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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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März
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Hcidelbergtr Zeilung.

N; «r


Samstag, tS. März


Badischer Landtag.

Karlsruhe, 13. März. Der i'n der ketz.
ten Sitzunfl der Zweiten Kammer vorge-
kegte Gesctzentwurf über die Anfstelluntz,
der Ersatzmannschaft lautet:

Friedrich, von Gottes Gnaden Großherzoq
von Daden, Herzog von Zähringen.

In Erwägung, daß durch Bundesbeschluß
vom 23. Ianuar d. I. die unverzügliche Er-
höhung der Ersatzcontingente. auf ^/z Procent
der Matrikel vorgeschrieben ist, und in der
Absicht, die allmälige Aufstellnng des erfor-
derlichen Mehrbedarfs von 1667 Mann mit
möglichfter Erleichterung der Kriegsdienstpflich-
tigen durchzuführen, haben W ir mit Zustim-
mung Unserer getreucn Stände beschloffen
und verordnen, wie folgt:

§. 1. DieKriegsdienstpflichtigen, deren Dienst-
zeit in den Iahren 1862 bis einschließkich 1867
abläuft, sind verpflichtet, sich noch cin Ighr
lang als.Ersatzmannschaft zur Verfügung der
Kriegsbehörde bereit zn halteg.

8. 2. Diese Ersatzmannschaft kann nur im
Fall des Krieges oder der Kriegsbedrohung
durch Beschluß der obersten Staatsbehörde in
Dienst, berufen werden.

Sie untersteht, so lange sie nicht im Dienfte
sich bcfindet, weder der militärischen Gerichts-
barkeit, noch überhanpt den Militärgcsetzen
und militärischen Vorschriften; auch ist sie in
ihren bürgerlichen Verhältnissen dadurch in
keiner Weise beschränkt.

8. 3. Einsteher, welche in den Iahren 1862
bis einschließlich 1867 ihre Capitulationszkit
vollenden, sind dieser Verpflichtung nicht unier-
worfen, ohne daß deßhalb dieselbe auf ihre
Einsteller überginge.

8. 4. Den Angehörigen dieser Ersatzmann-
schaft ist gestatret, Einstandsverträge mit an-
dern Kriegsdienstpflichtigen ab^uschließen.

8. 5. Das Kriegsministerium ist außerdem
ermächtigt, die Angehörigen dieser Ersatzmann-
schaft in dringenden Fällen von dieser außer-
ordentlichen Dienstpflicht zu entbinden.

8. 6. Das Kriegsministerium ist mit dem
Vollzuge dieses Gesetzes beauftragt.
ben rc.

Zur Beglaubigung:

S ch u n g g a r t.

Karlsruhe, 13. März. Die in der
22. Sitzung der kl. Kammer eingelaufeneu
Petitionen waren folgende:

Bitte der Gemeindemitglleder und Eiywohner^von

Eine Vorlesung fiir die deutsche Flolte.

3s Heidelberg, 11. März. Mit dem am 1. d.
M. abgehaltenen Dortrage des Prof. Friedretch
über die „thierrsche Zelle" smd die Vorlesungen zu
Gunsten der deutschen Flotte geschloffen. Dieser
letzte Vortrag bildete einen interessanten und wür-
digen Schluß für dieses patriotische U.nternehmen.
Der Redner mackte vor AUem darauf aufmerksam,
baß es sich in seinem Thema um die^Gesetze des
organischen Lebens selbst handle, um die rnnere
Bcschaffenheit und Zusammcnsetzung des mensch-
lichen Organismus. Die Vorstellungen hierüber
haben seit mehr als 2000 Iahren die merkwürdig-
sten Umwandlungen erfahren. Ie nach den ver-
schiedenen Culturzuständen, politischen Strömungen,
philosophischen Bestrebungen und naturwiffenschaft-
lichen Enidcckungen haben die Theorien nach ihrem
Inhalt und threr Form vielfach gewechselt. Der
Redner erörterte hierauf das System des alten grie-
chischen Arztes Hypokrates (400 I. v. Chr.) naher,
welches ebenso wiejencsdesGalenus(160I.n.Cbr.)
auf einen und denselben Grund gebaut war, und
im Wefentlichen bis 1525 Geltung hatte, wo eine
neue Grundtehre der Heilwissenschaft durch Para-
celsus auftauchte. Derselben folgten sodann ziem-
lich rasch auf einander die Systeme von Helrnont
und Sylvius, dem Geist des Zeitaltcrs gemäß mei-
stens auf mystisch-chemischen Theorien fußend. Gegen
Ende des 17. Iahrhunderts begründete sodann Al-

2) Gleiche Bitten von Peterzell, Stockburg, Amts
Villingen, und Burgberg; eingekommen beim Secreta-

cretariat.

