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Heidelberger Zeitung — 1862 (Januar bis Juni)

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April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2810#0331

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Hkidrllmger Iritung.

8L.


Mittwoch, N. April

Besteüungen auf die Heidel-
berger Zeiiung für das zweite Quartal
werven sowohl bei allen ^roßh. Postämtern,
als auch für hier bei der Erpedition d. Ztg.
angenommen.

Badischer Landtag.

Karlsruhe, 7. April. Fünfunddrk'ißigste
öfseutllche Srtzung der Zweiten Kammer, unter
dem Vorstße des Präsidrnten Hildebraudt.

Vvn Seiten der Negierung anwesend: Geh.
Refercndär Cron.

Das Skcretarial zeigt den Einlauf folgen-
der Petitionen an:

^1)^Bitte der Gcrneinden Orsiügen, Stahringen und

chem Betresf; elngekommen beim. Secretariat.

Die Tagcsorbttnng führt zur Berathung
des Berichts des Äbg. Buhl über das Budget
des großh. Ministcriums des Jnncrn für 1862
und 1863, Tit. H., HI., IV. der Einnahuren
und Tit. XII.—XVI. der Ausgaben.

Tit. XH. Milde Fonds uud Ärmenanstalten.

Der Autrag der Commission, die Ausgabe
mit jährlich 97,364 fl. zu bewilligen, jedoch
mit dem schon früher gemachten Vorbehalt,
daß dadurch die Auerkennung einer rechtlichen
Verbindiichkeit der Staatskasse zur Dcckuwg
aller unter diesem Titel erjcheinenden For.
derungen nicht ausgesprochen sei, wird ohne
Discussion angenommen.

Titcl ll. unv Xlll. Heil- und Pflegeanstalt
Pforzheim.

Die Commission beantragt die unverän-
derte Genehmigung der Einnahmen mit
110,670 fl., der 1!asten und Verwaltungskosten
mit 58;334 fl., und des eigenklichen Staats-
auswandö mit 94,465 fl., welchem Antrag die
Kammer ohue Discussiou beitritk.

Tit. III. und XIV. Heil- und Pflegeanstalt
Jllenau. Auf den Commifsionsbericht bemerkt
der Abg. S chm i t t: Er habe in jüngster Zeit
die Anstalt desucht und sich davon überzeugt,
daß zum Tadel der Verordnung vom Zuni
v. I. kein Grund vorliege, was er auszu-
sprechcn sich für verpflichtet halte. Dessen-
ungeachtel scheine ihm das Verhältniß der

Verpflegung der Ausländer gegenüber den Jn-
ländern kein ganz richtiges zu sein; es werfe
sich vielmehr die Frage auf, ob nicht etwa
ein Theil der Näumlichkeit der I. Klasse für
die II. und III. Klasse abgegeben werdeu kvnne.

Abg. Kirsner: Jn der Budgetkommission
sei diese Frage auch ausführlich besprochen
worden, dort aber mit großer Majorität in
dem im Bericht ausgesprochenen Sinne ent-
schieden worden.

Abg. Friderich: Die Frage, ob nicht
Näumlichkeiten der I. Klaffe bei dringendem
Bedürfniß für die II. und III. Klaffe her-
zurichten seien, dürfte doch von großh. Ne-
gierung reiflich zu erwägen sein.

Bei Tit. XIV., Eigentlicher Staatsauf-
wand, machen der Abg. Friderich, der
großh. Negierungskommiffär, Geh. Referendär
Cron, und der Abg. Schaaff einige kurze
Bemerkuugen bezüglich der Erspärniffe durch
Anschaffung eines neuen Herdes.

Zn §. 8., Heizungskösten, bemerkt die Kom-
mission: „Hier wurde der alte Budgelsatz von
8000 fl. gefordert, welcher aber in den Zahren
1858 und 1859 nicht gauz vergriffen wurde.
Wir können eine ausgedehntere Verwendung
von Steinkohlen statt Holz nicht genug empfeh-
len, da gegenwärtig die Holzfeuerung mehr
als doppelt so theuer als Kohlenfeuerung zu
stehen kommt, und beantragen daher eine
Minderung dieses Postens auf jährlich 7500 fl.

