoffmann (15) und Lauer (13 Stim-
men); in die Commission für den Gesetzent-
wurf, die Trennung von 2 Nebengemeinden
von der Hauptgemeinde Heudorf betr.: Graf
v. Kageneck (l.7), Graf v. Berlichingen (10)
und Frhr. v. Gemmingen (9 Stimmen).
Schluß der Sitzung. Nächste Sitzung: in 14
Tagen. (K. A.)

Karlsruhe, 24. Febr. Jn der heu-
tigen .Sitzung der zweiten Kammer macht
das Sekretariat eine große Menge von
Pctitionen gegen die Emanzipation der
Israeliten bekannt, sodann'folgende weitere:
der Hauptlehrer Nagel in Trienz und Höflin
von Rittersbach um Aufbefferung der Lehrer-
gehalte; aus Renchen um Errichtung einer
Telegraphenstation, aus Bühl (A. Kenzingen)
um Wiederhersteüung der Gemetndeordnung
von 1831, aus Unteröwisheim um Aufhebung
der großen Bürgerausschüffe, aus Stühlingen
um Herstellung einer Pferdeeisenbahn über
Schleitheim Mch Behringen und des Handels-
vereins in Mannheim um Aenderungen des
Gewerbegesetzes und Niederlaffungsgesetzes,
endlich eine Erklärung ans Lahr gegen die
dortige Petition wider die Judenemanzipation,
mit dem Antrage, in dieser Angelegenheit der
großh. Regierung mit aller Kraft zur Seite
zu stehen.

Lamey von Pforzheim begründete hierauf
r'n längerem Vortrag seine Motion auf Ab-
änderung des §. 37 Abs. 3 der Verfassungs-
urkunde, wonach in erster Neihe der Absatz
3, also überhaupt^der Census bei der passi-
ven Wahlfähigkeit, aufgehoben, eventuell aber
wenigstens die Capitalsteuer neben der bis-
herigen erforderlichen Gewerb- oder Liegen-
schaftssteuer als zureichend erklärt werden
soll. Der Motionssteller führt namentlich an,
daß die Bestimmung des genannten §. 37 bei
der großen Verändernng-in Besitz und Be-
steuerungsverhältniffen seit Erlassung der Ver-
fassung nicht mehr gerecht schiene, die öffent-
liche Meinung, die Presse habe sich vielfach
dagegen ausgesprochen. Es ist zwar bedenk-
lich an dem sichei^l Grund des Verfassungs-
gesetzes zu rütteln, besonders in einer Zeit,
wo dl'e Wogen des öffentlichen Lebens ohue-
dies höher gehen. Trotzdem aber und obgleich
er selbst durch die angegriffene Bestimmung

Proceß Dumoüar-.

Eröffnet zu Bourg am 29. Januar.

(Fortsetzung.)

Der FlursLütze Molc ist der Personbeschreibung
nach zuerst auf Dumollarb verfallen. Zwei Tage
mach vesscn Verhaftung begegncte ihm die Ehefrüü
Dumollürd und fragte : Ist es wahr, daß man fagt,
die Effecten des Mädchens von Tramoyes seien
gefunden?

Präsident: Sind Sie ganz gewiß darüber, daß
fie daS gcsagt hat? Däs ist sehr wichtig. Denn
das Mädchen von Tramoyes ist Marie Baday, er-
mordet im Jahre 1855, und diese Frage der An-
aektagten bewcist, daß sie Kcnntniß von dem Ver-
vrechen hatte.

Zeuge: Nachher Lußerte sie noch: „Aber das
Mädchen ist ja toht, man wird sie nicht finden;
man wciß nicht, wo sie liegt." Jch war ganz er-
staunt und wußte nicht, was sie sagen wolle, denn
ich wußte ja gar nichts von dem ermordeten Mäd-
chen von Tramoyes und fprach vielmehr von der
lebenden Marie Pichon.

Die Angeklagte, die sich durch ihr böses Gewissen
verrathen hat, sucht die Sache so darzustellen, alS
hab§ der Flurschütze selbst zuerst von dem Mädchen
von Tramoyes gesprochen, — eine ganz unmyg-
liche Unterstellung.

Zeugin Isar hat wegen Diebstahls im Arresthauö

gesessen. Dort hat die Dumollard folgende Aeuße-
rung gegen sic gethan: ^,Es sind ihrer noch zwet,
die sie nicht findcn werden; Eine in dem Wald
nebey unserm Dorf und noch Eine." Auf ihre
Frage, ob man die Andern in die Rhone gewor-
fen, gab sie keinc Antwort.

Ehefrau Dumollard: Das ist ein falscher Zeuge,
ich habe mit 'ihr nur von dem Mädchen von Mont-
main gespröchcn; allcö Andere ist pure Erfindung.

Zeugin Ifar hat ferner folgende Aeußerungen
der Dumollard gehört: „Diese Luder! sie werden
ntchts mehr von nür ersahren, ich Habe schon zu
yiel gcsagt! Hcin Geld hab' ich aber wohl auf-
gehobcn und^ ünter einem Steinhaufen verborgen;
sie sollen es nicht bekommen!" Ferner hörte fie
eines Tages deN Angektagten, welcher 'im Gefäng-
nißhof auf eine Fensterbänk gestiegen war, seiner
Frau zurufcn: „Sag' einmal, alte Vcttcl, was
hast du angestellt? Wenn ich spreche, so schneidet
man dir den HalS ab, sv gut wie mir!"

Ehefrau Humollard: Sie find ein falscher Zeuge;
man kann gar nicht sagen, was Sie sind! Sie sind
eine Schwätzerin!

Der Angeklagte leugnet jene Aeußerung gleich-
fälls und will vvn sciner Ehefrau nur etwas Brod
verlangt baben.

Schlttßlich deponirt ern Gefängnißwärter, daß
Dumollard im Arrest einen Erhängungsversuch ge-
macht habe. Der Angeklagte gibt zu, einen Strick
um das Gitter geschlungerr zu haben, behguptet

ken an Selbstmord weist er dagegen üieit von fich,
und ist dies fast das Einzige, was man auf's Wort
glctuben kann.

Die Zeuaenliste ift hiermit erschöpft.

Die Plardoyers beginnen in der Sitzung vom 1.
Februar. Dev Präsident beginnt mit einer Eröff-
nung an die Gcschwornen: Wir müssen Sie darauf
aufmerksam machen, daß der größte Theil der Ueber-
führungsstücke von den Zeugen nicht anerkannt wor-
den ist; diese nicht anerkannten Stücke sind Jhnen
daher bis jetzt gar nicht vorgelegtworden; wir ha-
ben Ste zu fragen, ob Sie bie Vorlage wünschen?

Die Geschwornen lehnen ab.

Präfident: Bevor ich ber Staatsbehörde das Wort
erthetle, habe ich noch eine letzte Frage an den An-
geklagten. Ehefrau Dumollard, hören Sie wohl
za und antwortcn Sie dann: Von 536 Ueberfüh- ^
rungsstücken sind mehr als 400 nicht anerkannt wor-
den. Bleiben Sie dabei, daß Ihr Mann Ihnen
diesclben gebracht hat, und daß sie, nach seiner An-
gabe, von ihm gekauft sind?

Die Angeklagte bejaht.

Präfidcnt: Und Sie, Dumollard?

Dümollard: Ich habe nirgends gesagt, daß ich
Alles gekauft hätte; jcdenfalls sind vier Päcke da-
bei, die mir die beidcn Leute gegeben haben, ohne
daß ich von den Mäbchcn etwas gesehen hätte.

Präsident: Das haben Sie schon erklärt; allein
 
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