4) Bitte der Gemeinderäthe zu Schönaü, Heiligkreuz-

10) Wiederholte^Bitte des Gemeinderaths und engern
Ausschusses der Stadt Eberbach um Rückgabe der bei
der aUgenieiiieu Entwasfiiung im Juni 1849 dort ab-

schasfung der Wasenmeisterei betr.; übergeben durch den
Abg. Spohn. . ^

died- von, Mjwxn groß^ ^taatS-

17) Lithogrä^hhte Petiironei! g e g en di?Gleichstel-

Bühl, B.-A. Waldöhut, übeigeben vom Adg. Nulsch-
maiin; Heitei^heim, B.-A. Staüfen, übeigeben vom

übergeben vom Abg. Fröhlich; Kirchzarten, L.-A. Frei-

L.-Ä. Freiburg; Schonach/B.-A. Triberg; Ehrsberg,

B.-A. Ge'ngenbäch; Bodensweier, Linr, Zicrolshofen
und Hausgereuth, B.-A. Kork; Neckarelz, B.-A. Mos-
bach; Nohlsbach, B.-A. Osfeiiburg; Darlanden, L.-A.

Crklärung

*Nachstehende Erklärung ist von den Mit-
gliedern der deutschen Fortschrittspart« des
Abgeorbnetenhauses, svwie von Abgeordneten
anderer Fractionen, die für deu Hagen'schen
Antrag gestimmt haben, unterzeichnet worden:
^Als ^iii^daö waren

erscheinen würde. Die sofortige Ausführbarkeit dieses
Beschlusses hat sich auch üereits durch die Umarbeitung
mehrerer EtatH» nach Maßgabe desselben in der Budget-
commission bewährt.

Daß eine solche detaillirte Aufstellung des Hauptetats
künfiig unerläßlich sei, ward von allen Seiten aner-

eine derartige Abändcrung sür die Zukunft in Auösicht.
Dagegen widersprach sie derselben für dieses Jahr.
Wir aber, die wir nicht über die Fürmen künstiger
Budgets zu versügen , sondern über den Jnhalt des
gegenwärtigen nach Pflichr und Gewissen zu bcschließen
halten, wir durslen uns nicht aus Mnsche beschränken,
deueii auch späier schwerlich ohne die eigene Thätigkeit

bert Haller die Lehrc von der Zusammensetzung des
menschlichen Körpers aus Fasern. Mit dem An-
fange des 19. Iahrhunderts begann sich aber erst
bas lange Dunkel in den Naturwiffenschaften voll-

gen geöffnct. Diese haben nun zu der Erkenntntß
gefüyrt, daß die Formbestandtheile aller organischen
Körper, Pflanzen, Thiere, Menschen auf dte Ur-
und Grundform der Zelle zurückführen. Diese
Zelle ist vergleichbar mi^ kleinen, meistens runden
Bläschen, aus einer zarten Hülle und einem eiweiß-
artigcn Inhalt bestehend, also Schaale, Kern und
im Kepn cm Kcimkörperchen, der Same künftiger
Zellen, alles in kleinster mikroskopischer Gestalt.
In dfr Zelle hat man die Urform des Lebens gefun-
den. Die kleinste Pstanze, sowie pie einzellige Infu-
sorie hat die Bcdingung des selbstständigen-Le-
bens und Wachsthums in stch. Von diescn geringen
Anfängen an bis zü dem reichgegliedertcn mensch-
lichen Organismus, zahllvse Stufenbildungen hin-
durch, herrscht eine wunderbareOrdnung, ein wohl-
organisirtes Zusammenwirken des Einzelnen, wie
der Mensch es im Staatsleben wohl nachbilden
mag. — Der Redner erinnert zum Schluffe, daß
auch im deutschen Vaterlande ein neues tzeistiges
Leben sich zu regen begtnne, Er versctzt seine Zu-
hörer im Geiste an dre Gestgde des Meeres, zu
dcffen Schutze einx tzeutsche Flotte tns Leben treten

soll. Es sei cin lichter erkebendcr Gedanke, baß das
Schiff mit feinem feften Rumpfe, mit seinen stolzen
Masten und fliegenden Segeln, nicht mtnder die
rüftige Mannschast, die es leitet und vertheidigt,
auch innerlich zusammengehören, aus einer Grund-
formMtstanden sind: aus Ver Zelle, in welcher
der Mensch seine ewige Verwandtschaft mit der Na-
tur erkennt.

Die Damen-Toilette.

Der steigende Lurus in der Damenwelt hat in
England ein allerliebstes Büchlein hervorgcrufen,
eine eben so witzige, als spottluftige Persiflage der
schrankenlosen Anforderungen, welche die Frauen
und Töchter heutzutage an die Geldbeutel ihrer
Männer und Väter stellen. Das Büchlein trägt
als Motto das Bild eines jungen Mannes, der
sich behaglich in einem amerikanischen Wiegestuhl
schaukelt, eine Cigarre raucht und ausruft:

WLr' ich so rcich auch wie der Zar,

Es rst mir dcnnoch völlig klar,

Daß alles Geld nicht reichen würde,

Wenn ich mir nähm als Ehstandsbürde,

Ein Weibchen, das nichts anzuziehen hat.

Nichts anzuziehen! ist auch der eigentliche Titel
der wohlbegründeten Satyre. Es ist dtes ein Aus-
ruf, den allerdings diejenigcn Damen ausstoßen,
die gerade am meisten anzuztehen haben, und es
tst intereffant zu bemerken, daß aüe Sprächen den-
 
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