Diesem Antrag tritt die Kammer bei.

Geh. Nef. Cron erwipert, daß in der
neuesten Vorlage des außerorbentlichen Bud-
getS dieser Gegenständ berührt sei. Es werde
ein Aufwand von 1200 fl. erfordert, der aber
in 12—18 Monaten ausgeqlichen sein werde
durch die Ersparniffe. Der Commissionsbericht
sagt bezüglich der verlangten Besolbungsauf-
besserung für den Direktor: „Ahre Commission
beantragt, durch Bewilligung' dieser Mehrfor-
derung eine Anerkennung der vieljährigen und
ausgezeichneten Wirksamkeit des Directors der
Anstalt auszusprechen. Wenn hierdurch die
Schätzung großer persönlicher Verdienste ihren
Ausdruck erhält, so soll doch eine bleibend
höhere Dotation der Stelle nicht geschafsen
werden.

Abg. Schaäff spricht seine Anerkennung
über die segensreiche Wirksamkeit des Direk-
tors der Änstalt aus.

Nach einigen Bemerkungen über den Ge-
halt der Geistlichen dfr Anstalt wird der
Schlußantrag der Kommission, die Einnahme
mit 202,131 fl., die Lasten-und Verwaltungs-
kosten mit 94,868 fl., und den eigentlichen


Staatsaufwand mit 150,144 fl. zu genehmi-
gen, angenommen.

Abg. Frlderich spricht die Hoffnung aus,
daß die Verwaltung der Anstalt init den jetzt
gewährten Mitteln ausreiche, und daß es für
die Zukunft möglich werde, die Budgetsätze
einzuhalten.

Geh. Referendär Cron erwiedert, die großh.
Regierung werde Alles aufbieten, um Ueber-
schreilungen der Butgetsätze einzuhalten.

Tit. IV. und XV. Polizciliche Verwah-
rungsanstalt. Antrag: Die Einnahmeu mit»
25,474 fl., die Ausgaben mit 17,512 fl. und
den eigentlichen Staatsanfwand mit 22,862 fl.
zu bewilligen. Angenommen. Tit. XVI.
Verschikdene uud zufällige Ausgaben. Der
Antrag auf Genehmigung von 12,868 fl.
wirv angenommen und damit die Sitzung ges
schlossen.

* Politische Umschau.

Jn Halle ist die Auflosung der Burschen-
schaft „Germania" verfügt worden.

„Le Nord" gibt die Stärke der zwischem
Kärnthcn und Pola, nnd zwischen dcm Bre.n-
ner und Borgoforte ausgestellten österreichi-
schen Armee auf 192,000 Mann au; auch in
den Seearsenalen von Pola und Muggia
werde thätig gearl^eitet.

Zn Griechenland sind an mehreren Punkten
neue Unruhcn ausgebrochen. General Hahn
konnte üur ein Vorwerk von Nauplia nchmen
und versuchl daher nun, der Garnison das
Wasser abzuschneiden; die Znsurgenten, welche
dieses als eineü Bruch des Waffenstillstandes
betrachten, feuern aus allen Batterien. Die
Pforte zieht ein BeobachtungScorps an den
Grenzen zusammen.

Die americanische Regierung hat den Er-
bauern des „Monitor" sechs ähnliche Schiffe
in Auftrag gegeben.

Deutschlan-

Karlsruhe, 6. April. Auch in dnn
außerordenllichen Buvget für 1862 und 1863
ist die Universität Heivelberg mit namhaften
Summen bedacht. Für den Neubau nalur-
wissenschaftlicher Znstilute werden im Ganzen
124,800 fl. (59,800 fl. als schon bewilligten,
aber noch nicht verwendeten Kredit, und
65,000 fl. neue Anforderung) beansprucht.
Als außerordentlichen Zuschuß für das aka-
demische Krankenhaus ^ind 17,600 fl. iu Aus-
sicht geuommen. Das Budget führt hicrüber

Für Besucher der Welt-Jndustrie-
Äusstellung.

Der A. Z. wird folgende Warnung geschrieben:
Unsere Landsleute, die London im Laufe dxs Som-
mers zu besuchen gedenken, mögen keinen Augen-
blick vcrgcsscn, daß das Untcrnehmen der Welt-
Zndustric - AuSstellung für den Engländer
reine Geschäftssache ist) eine Speculation, mit der
er den schlechten Ausfall der Daumwoll-Industrie,
^die ourch den amerikanischen Bürgerkrieg erlittenen
Verluste zu decken gedenkt. Kosmopolitische und
humanistische Motive haben mit der Sache nichts
zu thun. Er marschirt allerdings fchonwiederein-
mal „an der Spitze der Civilisation", aber nicht
um die Weltindustrie zu beglücken, die Völker und
ihre Arbcit einander nahcr zu führen und das
Evangelium des friedlichen Wctteifers zu predigen,
sondern um gute Geschäfte zu machen. Möglich,
ja sogar wahrschcinlich, daß thm die Ausstellung
nicht die goldencn Bcrge bringen wird, dic er sich
davon vcrspricht; aber alle Vorbereitungen sind ge-
troffen, um scinen Erwartungen Nachdruckzu geben.
Die Privatspeculation hat riesenhafte Verhältnisse

angenommen und wird die complicirtesten Mittel
und Wege einschlagen, urn die sremden Gäste ge-
hörig auszubeuten und zu prellen. Diesem Schick-
sal, das in den verführerischsten Gestalten an sie
herantreten wird, können sie nur dadurch entgehen,
daß fie rechtzeitig ihre Vorbereitungen treffcn, und
nicht auf's Gerathewohl und ohne Orts-und Per-
sonenkenntniß hierher kommen. Namentlich müssen
sie sich hüten, ftiner der verschiedenen menschen-
freundlichen Gesellschaften, die sich „zur Beschaffung
billiger Logis", „zum Schutze gegen Betrug u. f. w.
gebildet haben, in dic Hände zu fallen; denn wenn
erst der englische Egoismus einen philantropischen
Aushängeschild anschlägt, so beabsichtigt er groß-
artige Operationen. (Jm Frankf. Journal sindet
sich folgende Warnung: Viele Aussteller, besonders
solche. welche sich zum ersten Mal an einer inter-
nationalen AuSstellung betheiligen, wcrden bald
nach Eröffnung der Letztcren Zuschriften erhalten,
in denen ihnen etwas Schmeichelhaftes über ihre
auSgestellten Erzeugnisse gesagt und die Gencigt-
heit ausgespro'chen wird, mit den P-roducenten in
Geschästsverbindung zu treten. Gleichzeitig wird
dabei zur Probe eine Bestellung gemacht und hin-

zugefügt werden, daß, ffalls der erste Versuch nach
Wunsch ausfallen sollte, größere Bestellungen er-
folgen sollen. Schon mancher tüchtige Geschäfts-
mann sühlte sich auf solche Wcise angenehm be-
rührt, sah die Hoffnung auf Ausdehnung setnes
Marktes in Erfüllung gehen und hatte htntcrher
den Vcrdruß, zu merken, d§ß cr in eine Falle ge-
gangen. Ohne Referenzen auf ein paar bekannte
Bankhäuscr hat jeder G^chäftsmann guten Grund,
gegen solche Bestellungen aus der Hut und miß-
traüisch gegen die zu scin, welche sie machen.)

Dre Plülldermig dc§ kaiserlichen Sommer-
palastes in Peking durch dN Franzosen.

Zur Jllustration dcr großen Thaten, welche Ge-
neral Montauban in China vollbracht hat und für
die ihm eine Dotation von 50,000 Francs zuge-
sprochen werden soll, theilcn wir aus der „Narra-
tive of thc North Lhtna Campaign of 1860", welche
der den britischen Erpeditionstruppen als Dol-
metscher heigegcbene Robert Swinhoe verfaßt hat,
den Hergang bei der Plünderung des kaiserlichen
 
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